(c) Pester Lloyd / 43 - 2009
KULTUR 21.10.2009 _______________________________________________________
Feine Fassade für Fotografie
Das Mai Manó Haus der ungarischen Fotografie in Budapest
Das Mai Manó Haus ist Zeitzeuge des Wandels der ungarischen Fotografie. Das imposante Gebäude präsentiert auf drei Etagen die Werke von nationalen
und internationalen Fotografen. Manó Mai, Fotograf des kaiserlichen und königlichen Hofes, war gewitzt: Durch die anachronistische Gestaltung seines
Atelierhauses hinterließ er der Fotografie ein echtes Baudenkmal, dessen Geheimnisse sich erst auf den zweiten Blick erschließen.
Die Musen der Fotografie, Fresken am Gebäude, Foto: András Bánkuti
Die Fresken auf dem dreistöckigen Gebäude im Stil der Neorenaissance sehen
zunächst antik aus. Doch die sechs Musen, die auf das Gebäude gemalt sind, halten Kameras in der Hand, eine wird von einem Scheinwerfer angestrahlt und
die kleinen Putten scheinen den Betrachter zu knipsen. 1894 wurde das imposante Haus in nur vierzehn Monaten gebaut und fungierte als Atelier von
Manó Mai. „Während der Sowjetzeit wurde es dann berühmt-berüchtigt“, erzählt Nóra Molnár, eine der Projektmanagerinnen des Hauses: Das Vergnügungslokal Arizóna zog bis 1944 in die Nagymezö utca.
Putte mit Kamera an der Fassade des Mai Manó Hauses, Foto: Károly Kincses
Inzwischen ist es gelungen, das Haus zu seinem ursprünglichen Zweck, der Verbreitung
und Institutionalisierung der Fotografie zurück zu führen. Durch einen engen Geheimgang steigt man von den Dachgeschosswohnungen zu dem Tageslichtstudio hinab. Ein kleiner
Aufzug, der parallel zu den Treppenstufen verläuft, erinnert an die früheren Maler und Fotografen: hiermit transportierten sie ihre Farben und Pinsel. Der obere Ausstellungsraum
mit Glasdach wird von Licht durchflutet. Bis zum 25.Oktober sind hier die Werke der Fotografie-Stipendiaten des nationalen Kulturfonds zu sehen. „Durch die Vielzahl ihrer
Arbeiten haben wir uns entschieden, die Fotos digital auf Projektoren und Fernsehgeräten zu zeigen“, erläutert Molnár. Die Ausstellung, eine Vielfalt an fotografischen
Blickwinkeln, steht im kompletten Kontrast zu diesem Tageslichtstudio, welches den Besucher zurück in das 19. Jahrhundert versetzt.
Die Ausstellung des ungarischen
Fotografen György Tóth, ein Stockwerk tiefer, lässt den Betrachter zum Voyeur werden. Seine mehrfach belichteten Fotografien einer Frau lassen den Betrachter im Glauben, dass diese
unbekleidet ist. Durch die verwischten Konturen, die weichen Linien, und die Reduktion auf Schwarz-Weiß Kontraste kann der Betrachter die abgebildete Person jedoch nicht richtig fassen. Sie
erscheint unmenschlich und gleichzeitig greifbar nahe.
Es sei gewollt, dass das Haus der
Fotografie eine Vielzahl von verschiedenen Fototechniken und Stilen präsentiere, so Molnár. „Fotografie ist eine Kunst – dieses Haus soll das
unterstützen und fördern.“ Für Besucher, die Interesse am Gebäude und am Wandel der Fotografie in Ungarn haben, lohnt sich eine Führung durch das Haus.
Nur so kann man hinter die Fassaden der Fotografie schauen und die kleinen Besonderheiten des imposanten Bauwerkes entdecken.
Fiona Weber-Steinhaus
Ausstellungen
György Tóth: „From 8pm, 12. August to five minutes after midnight, 13.August.“ Bis
zum 1.11.2009. Ausstellung der Stipendiaten des „National Cultural Fund´s photographical Fellowship 2008“: „Illuminating“: Bis zum 25.10.2009.
Das Haus der ungarischen Fotografie - Mai Manó Haus 1065 Budapest VI., Nagymezö utca 20
Tel: +36 / 1473 26 66 Mail: maimano@maimano.hu Web: www.maimano.hu
Öffnungszeiten: Wochentags: 14-19 Uhr Wochenende und Feiertage: 11-19 Uhr
Die Bibliothek ist am Wochenende geschlossen Eintritt: Erwachsene: 700 HUF/Person Schüler/Rentner: 300 HUF/Person
IHRE MEINUNG IST GEFRAGT - KOMMENTAR ABGEBEN
(c) Pester Lloyd
|