(c) PESTER LLOYD / 2009 / feuilleton / 155 Jahre Pester Lloyd
Zukunftsland Ein Blick zurück ins Morgen Texte aus der europäischen Ideenwerkstatt Pester Lloyd
Prophezeiungen lehren in der Regel nicht viel Zuverlässiges über
die Zukunft, aber sie geben guten Aufschluss über die Gegenwart. Max Nordau, 1911
Der 155. Geburstag und 15. Jahrestages des
Wiedererscheinens des Pester Lloyd im Jahre 2009 ist passender Anlaß für eine Rückschau in die Zeit, in der das Feuilleton nicht das Feigenblatt, sondern der Stolz der Zeitungen, nicht Zeitvertreib der
Intellektuellen, sondern die Lust des Lesers und das Gottseibeiuns der Mächtigen war. Kurz, als es noch ein Politikum und nicht Teil einer Wertschöpfungskette war. Eine kleine Auswahl besonderer Texte:
Eine Chronik zur Geschichte dieser Zeitung
Sanftes Oval in kantiger Zeit
Zum 70. Todestag von Joseph Roth
Der folgende Text von Joseph Roth, dem
Jahrhunderterzähler, an dessen Tod vor 70 Jahren (27. Mai) wir hiermit erinnern, entstand ganz wahrscheinlich im Café Le Tournon in Paris, in dem Roth auf diesem berühmt
gewordenen Foto sitzt und das so viel über ihn zu sagen scheint.
ZUM BEITRAG
Im Pester Lloyd vor 100 Jahren
Haydn in Ungarn
Zum 200. Todestag
Die Centennarfeier eines der größten Musiker wird jetzt von der
ganzen gebildeten Welt gefeiert und an dieser Feier müssen auch wir Ungarn mit vollem Herzen teilnehmen. Nicht nur, weil ein großes Genie allen Zeiten und allen Völkern gehört, sondern weil
Haydns Wirken und Leben uns Ungarn niemals fremd war...
ZUM BEITRAG
Vor 100 Jahren im PESTER LLOYD:
Felix Mendelssohn-Bartholdy Zum hundertsten Geburtstag
Über Mendelssohns Bedeutung gehen die Ansichten
auseinander. Indes eine Menge Kunstverständiger in ihm einen genialen Nachfolger unserer Klassiker erblicken, der zu diesen in einem Verhältnis steht, wie etwa Heine und Kleist
zu Goethe und Schiller, wollen ihn andere mit Richard Wagner an der Spitze nur als Formalkünstler gelten lassen...
ZUM BEITRAG
Wo man den Hund mit SIE ansprach...
Erinnerungen an den PESTER LLOYD von Thomas Edmund Konrad, London, - dem wahrscheinlich letzten lebenden Mitarbeiter des alten Pester Lloyd
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Mein Großvater, der Graf und der Pester Lloyd
Mein Großvater, Graf Hugó Kálnoky, lebte ein kurzes, herumgeworfenes Leben, ein Spielball der historischen Umwälzungen seiner Zeit. Geboren 1900, pünktlich zu
Beginn des schrecklichen 20. Jahrhunderts; volljährig pünktlich zum Zusammenbruch der Monarchie, 1918.
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Im Pester Lloyd vor 99 Jahren: Zigeunerstempeln
Brepohl vs. Bársony: Eine Debatte von gestern und heute
...man möchte doch den Zigeunern alle Wagen und Pferde
abnehmen, um sie dadurch zum Aufgeben des Nomadenlebens zu zwingen. Auch sollen ihnen alle Waffen und Messer abgenommen werden, ferner solle man jedem Zigeuner an einem sichtbaren Teile des Körpers eine
Nummer abstempeln, um so eine Kontrolle derselben zu ermöglichen...
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Lauter Zukunftsmusik oder: Eva hat viel durchzumachen...
Ludwig / Lajos Hevesi war faktisch der Pressesprecher der
Wiener Sezessionisten und gleichzeitig ihr konstruktivster Kritiker. Wann immer das Rudel bunter Hunde ihre Jugendstile toben liess, sprach er davon und versuchte
zwischen Kunstrevoluzzern und konservativem Publikum zu vermitteln.
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Der Rezensent der Apokalypse Superlativismus Max Nordau - 1911
Herrschaft der Pöbelhaftigkeit, Bekenntnis der Unzuständigkeit
und des vollständigen Mangels an Autorität, niedrigste Einschätzung des Erziehungs- und Bildungsgrades der Leser, das ist die Bedeutung des Superlativismus, der heute der allgemeine Ton ist....
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Im Pester Lloyd vor 75 Jahren: Die rüstende Angst György Kecskeméti, 1933
... Die Lebensquellen, an denen sich frühere Generationen noch sattrinken konnten, versiegen eine nach der anderen. Massen und Völker verarmen, und
die Welt kennt immer weniger Freude und Glück...
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Laboratorium oder Beichtstuhl
Georges Benjamin Clemenceau: Glauben oder Wissen
Er dürfte in Ungarn nicht gar zu viele Anhänger haben, sind
sein Name und Walten doch zu sehr mit Trianon verbunden, dass die Ungarn bei jeder Nennung zu pawlowschem Aufheulen veranlasst und dessen Heranziehung für alles
gestrige und heutige Leid zum nationalen Fetisch geworden ist.
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Wenn ich aber von Gott rede, da schlafet ihr!
Hermann Hesse Am Ende des Jahres 1928
Die Post hat heute wieder viel gebracht. Zehn Zeitschriften, jede an die wahrhaft
Gebildeten apellierend und jede nach ausschließlich künstlerischen Gesichtspunkten geleitet, empfehlen sich fürs neue Jahr, und zwanzig Verleger
teilen mit, daß sie rüstig daran arbeiten, ihren rühmlichst bekannten Verlag in vornehmster Weise weiter auszubauen.
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ZUM 100. TODESTAG UND
180. GEBURTSTAG VON MAX FALK Für König, Volk und/oder Vaterland?
Max Falk, dem langjährigen Chefredakteur des Pester Lloyd,
gelang ein imposanter publizistischer Spagat: Er wurde als Ungar, Deutscher und Jude angefeindet und brachte alles schreibend unter einen Hut. - Falks Beispiel sollte sich das heutige Ungarn mit
dicker Druckerschwärze hinter die Ohren schreiben.
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Im Pester Lloyd vor 90 Jahren: Im Rausch der Stunde
Tage im November - Eine Presseschau
Vor 90 Jahren verdienten Schlagzeilen noch diesen
Namen, wurden innerhalb einer Woche jahrtausendalte Monarchien hinweggefegt, Regierungen entmachtet, der Erste Weltkrieg verloren, - Republiken ausgerufen, Revolutionen angezettelt -
Kein Stein der ehemaligen Weltmacht Österreich-Ungarn blieb auf dem anderen. Das Zerbersten Europas in einer historischen Presseschau ohne Kommentar, dafür mit der ganzen, ungefilterten
Spannweite der Ereignisse...
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Im Pester Lloyd vor 90 Jahren: Grüß Gott, da bin ich wieder!
Karl Marx "Zum hundertsten Geburtstag"
Von Dr. Alexander Petrovics, Pester Lloyd, 1918
Man mag es heute kaum noch glauben: aber die
Sozialdemokratie hatte einmal tatsächlich etwas mit dem Marxismus zu tun. Warum man nicht nur angesichts der Krise an "Marxens epochalem Lebenswerke nicht ohne
Hochachtung vorbeigehen" sollte, über den "Fetischcharakter der Ware“ und die "Verkennung der dem Geldsystem anheftenden Gebrechen" schrieb Dr. Petrovics vor 90 Jahren,
zum 100. Geburtstags eines "der größten Genies der Neuzeit" und "selbtlosesten Märtyrers der leidenden Menschheit."
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Im Pester Lloyd vor 70 Jahren: Ein Judengesetz in Ungarn Von Georg von Ottlik
Das Bildungsbürgertum jüdischer Abstammung stellte
mitunter die glühendsten Patrioten Ungarns - Diese hatten aber zwei "Geburtsfehler", die ihnen letztlich die Existenz kosteten: sie sprachen Deutsch und blieben Humanisten.
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Im Reich der Mokkabonzen
Julius Ludassy Kaffeehausgrippe
Eine Wiener Elegie, 1921
“Das Kaffeehaus, in dem ich einst die Schule gestürzt habe, ist mit einemmal verschwunden: es wird in eine Bankfiliale verwandelt.” - Die Hoffnung ist wohl
unbegründet, dass angesichts der Bankenkrise die Filialen der Finanzinstitute nun wieder in Kaffeehäuser zurückverwandelt würden.
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