(c) Pester Lloyd / 42 - 2009
OSTEUROPA 12.10.2009
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Des Widerspenstigen Züchtung
Aus Kroatien wird von einem sensationellen Durchbruch bei der Thunfischzucht berichtet
An der kroatischen Küste will ein Team der Universität von Split gemeinsam mit Experten der Kali Tuna Farm nun doch eine Lösung gefunden haben,
einen "geschlossenen Lebenszyklus" des Blauflossenthunfischs in Gefangenschaft zu ermöglichen. Seit 2006 wachsen in einem speziellen
Käfig Fischlein heran, die erstmals, angeblich freiwillig, in diesem Sommer gelaicht haben. Man sei also auf einem guten Weg, diesen Genuss für die
Menschheit zu bewahren, ähnlich wie es beim Lachs - in zugegebenen sehr schwankenden Qualitäten - bereits gelungen ist.
Freiwillig oder aus Angst gelaicht?
Seit Jahren mühten sich Wissenschaftler aus Europa, Japan und Australien darum,
Thunfische in Gefangenschaft zum Laichen zu bewegen, bis jetzt meist erfolglos. Entweder weigerten sich die sturen Fische schlicht oder die Eier, die sie legen
mussten, waren unbrauchbar, wie aus Protest gegen die Käfighaltung. "Der Fakt, dass der gefangen gehaltene Thunfisch ohne Hormongaben oder menschliche
Assistenz laicht, macht es zu einem einzigartigen Erfolg", feiert Dr. Ivan Katavic die Leistung seiner Fischlaboranten vom Institut für Ozeanographie und Fischerei an der Uni Split.
Vielleicht hat den intelligenten Fischlein die Drohung von Hormongaben und
menschlicher "Nachhilfe" auch einfach aus Angst die Eier aus dem Leib getrieben... "Wir hoffen, durch die Schaffung eines geschlossenen
Lebenskreislaufes in Gefangenschaft, die Wildbestände in den Weltmeeren entlasten zu können", ergänzt der Doktor die Motivation seines Teams. Das
gelingt freilich nur, wenn "die Ware" die gleiche Qualität bei möglichst geringeren Herstellungskosten aufweist.
Objekt der Begierde, eine brauchbares, in Gefangenschaft gelaichtes Blauflossenei
Fotos: Kali Tuna
Oli Valur Steindorsson, Chef der Farm von Kali Tuna stammt aus Island und
studierte ein Jahr in Japan. Er handelte bereit mit Ende Zwanzig mit Fischen und Meeresfrüchten, kennt also sowohl den Markt als auch dessen Skrupellosigkeit.
"Unser Fokus ist die Schaffung eines geschlossenen Zuchtkreislaufes, der die Umwelt so wenig wie möglich belastet und einen gesunden hochqualitativen
Thunfisch erzeugt. Die natürlichen Umstände unseres jetzt erfolgten Fortschritts nähren die Hoffnung auf einen extrem kostengünstigen Weg zur Züchtung dieses
Fisches." Bei bisherigen Preisen von 25-50 EUR für ein Kilo des tiefroten, wohlschmeckenden Meeresgoldes, sollte dafür Spielraum vorhanden sein.
Thunfisch-Carpaccio als Stolz des hobbykochenden Halbgourmets
Bis es soweit ist, sollte man eigentlich gar keinen Thunfisch mehr essen und
wenn, dann bitte höchsten Gelb-, nie aber den Blauflossenthunfisch, denn der ist mittlerweile stark vom Aussterben bedroht. Waren es zunächst die Japaner, die
sich auf die Delikatesse stürzten, entdeckten mittlerweile auch die Europäer, dass echter Thunfisch nichts mit der braunen, in Lake ertränkten Masse zu tun hat,
die man dosenweise im Supermarktregal findet. Das Thunfischcarpaccio ist mittlerweile der Stolz jedes zweiten hobbykochenden Sparkassenangestellten,
Sushi längst zum Burger des urbanen Halbgourmets geworden und halbgegartes, im Kräuterpfeffer angebratenes Thunfischfilet bekommt man auch schon in
jedem Dutzend-Fusion-Crossover-Lokal quer durch West- wie Osteuropa.
Die edle Anlage von Kali Tuna an der kroatischen Adria
Bisher war es schlicht unmöglich, Thunfisch wirklich zu züchten. Man konnte
lediglich kleine Fische fangen und aufpäppeln. Zum einen, weil man enorme Probleme beim sogenannten Ablaichverfahren in der Gefangenschaft hat, was
schon sehr unappetitlich klingt und zum anderen verschlingt der Thunfisch bei der Aufzucht große Mengen Frischfisch, so dass seine Rettung zwangsläufig auf
Kosten der im Meer verbliebenen Fauna geht. Der Blauflossler will sich einfach nicht an Fischmehl oder Pommes gewöhnen lassen. Ein Problem, was man auch an der kroatischen Adria noch nicht gelöst hat.
Weitere Informationen:
www.kali-tuna.com
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