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(c) Pester Lloyd / 43 - 2009  KULTUR 21.10.2009
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Victor und Zerberus

Geometrische Formen, knallige Farben, optische Täuschungen und kleine Enttäuschungen: das Vasarely-Museum in Budapest

Im Vasarely Museum in Buda erwartet den Besucher eine nette, kleine Ausstellung mit Werken des berühmten ungarischen Künstlers Victor Vasarely. Diese kann man allerdings nur besuchen, wenn man sich an der überraschend übellaunigen Empfangsdame, die wie ein Zerberus das Museum bewacht, vorbeikämpfen kann. Am Ende stellt sich für manche die Frage, ob es auch für Kunst ein Ablaufdatum geben kann...

Victor Vasarely (bürgerlicher Name Vásárhelyi Gyózó) wurde 1906 in Pécs geboren und hat es während seiner Lebenszeit geschafft, einer der bekanntesten und erfolgreichsten Künstler Ungarns zu werden. Er gilt als einer der wichtigsten Wegbereiter der sogenannten Op-Art. Er hat mit dieser Kunst, die mit visuellen Täuschungen spielt, besonders in den 60er Jahren viele andere Künstler beeinflusst. Einige seiner Werke werden im Südflügel des alten Zichy-Schlosses in Óbuda ausgestellt.

Doch ist vor allem für Touristen Vorsicht angebracht: Die Dame am Ticketschalter hat es in sich. Zunächst wird jedem Touristen mit den Worten „Hungary – hungarian!“ und „No gratis!“ klargemacht, dass hier außer diesen wenigen Worten kein bisschen Englisch gesprochen wird. Die Preise kann man mit Tesafilm an die Wand geklebten DinA4-Zetteln entnehmen. Sofern man den Anspruch einer Ermäßigung erheben will, muss der Dame ein triftiger Beweis vorgezeigt werden, den sie ausführlich durchleuchtet. Ein deutscher Studentenausweis ist nicht akzeptierbar, da er nur in Deutschland gelte und im Ausland also nichts bedeute. Eine ältere ungarische Dame erzählt: „Ich musste ihr erst beweisen, dass ich über 62 bin. Meinen Ausweis hat sie gründlich studiert und feinsäuberlich ausgerechnet, ob das denn stimmen kann.“

Aber ist dieser Schritt geschafft, steht dem Besuch des Vasarely Museums nichts mehr im Wege. Dort erwarten den Besucher kleine Zeichnungen, aber auch meterhohe und –lange Werke des Künstlers, welche aus Öl auf Leinwand, Akryl, Tusche, Grafit, Teppichen und Kollagen bestehen. Der Gast der Ausstellung kann diese Bilder und ihre optischen Täuschungen auf sich wirken lassen und sehen, wie geometrische Formen aus den Werken herauszutreten scheinen oder sich Hohlräume im Kunstwerk zu bilden scheinen. Auffällig sind auch die kräftigen, bunten Farben, die Vasarely in fast allen seiner Werke benutzt.

Lara ist auf einem Kurztrip nach Budapest, hat in ihrem Reiseführer vom Vasarely Museum als Geheimtipp gelesen und ist diesem Rat gefolgt. Ihr Fazit ist jedoch ernüchternd: „Irgendwie erinnert mich diese Kunst an Techno. Und zwar insofern, als dass bei Technoparties oft Laserstrahlen oder andere Visualisierungen an die Wände geworfen werden, die den Bildern Vasarelys ähneln. Seine Bilder sind zwar ganz nett, aber sie hauen mich nicht um. Das war vor 50 Jahren vielleicht etwas Besonderes, etwas Neues, aber heute überrascht einen so eine Art des Malens nicht mehr.“ Wer sich dessen ungeachtet lieber selber eine Meinung zur Kunst Vasarelys bilden möchte, kann dies anhand der Auswahl an Kunstwerken Vasarelys in Buda tun.

Sabine Pollmann

Vasarely Museum
Szentlélek tér 6
1033 Budapest (Óbuda)
Eintrittspreise: 800.- HUF, 400.- HUF für Studenten, Personen unter 26 oder über 62
Öffnungszeiten: 10:00 bis 17:30 Uhr, montags geschlossen
Mehr Infos:
vasarely@tvn.hu oder (0036-1) 388 75 51

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