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(c) Pester Lloyd / 42 - 2009  BUDAPEST 12.10.2009
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Partnersuche bei Dosenbier

Wo Studenten feiern: die Studenten-Disco Equus und das "Living-Room" in Budapest

„Man muss sich den Frust ja auch mal wegsaufen“, sagt die deutsche Studentin Nina und lacht. Die Disko Equus auf dem Campus der tiermedizinischen Fakultät scheint dafür der geeignete Ort zu sein, um in studentischer Atmosphäre ausschweifend zu feiern. Etwas schmieriger, so meint der Autor, geht es dagegen im Living-Room nahe dem Astoria zu. Auch hier sind die Prioritäten klar gesetzt: saufen, abhängen, flirten...

Unterhalb der Bibliothek der St. István Universität gelegen, wo tagsüber Knochen und Sehnen auswendig gelernt werden, ist Donnerstag Feiertag. „Man muss sich den Frust ja auch mal wegsaufen“, sagt die deutsche Studentin Nina und lacht. Die zierliche junge Frau legt den Kopf in den Nacken, das orange Gemisch im Plastikbecher gefährlich nah dem Becherrand und nimmt einen großen Schluck. Nina ist heute Abend eine unter vielen, die das gleiche Ziel verfolgen: betrunken zu werden. Donnerstag im Equus (lat. Pferd) – für viele Tiermedizinstudenten ist dies Anlass genug, eine Lernpause zu machen. Hier lenkt man sich ab, man lernt sich kennen, man kommt sich näher.

Aber noch ist es früh. Um halb elf sitzen einige Besucher in dem Kneipenbereich. Gruppen bilden sich, Ungarn, Iren, Deutsche, Spanier, Italiener - vorwiegend ein junges studentisches Publikum. Es gibt Dosenbier, Wodka-Orange und Whisky-Cola in Plastikbechern. Aus dem kleineren der beiden Diskobereiche schallt ungarischer Rock, ein Pärchen in spe versucht ungelenk im Takt der Musik zu bleiben. Der große Tanzraum hat mehr Andrang, die laute Musik ist für manche eine willkommene Ausrede, beim Gespräch dem anderen Geschlecht noch ein Stückchen näher zu rücken. Tiermediziner Fabian weiß schon, wie der Abend weiter seinen Lauf nimmt. „Wart´ mal zwei Stunden – dann geht’s hier richtig ab.“

„UnzUnzUnz“ - House-Musik dröhnt aus dem Kellergewölbe. Wenn ein Lied besonders angesagt ist, ertönt Gekreische von den Frauen, Arme recken sich in die Höhe, fast berühren sie die tiefe Decke. In der stickigen rauchigen Luft verschmelzen die Studenten zu einer begeisterten Masse. Der Alkohol fängt an zu wirken. Das Ziel derjenigen, die ihre wöchentlichen Testatsnoten feiern oder den Ärger über eine misslungene Note herauslassen, ist erreicht. Wohlerzogene Söhne mit gestärktem Hemd und sorgfältig zurückgekämmten Haaren reiben sich an ihren Kommilitoninnen, junge Frauen wackeln mit dem Po und werfen den Kopf in den Nacken. So scheint man hier Interesse an den Jungs zu bekennen. Der blonde Pferdeschwanz wippt synchron zum wummernden Bass.

Gegen vier Uhr morgens dröhnt ein ungarischer Reinhard Mey aus den Boxen. Das heimische Äquivalent zu „Gute Nacht, Freunde“ gibt den Besuchern das Zeichen zu gehen. Die Polonaise aus spanischen Studenten löst sich auf, verschwitzte Körper schieben sich gen Ausgang. Vier Stunden später werden die Ersten wieder oberhalb des Equus in der Bibliothek sitzen. Ob die Anatomie-Vokabeln allerdings hängen bleiben, ist fraglich. Der lateinische Begriff für Pferd ist noch zu sehr im Kopf und in den Beinen.

Fiona Weber-Steinhaus

Equus Club
István Utca 2, 7. Bezirk. St. István Universität
Campus der tiermedizinischen Fakultät
Öffnungszeiten: Donnerstag, nur während des Semesters.
Bis 23 Uhr Eintritt kostenlos, ab 23 Uhr 500 Forint, Bier: 300 Forint

 

Die Studentendizze

Kitschig, klebrig und ein bisschen wild,
so gibt sich „das Living Room“ am Astoria

Das Publikum ist schnell beschrieben, es sind Studenten. Mal etwas alternativ angehaucht, dann vollkommen ungepflegt. Sie feiern ihr Leben, ihre neuen Freunde und ihre neue Freiheit. Viele von ihnen kommen ursprünglich nicht aus Budapest. „20% Ausländer, aber das variiert“ meint Budaház, der Retro und House DJ des Clubs. Sein Freund ACSA`DY legt gerade Rn`b und Hip Hop auf, ziemlich laut. Die zwei Tanzflächen befinden sich im Keller eines Wohnhauses. Alles ist etwas dunkel: schwarze Decken und kitschige rote Tapeten. Die vier Chill Lounges, die isoliert, dem ein oder anderen Liebespärchen Zeit für sich bieten, sind mit Coca-Cola Werbung aus den 50ern geschmückt. Die Ledercouchgarnitur auf der ich sitze, klebt etwas und auch sonst ist alles etwas schmierig.

Aber vielleicht muss das Living Room so aussehen wie das Wohnzimmer einer Studenten WG. Die Stimmung ist echt super und 350 Forint für einen halben Liter Bier wirklich nicht teuer. Das Living Room ist ein ziemlich gesichtsloser Studentenclub, aber zum feiern ganz in Ordnung. Keine Müsliszene, keine Snobs, aber das eine oder andere freundliche Gesicht. Ein praktischer Gag: es werden kleine Armbändchen vergeben, die, je nach Ampelfarbe, die Zielvorstellungen ihrer Träger für den Abend ausdrücken und so die Orientierung erleichtern... rotes Band: vergeben, gelbes Band: One Night Stand, grünes Band: frei

Tibor Wilhelm Benedek

Aktionen: Immer mittwochs Students Night Party (zwei Bier für 500 Forint)
15.10.2009 : Gin-Fizz: 500 Forint, zwei Bier für 500 Forint
16.10.2009: Traffic Party, zwei Tequila für 500 Forint, Willkommensgetränk
24.10.2009: Depeche Mode Party
Eintritt: bis 1 Uhr: 600 Forint, ab 1 Uhr: 800 Forint
Adresse: 1053 Budapest, Kossuth Lajos utca 17.
Telefon: +36 30 992 9932
Homepage:
www.livingroom.hu
 

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