(c) Pester Lloyd / 03 - 2011 KULTUR 20.01.2011
Vize-Staatssekretär in Ungarn tritt zurück
Der stellvertretende Kulturstaatssekretär Márton
Kálnoki-Gyöngyössy ist am Mittwochabend zurückgetreten. Der Minister für "Nationale Ressourcen", dem auch die Kultur untersteht, bestätigte gestern gegenüber MTI das
Rücktrittsgesuch, dem er stattgegeben habe. Zu den Gründen dieses ersten höherrangigen Rücktritts unter der Orbán-Regierung machten weder der Minister, noch Kálnoki-Gyöngyössy, der zuvor als
Universitätsdozent arbeite u.a. am Habsbuger Institut sowie die Museen des Komiatetes Pest leitete, bisher Angaben. Unsere Quellen im Ministerium in Budapest berichten jedoch
von persönlichen Animositäten zum Vorgesetzten und Konfrontationen bei der Personalpolitik und der inhaltlichen Ausrichtung der Kulturstrategie.
Das Kulturressort in Ungarn wird von Staatssekretär Géza Szöcs geleitet, einem Dichter aus
Siebenbürgen, dem kein einfacher Charakter, dafür aber ein recht enger Kulturbegriff bescheinigt wird. Die ganz offensichtlich machtpolitische motivierte, aber fachlich
begründete Auswechslung von kulturellen Leitungskräften in etlichen Kultureinrichtungen (u.a. auch der Staatsoper) sowie die "Folklorisierung" der Kulturpolitik, u.a. durch die
Streichung der staatlichen Zuschüsse für die freie Theaterszene, die Umgestaltung der Filmwoche und viele andere Maßnahmen, machten Söcs in kürzester Zeit zum Feind der
freien Kulturszene des Landes. Vor wenigen Tagen wurde per ministeriellem Dekret der Umbau des Erkel-Theaters auf Eis gelegt, wie es hieß, aus Kostengründen.
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