(c) Pester Lloyd / 33 - 2009
KULTUR 12.08.2009
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Die Insel ruft
Das Szigetfestival in Budapest 12. bis 17. August - Tag 0 gegen Rassismus
Als die Veranstalter der Sziget vor Jahren mit einer Auflage konfrontiert waren, die ihnen nur 5 Tage "Lärm" zubilligte, erfanden sie kurzerhand den
Tag 0. In Ungarn geht das. Tag 0 ist seit dem der Auftakt zur grossen Inselsause, die heute in ihre 17. Runde geht. Im letzten Jahr zog sie 380.000 Besucher an. Die Veranstalter hoffen, zurückgehende
Sponsorengelder mit Mehreinnahmen im Ticketverkauf kompensieren zu können.
In diesem Jahr widmen sich Bands dem Kampf gegen den Rassismus, nicht nur jenem, der
derzeit in Ungarn grassiert, diesem aber besonders. Drew McConnell, Lee Mavers and Jummy Pursey, Aktivisten des Menschenrechtskampfes auf den Rockbühnen der Welt, werden mit namhaften ungarischen
Bands auf der Bühne stehen. Finanziell unterstützt wird der Tag u.a. von der britischen Botschaft. Wie bedeutend eine so lautstarke Stellungnahme gegen Rassismus in
Ungarn heute ist, kann nur ermessen, der die hasserfüllte Stimmung und gleichzeitige Gleichgültigkeit der Mehrheit im Lande kennt und erlebt. Eine Ahnung davon, was hier
abgeht, gab der Mord an einer Roma (der sechste derart gelagerte Mordfall in einem Jahr) vor gut einer Woche, auch das Gegenfestival, die "Magyar Sziget" ging gerade zu Ende. Unser Eindruck davon ist ernüchternd.
Das diesjährige Sziget-Festival will das
"vielfältigste, größte und billigste Festival in Mitteleuropa" sein. Denn, so die Veranstalter "Inmitten der Weltwirtschaftskrise will jeder
das Beste für sein Geld. Mehr als "tausend Einzelveranstaltungen finden auf 55 Schauplätzen statt. - Nach einem anstrengenden Konzertabend oder einer
durchgefeierten Nacht können sich die Festivalbesucher auf dem sehr gut ausgestatteten Campingplatz vor Ort erholen."
Die Programmhighlights können sich, wie immer, wirklich sehen lassen. Die
Hauptbühne liefert Main Stream und Off-Szene-Superstars am Fließband: Faith No More, Manic Street Preachers, Prodigy, Placebo, Fatboy Slim, The Offspring,
Snow Patrol, Klaxons, Block Party, Ska-P, Maximo Park, The Subways, The Ting Tings und viele andere. Auf der Weltmusik-Hauptbühne treten unter anderen
Khaled, Amadu & Mariam Calexico, So Kalmery, Speed Caravan, Orquesta Buena Vista Social Club, 08001 und Figli Di Madre Ignota auf. Es wird auch eine Hauptbühne für ungarische Künstler geben.
Die großen Programmzelte sind thematisch nach Musikstilen gestaltet. In dem
2700 m2 großen Hauptzelt werden Partygänger mit der besten elektronischen Musik verwöhnt, mit dabei sind u. a. Armin Van Buuren, Pete Tong, Paul
Oakenfold and Eric Prydz. Auf der Hard-Rock-Hauptbühne und in den Zelten für Underground-Musik mit einem Platzangebot für 500 bis 600 Personen werden
internationale Stars für gute Stimmung sorgen. Wegen der großen Nachfrage wurden die Zelte für Romamusik vergrößert.
Sicher, es wird viel geboten, aber vom "billigsten" Festival in Mitteleuropa zu
sprechen, ist übertrieben. Die Tageskarte kostet 42 EUR, nach 23 Uhr noch die Hälfte. Eine Dauerkarte fürs ganze Fest zwischen 156 und 188 EUR. Ein
Campingplatz schlägt nochmals mit um die 120 EUR zu Buche. Damit ist klar, dass die Party vor allem den Ausländern vorbehalten bleibt, die zu Zigtausenden nach
Budapest pilgern werden. Klar, Ungarn kommen auch, aber viele Studenten und andere Jugendliche können sich diese Preise schlicht nicht leisten.
Das vollständige Programmangebot und alle Einzelheiten zu Anreise,
Übernachtung, Ticketbestellung gibts elfsprachig unter www.szigetfestival.com
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(c) Pester Lloyd
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