(c) Pester Lloyd / 46 - 2009 POLITIK 12.11.2009
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Bokros als Wunderwaffe gegen Orbán?
Ungarn sucht einen freiwlligen Verlierer
Allein schon, dass der Vorschlag von Attila Retkes kommt, dem Vorsitzenden und
Spaltpilz des liberalen SZDSZ, wird ihn recht bald zu Fall bringen. Retkes schlug jedenfalls vor, den früheren Finanzminister Lajos Bokros, der in Ungarn
berühmt-berüchtigt aber fachlich anerkannt für sein rigides Sparpaket in den Neunzigern ist, zum gemeinsamen Kandidaten der Sozialisten (MSZP), des
Demokratischen Forums (MDF) und seiner Liberalen zu machen. Nur eine solche Einigkeit könne die gefährliche Möglichkeit einer Zweidrittelmehrheit des Fidesz bei
den Wahlen im kommenden Frühjahr sicher verhindern helfen.
Das MDF, für das Bokros den Europawahlkampf
bestritt und dem er mit seiner Unterstützung überhaupt ein politisches Überleben ermöglicht, reagierte ziemlich eifersüchtig auf den Vorschlag. MDF-Sprecher Szabolcs Kerék-Bárczy sagte,
Retkes wolle Bokros doch nur, weil er in seiner eigenen Partei keinen eigenen geeigneten Kandidaten mehr finde. Die MSZP sagte nur, dass sie einen eigenen Kandidaten auf dem Parteitag
am 12. Dezember küren werden. Alle Parteien werden bemüht sein, niemanden zu verheizen, denn wen immer sie aus dem Hut zuabern, dessen Niederlage ist angesichts der
politischen Großwettterlage vorprogrammiert.
SZDSZ-Chef Attila Retkes und Budapests Oberbürgermeister Gábor Demszky
Immerhin könnte ein solcher gemeinsamer Kandidat in Budapest bei den
Bürgermeisterwahlen im nächsten Jahr Wirklichkeit werden. Retkes und der jetzige OB Demszky, ebenfalls noch SZDSZ, wollen unbedingt einen gemeinsamen Kandidaten,
der die starken linksliberalen Kräfte der Hauptstadt bündelt, um einen "autoritären und nur bedingt demokratischen" Fidesz-Kandidaten István Tarlós als Bürgermeister zu
verhindern, sagte der SZDSZ-Chef.
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