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(c) Pester Lloyd / 37 - 2009  KULTUR 14.09.2009
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Aufforderung zum Tanz

Die Tanzhausbewegung in Ungarn ist 60 Jahre alt

Die Tanzhauskultur in Ungarn gibt es seit nunmehr 60 Jahren. Das Folklór Színház war der Vorreiter einer Bewegung, die später das ganze Land erfassen sollte. Geplant war sie als Traditionspflegestätte mit sozialistischem Gemeinschaftscharakter. Draus geworden ist eine echte Volksbewegung. Doch wie ist die Situation dieser Institution heute und mit welchen Angeboten lockt man heute noch Leute hinter dem Ofen hervor?

In den 50er Jahren sehnten sich die Menschen in Ungarn nach alten Werten, Traditionen und Gemeinschaft. In den größeren Städten entstand die Tanzhauskultur, welche die traditionelle Volksmusik aufnahm und mit dem Einbezug neuer Instrumente tanzbar machte. Die Tanzhäuser wurden zum kulturellen Großereignis vor allem in den Städten. Das familiäre Klima und der unbedingte Wille, die ungarische Kultur am Leben zu erhalten, zeichneten Institutionen wie diese damals aus.

Das Folklor Színház, in dem schon nationale Größen wie die Illes Group auftraten, ist der Ausgangspunkt der Tanzhaus Bewegung. Die Jahre hinterließen Spuren am Gebäude aus kommunistischer Zeit. Das Programm aber ist frisch und modern und bleibt dennoch der Grundidee treu, an Traditionen festzuhalten und dennoch etwas Neues zu schaffen.

Der Csángo: Mischung aus ungarischer Tradition und internationalen Einflüssen

So kam nach 1989 das Interesse auf, sich mit der Musik der Csángos zu befassen. Die Csángos sind Ungarn, welche im 13. Jahrhundert in Moldawien heimisch geworden sind. Bemerkenswert daran ist, dass diese Region nie Teil des ungarischen Königreichs war. In der Isolation hielten sich uralte ungarische Riten und wurden unter anderem durch die polnische, russische, deutsche und jüdische Musik ergänzt.

Zoltán Szekely, Flötenspieler der in Ungarn sehr populären Band Csürrentö, war schon selbst im Csángo-Land, um vor allem die Csángo-Musik besser zu verstehen: „Ein Musiker sollte sich im Leben nur einem Musikstil verschreiben, nur so ist es möglich, diese Musik zu verstehen und ordentlich zu spielen.“ Er und andere erwecken den Csángo-Mythos zum leben und verändern ihn wiederum essenziell, indem sie die Musik stark vereinfachen und z.B. die für Csángo typischen Instrumente, wie die Trommel auslassen.

Viel Musik und noch mehr Tanzen für wenig Geld

Im Folklór Színház befasst man sich aber nicht nur mit der ungarischen Kultur. Irish Folk und Musik vom Balkan gehören mit zum Programm. Selbstverständlich sind auch der smarte Zoltán Szekely und seine Band Csürrentö dabei. Zwar spielen sie auch regelmäßig vor mehreren hundert Zuschauern, wie z.B. im Gödör Club, einem unterirdischen Szeneclub in Budapest, jedoch geben sie auch seit über 11 Jahren Tanzkurse im Folklór Színház: „Die Institution ist staatlich. Es ist nicht so laut hier und Rauchen ist verboten. Außerdem haben wir hier direkteren Kontakt zum Publikum.“

Für maximal 700,- Forint können die Besucher Teil einer einzigartigen und lebendigen Tanzhauskultur werden, die so wohl in kaum einer anderen europäischen Großstadt wiederzufinden ist. Natürlich ist es auch möglich, einfach mal unverbindlich vorbeizuschauen – Verträge werden hier nicht gleich geschlossen. Die Tanzlehrer sprechen Englisch, Franzosen und Holländer nehmen regelmäßig an den Tanzkursen teil. Die Vorstellungen könnte man auch als sehr preiswerte Konzerte verstehen, da die Bands ein ähnliches Programm wie sonst auf den Großveranstaltungen und Festivals zum Besten geben. Wer der ungarischen Seele näher kommen möchte, sollte das Angebot unbedingt wahrnehmen.

Tibor Wilhelm Benedek

Programm des Folklór Színház:
Dienstags: Kindertanzen ungar. Musik, 17.30 – 19.00 Uhr
Jeden zweiten Freitag: Kindertanzen Csángo Musik, 18.00 – 19.00 Uhr
Jeden zweiten Freitag: Musik vom Balkan, 19.00 – 23.00 Uhr
Jeden zweiten Freitag: Csángo Musik, 19.00 – 23.00 Uhr
Jeden zweiten Samstag: Irish Folk, 19.00 – 23.00 Uhr
Jeden Sonntag: Nostalgie Club, Seniorentanzen mit Speis und Trank, 15.00 – 19.00 Uhr Von September bis Mai ist Hochsaison. Das Haus bietet in dieser Zeit noch viele andere auch internationale Tanzkurse an.

Kontakt:
1119 Budapest, Fehérvari út 47
Tel.: +36-203-3868
E-Mail :
fmh@t-online.hu
Homepage :
www.fmhnet.hu
 

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(c) Pester Lloyd

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