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(c) Pester Lloyd / 31 - 2009 OSTEUROPA 27.07.2009
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Krieg der Studios um Krieg der Sterne

Die Filmindustrien in Ungarn und Tschechien hoffen auf die neue "Star Wars"-Serie

Wenn alles gut geht, kommen bald die Jedi-Ritter nach Ungarn. Zuerst war Tschechien im Gespräch, doch eine Reportage des Walls Street Journals meint nun, das lukrative Rennen um eine hunderte Millionen schwere TV-Serie sei wieder offen und Ungarn definitiv mit dabei. Gefragt ist nicht so sehr die Schönheit des Landes oder die Eignung zur Marslandschaft, sondern es geht eigentlich nur um Geld und Rabatte.

Vielleicht bekommen ja Außerirdische den Laden hier besser in den Griff und räumen mit Laserschwertern mal so richtig auf. Vielleicht sind sie schon da, die Rechte redet doch schon immer so eigenartig von Fremdbeherrschung.... Nein nein, kein Grund für übertriebene Hoffnungen, George Lucas, Kultressigeur der Star-Wars-Filme sucht lediglich einen geeigneten Drehort für eine großangelegte TV-Serie, die auf dem Star-Wars-Plot aufbaut.

Lucas hat in Tschechien die 25 Mio USD-Produktion des Kriegsfilms "Red Tails" beendet und die Hoffnung genährt, dass er auch eine größere Produktion an die Moldau zu bringen gedenkt, wenn, ja wenn "die steuerlichen Vergünstigungen mit denen anderer Länder mithalten können". Vor einiger Zeit habe ein mysteriöser Studioscout aus Amerika alle denkbaren Studiogelände in Ungarn besichtigt, nährt man die Hoffnung auf den großen Deal. Seitdem ist allerdings nicht viel passiert.

Tschechiens Filmindustrie, eins bevorzugter Ort für westliche Produktionen, die den Charme von Good Old Europe mit niedrigen Kosten verbinden wollten (Paradebeispiel: Amadeus), leidet stark unter der Krise. 2008 brachen die Umsätze mit ausländischen Studios um 80% weg, auch in diesem Jahr hat sich noch keine Großproduktion gemeldet. Bei der jetzt angekündigten Star-Wars-Serie geht es um ein jährliches Produktionsvolumen von geschätzten 100 bis 150 Mio Dollar, rund 100 Episoden könnten so pro Jahr entstehen.

Seit rund 5 Jahren liefern sich die europäischen Länder einen Wettbewerb um direkte und indirekte Zuschüsse für die Filmindustrie. Die Lockangebote reichen von direkten Steuerbefreiungen, über Filmförderung bis hin zu Mietzuschüssen für attraktive Locations. Ungarn hat sich mit Tschechien in den letzten Jahren ein hartes Rennen um die großen Produktionsbudgets geliefert. 2004 gaben, laut Walls Treet Jorunal, ausländische Filmemacher gerade 21 Mio Dollar in Ungarn aus, 2005 waren es bereits 85 Mio, wobei man da Tschechien eingeholt hatte. 2008 erreichte man, laut der Filmförderungsagentur 250 Mio USD, davon 150 durch ausländische Gesellschaften. Rund 20% erstatte der Staat in Form von diversen Vergünstigungen zurück, angeblich bietet Ungarn nun 25%. Die Frage ist, ob Prag noch eins drauflegen wird.

In Hollywood gelten Tschechien, Ungarn und Rumänien praktisch als drei gleichwertige Wettbewerber. Tschechien hat die besten Leute und Erfahrung, Rumänien ist noch billiger als die anderen und mit Ungarn lässt sich´s am einfachsten verhandeln. Als Nachteile gelten die hohen Preise in Tschechien, die Korruption in Rumänien und die oft dürftigen Fremdsprachkenntnisse und mangelnde Arbeitsdisziplin in Ungarn. Ein ungarischstämmiger Studioteilhaber in Hollywood gab diese Einschätzung aber an die Amerikaner zurück und meinte: "Die Star-Wars-Serie wäre für Ungarn nicht nur ein gutes Geschäft, sondern so würden die US-Produzenten, Regisseure und Entscheider auch endlich lernen, wo Budapest liegt und es nicht dauernd mit der rumänischen Hauptstadt verwechseln."

red.

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