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(c) Pester Lloyd / 02 - 2011  OSTEUROPA 10.01.2011

 

Trendsport "Stock picking"

Wie die Erste Bank die Aktienwelt in Osteuropa sieht

"CEE Aktiengewinne steigen 2011 um 20%" malen uns, so als ob das Jahr schon gelaufen sei, die Analysten der Erste Group in den Winterhimmel. Das Ungleichgewicht zwischen Finanz- und Realwirtschaft, die sich mit 1-3% Wachstum begnügen muss, besteht also weiter und wird auch zelebriert als habe es nie eine Krise gegeben. Dass sich die Prognosen dann doch nicht so einheitlich optimistisch gestalten, ist naheliegend, "Stock picking statt Sektorallokation" heißt daher die wegweisende Empfehlung der Banker, die sich ein wenig nach einer neuen Trendpsortart anhört.

Eine der führenden Banken in Österreich und Ostmitteleuropa, die auch kräftig im Aktienhandel mitmischt, kann ihre Empfehlungen nicht so ganz uneigennützig aussprechen. Dennoch haben die Damen und Herren der Erste doch einige Expertise, in Form von viel Erfahrung vor Ort, immerhin realisiert die Erste Gruppe bereits mehr Gewinn im Osten als in Österreich. Freilich trägt sie auch nicht wenig Verantwortung für die Zustände dort, aber das hört man in Wien eigentlich nicht so gerne. Die Involvierung in das "Abenteuer Ost" hat auch zur Folge, dass einige CEE-Töchter stark an der Krise litten, vor allem am Einbruch der Zahlungsfähigkeit der privaten Kreditnehmer, die in Fremdwährungskrediten bis über beide Ohren verschuldet wurden. Abschreibungen und erhöhte Risikorücklagen waren die Folge. In Ungarn schätzt man im gesamten Kreditmarkt 10-12% der Verbindlichkeiten als kritisch bis notleidend ein (mehr dazu im FINANZMARKT), dort kommt auch noch die bitterböse Bankensteuer hinzu, die Erste-Chef Treichl sichtlich wütend gemacht hat (ebenda). Entlassungen und die Schließung von ca. 10% der Filialen in Ungarn sind die Folge, der Nettogewinn der gesamten Gruppe lag dann aber doch noch bei ganz erträglichen über 700 Mio EUR.

“Positives Umfeld für riskantere Anlagen”

Nun soll es aber generell aufwärts gehen, bei den Privatkrediten wohl eher noch nicht, da sieht es weiter düster aus, dafür bei den Aktien, was für Bank und Kunden - zumindest jene, die sich noch Aktien halten können - gut sein soll. Wir lassen hier einmal Henning Eßkuchen, Co-Head CEEEquity Research der Erste Group freien Lauf: Er bewertet „2011 als ein positives Jahr für Aktieninvestments aufgrund positiver Unternehmensergebnisse, attraktiver Bewertungen, niedriger Anleiherenditen und abnehmender Risikoaversion, welche ein zunehmend positives Umfeld für riskantere Anlagen schaffen. Der Konsens erwartet 2011 in der CEE-Region immer noch ein Gewinnwachstum je Aktie von 23%“ „Als Anlagestrategie empfehlen wir Stock picking statt Sektorallokation. Wir bevorzugen Untenehmen in zyklischen Sektoren mit einer dynamischen Umsatzentwicklung in Schwellenmärkten, die vom Wirtschaftswachstum in diesen Regionen profitieren werden...", auch die Branchenbeurteilungen verzichten wir an dieser Stelle und verweisen auf die Webseite mit dem gesamten Text, samt Grafiken für Feinschmecker.

Nach Ländern geordnet, lesen sich die Empfehlungen der Erste in Kürze wiefolgt:

Österreich: "solide neutral bis übergewichten." Trotz etwaiger Stagnationstendenzen im ersten Halbjahr, sieht man die österreichischen Börsenunternehmen um etwa 20% unterbewertet.
Ungarn – neutral (abwartende Haltung). "Eine klare Aussage zum ungarischen Markt bleibt schwierig.", womit eigentlich alles gesagt ist, denn nichtmal der ungarische Präsident weiß, was sein Premier als nächstes vorhat. "Wachstumsraten von über 20% erwartet der Konsens" dennoch, auch wenn Maßnahmen der Regierung zur Haushaltskonsolidierung generelle Entwicklungen beeinflussen können. Süffisant wird angemerkt (vielleicht hat Herr Treichl das persönlich angemerkt): "Bisher hat sich die Kreativität der staatlichen Stellen für den Markt als ziemlich belastend erwiesen." Und weiter: "Sollte das Paket politischer Maßnahmen von den Ratingagenturen gut bewertet werden, könnte dies dem Markt einen günstigen Anstoß geben. Allerdings könnte auch das Gegenteil eintreten." Aha.
Tschechische Republik – neutral bis untergewichten. In Tschechien geht es 2011 fad zu, den Bankern "fehlen interessante Argumente". Und mit einem prognostizierten Gewinnwachstum von gerade 10% gibt sich die Erste gar nicht lange ab.
Südosteuropa – ist überraschend "solide neutral." Hier zeigt sich die Logik der Hochfinanz einmal eindrucksvoll: "die  allgemeinen Risikoüberlegungen für diese Märkte haben die Kurse unter faire Niveaus gedrückt". Soll heißen, diese Länder sind derart arm dran, dass sich das Investement schon allein deshalb lohnt, weil keine Sau derzeit auch nur einen müden Cent in diese Märkte stecken will. Kaufen aber nur, "wenn die Zerstreuung politischer und wirtschaftlicher Besorgnisse" einsetzt.
Polen – "neutral mit unsicherem Trend in Richtung übergewichten." "Polen bleibt ein schwieriger Fall. Die Bewertung ist im Vergleich zu anderen regionalen Märkten nicht gerade billig..." Das Wirtschaftswachstum wurde jedoch mit strukturellen Defiziten erkauft, deren Korrektur nun zu unpopulären Maßnahmen wie der Reduktion von Beiträgen zu Pensionsplänen (
unser Bericht) geführt hat. Daher könnte der Markt im 1Q von Richtungslosigkeit geprägt sein."
Russland – übergewichten. Die Erste sieht Russland mit am optimistischen. "Vom aktuellen Ölpreis und einem stabilen Wachstumsausblick sowie ausreichender Liquidität sollte auch weiterhin Unterstützung" kommen.
Türkei – übergewichten. Auch hier sieht man einen immer interessanter werdenen Markt, ist aber vor allem für den Jahresanfang noch vorsichtig in der Prognose. Ein "Kursfeuerwerk" wird es wohl erst später geben.

Mehr zu Ostmitteleuropa in unserem neugestalteten Ressort

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