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(c) Pester Lloyd / 45 - 2009  WIRTSCHAFT 02.11.2009
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Slágabtausch

Fortsetzung einer Radioposse in Ungarn

Der Lizenzentzug für zwei beliebte Radiosender und der Zuschlag an zwei dubiose Konsortien in Ungarn schlägt weiter hohe politische Wellen. Der Chef der Frequenz-Behörde tritt frustriert zurück, Parteien beschuldigen sich gegenseitig des Lobbyismus und die US-Regierung mischt sich erbost in die Innenpolitik des Landes. Die Liberalen fordern parlamentarische Aufklärung, die Rechten kichern sich ins Fäustchen.

Sláger Rádió, einer der betroffenen Rundfunkkanäle, ist nämlich in Händen einer amerikanischen Firma. Die Botschaft ließ ausrichten, dass man die "Frustration" des Chefs des Frequenzvergabeamtes ORTT Majtényi, der übrigens zum 30. November zurücktreten wird, sehr gut nachvollziehen könnte und man alle weiteren Entwicklungen sehr kritisch beobachten werden. Mit Luftschlägen habt man aber noch nicht gedroht. Der amerikanische Botschafter, so schreibt die Zeitung Népszabadság, habe direkt beim Ministerpräsidenten Bajnai interveniert und versucht, die Entscheidung zu beeinflussen. Auch die Europäische Entwicklungsbank EBRD, Miteigentümer bzw. Gläubiger von Danubius Radio, versuchte demnach direkt den "kurzen Dienstweg".

Auch zwischen den Parteien geht es heftig her. Ganz offenbar haben sich die beiden großen politischen Parteien Fidesz und MSZP die beiden Freuquenzen praktischer- und dreisterweise untereinander aufgeteilt. Jedenfalls gibt es durchaus zuordenbare Personen rund um die Siegerkonsortien Advenio und FM1 (Est Media Group). Das haben die Liberalen gemerkt, woraufhin der SZDSZ-Fraktionsvorsitzende, dankbar für eine kleine Wahlkampfhilfe seiner Partei in Nöten, die Einrichtung eines Untersuchungsausschusses forderte. Damit schmiedete er - wohl erstmals seit zwanzig Jahren - eine Art informelle Koaltion zwischen den sonst spinnefeinden Kontrahenten, denn plötzlich tönte es unisono: ORTT ist eine unabhängige Organisation, Koka hat wohl Problme mit der Demokratie, etc...

Die rechtsradikale Jobbik findet das alles höchst amüsant. Sie wird beiden Sendern "keine Krodilsträne" hinterherweinen (echte wohl auch nicht, aber Metaphern kann man ja üben), schliesslich seien ja beide "zwei symbolische Bastionen der liberalen Kulturvergiftung" und Zeugnis der vielen Hinterzimmerverabredungen zwischen Fidesz und MSZP.

Der scheidende und so frustrierte Cheff der ORTT gab den Beteiligten noch auf den Weg, dass doch anständiger- und ehrlicherweise die Mediensprecher der beiden Parteien die Verträge für die neuen Lizenzen unterschreiben sollten. Denn schließlich hätten diese ja auch die Entscheidung herbei geführt. Ziemlich zynisch der Mann. Er sagte das im Sender Kossuth Radio (staatlich), da werden wohl bald Köpfe rollen...

Der Anfang der Geschichte:

Schlag gegen Sláger
Zwei beliebte Radiosender in Ungarn verlieren ihre Lizenzen

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