(c) Pester Lloyd / 07 - 2011 KULTUR
15.02.2011
Ungarische Regierung versucht Filmbranche zu beruhigen
Die ungarische Regierung habe die Förderung der einheimischen Filmbranche fest in ihrem
Budget eingeplant, teilte Regierungssprecherin Anna Nagy der Presseagentur MTI am Donnerstag mit. Ungarns Filmemacher bräuchten sich keine Sorgen um die Zukunft der
Branche machen. Zu Beginn der letzten Woche hatten neun bedeutende ungarische Regisseurinnen und Regisseure, darunter Ildikó Enyedi, Miklós Jancsó und Béla Tarr, eine
Erklärung abgegeben, in der sie gegen die Regierungspläne zur Umstrukturierung der Filmförderung und die Ernennung des Hollywoodproduzenten Andrew G. Vajna zum
Regierungsbeauftragten für die gesamte Branche protestieren. Unterstützung fanden sie
auch durch internationale Kollegen wie Michael Haneke, Andrzej Wajda und Gus van Sant.
Nagy bezifferte das Förderungsbudget für 2011 auf 4.4 Milliarden Forint (ca. 16 Millionen
Euro), was eine Kürzung von Zuschüssen für ungarische Eigenproduktionen von rund 10% zum Vorjahr bedeuten würde. Notwendig sei allerdings die Überprüfung der Arbeitsabläufe
der Ungarischen Öffentlichen Filmstiftung (MMKA), die zuständig für die konkrete Förderung und Verbreitung sowie die Organisation von Films-Events ist. Nagy bezeichnete
den bisherigen Einsatz öffentlicher Gelder durch die MMKA als „chaotisch“. Die Stiftung habe aufgrund ungünstiger Vertragsabschlüsse und „exzessiver“ Ausgaben 7.4 Milliarden
Forint (ca. 27.4 Mio. Euro) Schulden angesammelt.
Mit ähnlichen Argumenten ging die Regierung bereits gegen die Intendanz der Staatsoper
und eine Reihe von Geisteswissenschaftlern an der Akademie der Wissenschaften vor, außerdem wurde die Grundfinanzierung für die freie Theaterszene weitgehend
zusammengestrichen. Die Unterzeichnenden des Protschreibens befürchten eine Gefährdung der Vielseitigkeit des ungarischen Films. In der ungarischen Kulturpolitik
herrschen seit Amtsantritt von Kulturstaatsserkretär Géza Szöcs sichtbare Zentralisiserungs- und "Nationalisierungs"-Bestrebungen. Die filmförderung fällt allerdings
nur zum Teil in seinen Arbeitsbereich.
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