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(c) Pester Lloyd / 30 - 2009 WIRTSCHAFT 20.07.2009
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Standpauke für Ungarns Banker

Zwei Monate dürfen Kreditverträge in Ungarn nicht angetastet werden

Bei der freitäglichen Gardinenpredigt, die Ministerpräsident Gordon Bajnai den Bankdirektoren einheimischer wie ausländischer Banken gehalten hat, gelobten diese - wiederum - Besserung. Ein verbindlicher Verhaltenskodex soll nun dafür sorgen, dass Kunden nicht kalt von Gebühren- und Zinserhöhungen erwischt werden, wie dies in der jüngsten Vergangenheit immer öfter der Fall war.

Aus Erfahrung über frühere sogenannte "Selbstverpflichtungen" klug, die für die Banken oft nichts mehr waren als heiße Luft, sagte der Premier nach der Standpauke: "Die Respektierung dieses Kodex´ wird für die Banken nicht einfach eine Möglichkeit sein, sondern eine Verpflichtung!", die von der staatlichen Finanzaufsicht PZSÁF kontrolliert werden wird. Diese Kontrolle wird auch die Möglichkeit der Verhängung von Strafen umfassen.

Bajnai hatte die Vorstandschefs der wichtigsten in Ungarn tätigen Banken einbestellt, weil sich in letzter Zeit die Beschwerden von Kunden häuften, die über einseitige Vertragsänderungen seitens ihrer Banken klagten, inklusiver spunghafter Zins- und Gebührensteigerungen. Vor allem die Umstellung von Fremdwährungskrediten auf Forint nutzten viele Kreditinstitute, entgegen vorheriger Absprachen, um sich ihre gestiegenen Kreditrisiken beim Kunden zu refinanzieren. Eigentlich eine dreiste Unverschämtheit, haben doch die gleichen Banken vorher ihrer Kundschaft massenhaft Fremdwährungskredite als die Universalfinanzierung für alle Lebenswünsche aufgeschwatzt, wohlwissend, dass damit unkalkulierbare Risiken verbunden sein konnten. An die immerwährende Stabilität des Forint glaubten nämlich die Bankanalysten selbst nicht, ja, die Banken verdienten sogar am Währungshandel, verloren aber ebenso auch.

Nachdem großen Einschlag der Finanz- und Wirtschaftskrise kamen Regierung und Banken überein, Menschen, die wegen Jobverlust etc. ihre Raten nicht mehr bedienen konnten durch Ratenstundung, Zinssenkung und gebührenfreie Umstellung von Fremd- auf Landeswährungskredite zu helfen, um Totalausfälle und Pfändungen und damit eine Verschärfung der sozialen Lage möglichst zu vermeiden. Die Banken hielten sich zum Teil an diese Abmachung, einige versuchten aber doch durch erhöhte Zinssätze Kasse zu machen. Der Staat stellte auch Nothilfe gegen Delogierung bereit.

Die neue Absprache lautet nun unter anderem darauf, dass, vom 1. August an, zwei Monate überhaupt keine einseitigen Änderungen an bestehenden Kreditverträgen gemacht werden dürfen. Bis dahin soll der neue Verhaltenskodex mit Finanz- und Wettbewerbsaufsicht koordiniert werden. Darin soll dann das Prozedere zur Veränderung und/oder Auflösung von Kreditverträgen klar geregelt sein.

Zigtausende Ungarn können aufgrund des Währungsverfalls, der steigenden Arbeitslosigkeit, ihre vielen Immobilien- und Konsumentenkredite, die die Banken früher mit allzu leichter Hand gewährt haben, nicht mehr oder kaum noch bedienen. Die Ausfallrate in Ungarn liegt - inoffiziell - bei 5-6%, allerdings hängen etliche Kreditverträge am seidenen Faden.

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(c) Pester Lloyd

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