Seit 1854

Tagesaktuelle Nachrichten

 aus Ungarn und Osteuropa

inhalt
POLITIK WIRTSCHAFT KULTUR BUDAPEST ANZEIGEN

 

 

| More

 

(c) Pester Lloyd / 40 - 2009  WIRTSCHAFT 30.09.2009
_______________________________________________________
 

Quarkriegel statt Goldbarren

Ein ungarischer Bankchef rüstet auf Lebensmittel um

Milch, Butter, Salami und Wein hat er schon in seinem Portfolio. Nun will sich OTP-Chef Sándor Csányi die ungarische Weltmarke Túró Rudi schnappen. Muss man sich wieder Sorgen machen, wenn ein Banker die Aktien seines eigenen Institutes verkauft, um sich Schritt um Schritt in die Lebensmittelindustrie einzukaufen oder ist alles nur Vorsorge und die Ungarn können sich bei der nächsten Krise ihre Lebensmittel gleich am Bankschalter abholen?

Man hörte auch in Westeuropa von etlichen Ex- oder Nochbankern, die sich Felder anlegen und sich in Lebensmittelkooperativen engagieren. Wirklich beruhigend ist das nicht, vor allem da alle behaupten, das Gröbste wäre vorbei. Bedenkliche Zeichen kommen jetzt auch wieder aus Ungarn. Der - für ungarische Verhältnisse - Oligarch, Sándor Csányi, Vorstandschef von Ungarns größter Bank OTP, hat jedenfalls Aktien seiner Bank aus seinem persönlichen Portfolio für rund 6,3 Mio EUR verkauft. Das tat er über seine Beteiligungsgesellschaft Bonitás 2002, die nun noch rund 2,5 Mio Stück und damit knapp 0,9% behält, zusätzlich zu Csányis Direktbeteiligung.

Erfolg macht hungrig... - OTP-Chef Csányi mit “seinem Portfolio”. Fotomontage: Pester Lloyd

Doch was macht er mit dem Geld? Keine Fonds, keine Spekulationen, sondern handfeste Realwirtschaft. Csányi gehört zu großen Teilen bereits der Lebensmittelhersteller Sole-Mizo, bekannt für Milchprodukte, Joghurts, Brotaufstriche, Frischkäse etc., Produkte, die man in Ungarn in jedem Supermarkt findet. Er betreibt ein großes Weingut im Villány und vetreibt unter der zugkräfitgen Marke des Grafen Teleki recht gute Tropfen. Dort hatte er kürzlich auch wieder etliche Millionen investiert. Ebenfalls beteiligt, ist er an dem Hungaricum Pick Salami und man hörte unlängst, dass er sich für die insolvente Herz Salami ebenfalls interessiert, für die sich auch - Gott bewahre - slowakische Finanzinvestoren interessieren sowie eine Gruppe deutscher Kaufleute.

Nun kolportiert der ungarische Blätterwald den nächsten möglichen Coup des Tycoons von der Donau: Csányis Sole-Mizo übernimmt das Danone Werk in Marcali, wo der in Ungarn weltberühmte Túró Rudi, ein Quarkriegel im Schokomantel und unübersehbar gepunkteter Verpackung, produziert wird. Ein Produkt ungefähr mit einem Bekanntheitsgrad wie Coca-Cola. Csányi ließ, im Bewußtsein der patriotischen Sensibilität, wenn es um "ihren Rudi" geht, verkünden, dass man mehr herstellen werde und "nirgendwo anders als in Marcali".

Was kommt als nächstes? Wenn man sich die Nahrungskette anschaut, die Csányi aufgezogen hat, wäre bald mal eine Brotfabrik fällig, nebst dazugehöriger Getreidefelder zur Schließung der Wertschöpfungskette. Denn Salami, Schokoriegel, Käse, Butter und Rotwein rufen förmlich nach einer Grundlage. Auch Nudeln wären dazu geeignet. Kommt es wieder einmal zu einem Crash in Ungarns Finanzsystem, wissen wir wenigstens den Vorstand gut versorgt und die Menschen können (oder müssen) sich dann das Essen vielleicht gleich direkt am Bankschalter abholen.

Zum Thema:

Schöne Wirtschaft!
Bankchef in Ungarn steckt Millionen in seinen Weinberg

Rudi in Peking
Der Kultriegel aus Ungarn erobert China

Interessenten für bankrotte Herz-Salami

| More

 

IHRE MEINUNG IST GEFRAGT - KOMMENTAR ABGEBEN

 

(c) Pester Lloyd

IMPRESSUM

Ihre Werbung hier