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(c) Pester Lloyd / 30 - 2009 WIRTSCHAFT 23.07.2009
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Lizenz zum Pumpen in Gefahr

MOL Ungarn im Linzenzstreit mit Russland um ein Ölfeld
Revanche für das Aussperren von Surgut bei der MOL-HV

Die MOL hat eine Einigung um den Lizenzstreit auf einem sibirischen Erdölfeld vorerst ausgeschlagen und nicht an der Vorstandssitzung des betroffenen Gemeinschaftsunternehmens teilgenommen. Im Streit geht es darum, dass die bei der Förderung des Rohöls freiwerdenden Gasmengen, laut Bestimmungen der Lizenzbehörde, mit abgebaut und verarbeitet werden müssen.

Dazu befindet sich die MOL in einem 50:50 Joint Venture mit der Russneft, namens ZMB, die nun ihrerseits vorschlug, gemeinsam ein Gaskraftwerk zu errichten. Das betroffene Ölfeld fördert derzeit rund 2 Mio Tonnen Rohöl pro Jahr, die Reserven werden auf ca. 25 Mio Tonnen geschätzt.

Die russische Energie- und Umweltaufsicht Rosprirodnadzor fordert ZMB auf, sich an die Vorschriften zu halten, wonach 95% des "Beigases", dass bei der Ölförderung frei wird, zu nutzen sei, andernfalls könne die Lizenz, die eigentlich bis 2016 gilt, entzogen werden. Beobachter in Ungarn halten die Drohung für eine Antwort auf das ablehnende Verhalten der MOL gegenüber ihrem neuen Großaktionär Surgutneftegas. Sollte ZMB die Auflagen nicht erfüllen, könnte die Lizenz an Surgut oder ein verbundenes Unternehmen fallen. Surgutneftegas hatte vor einigen Monaten den ehemaligen OMV-Anteil von 21,2% an MOL gekauft, was zu harschen Abwehrreaktionen beim MOL-Vorstand geführt hatte.
(siehe: Hinter den Kulissen eines Deals, Teil 1-3)

Auch mit dem vermeintlichen Partner Russneft, ein Oligarchenbetrieb mit Staatssegen, hatte MOL schon reichlich Ärger. MOL unterstellte, dass Russneft Öl aus dem MOL-Anteil heimlich verkauft habe. Ein entsprechendes Gerichtsverfahren verlor die MOL erstinstanzlich. Da der größte Teil des russischen Öl- und Gasgeschäftes in Staatshand ist, die Arbeit vor Ort aber oft von dubiosen Provinzfürsten "organisiert" wird, ist es für ausländische Unternehmen nur unter Einsatz von viel Geduld und Schmierstoffen möglich, ein Geschäft zu machen. Dennoch meinen viele westliche Energieunternehmen, eben auch die MOL, dass man in Russland engagiert sein müsse. Hinter dem jetzigen Streit geht es unter anderem auch um Minterne Machtkämpfe in russischen Strukturen.

Russneft veranschlagt die Kosten für die Errichtung eines solchen Gaswerkes auf rund 20 Mio EUR, es würde annähernd 100% des anfallenden Erdgases von um 60 Mio Kubikmeter pro Jahr verarbeiten können. Die Leistung des Kraftwerkes läge bei ca. 16 MW, Teile des erzeugten Stroms könnte das Unternehmen selbst gebrauchen.

MOL sieht in dem Vorschlag von Russneft und dem Ultimatum der Behörden einen Erpressungsversuch, Vorstandschef Hernádi erklärte bereits, dass er alle Kooperationen und Maßnahmen, die Surgutneftegas helfen könnten, ablehnt, sogar, wenn er deswegen die Förderlizenz in Sibirien verlöre. Diese Aussage halten andere Analysten wiederum für einen kalten Bluff, MOL bliebe gar nichts anderes übrig, als mit den Russen mitzuziehen. Das Ölfeld habe jetzt noch einen Wert von ca. 400 Mio EUR, die Investition sei also verschmerzbar.

Im übrigen kooperiert die MOL mit der vollstaatlichen Gazprom im übrigen recht gut. Man wird in Ungarn gemeinsam ein riesiges Erdgaslager errichten, außerdem gibt es ein 50:50-Abkommen über die Errichtung des ungarischen Abschnitts der South Stream Pipeline.

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(c) Pester Lloyd

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