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(c) Pester Lloyd / 10 - 2011  RUMÄNIEN 09.03.2011

 

In der Talsohle

Aktuelle Daten aus der rumänischen Wirtschaft

Die Reallöhne sinken und die Preise steigen. Neben Griechenland war Rumänien 2010 das einzige Land mit sinkender Wirtschaftsleistung. Die Unzufriedenheit spiegelt sich in den Umfragen, die Opposition macht vermehrt Druck, doch es muss weiter gespart werden. Ein "Investitionsprogramm" soll das Ruder herumreißen. Ein Land in Zahlen.

Gehälter, Teuerung, Konsum

Gleichzeitig wurde vom Nationalen Statistikamt INS bekannt, dass die Löhne und Gehälter in Rumänien, ohnehin mit die niedrigsten in der EU, weiter sinken. Allein im Januar gab es gegenüber dem Vormonat ein Minus von 5%. Der durchschnittliche Bruttolohn betrug im Januar 2011 1.963 Lei, knapp 470 EUR (in Ungarn sind es 800.-, in Deutschland ca. 2.500.- EUR). Der Nettolohn ließ um 4,8% auf durchschnittlich 1.424 Lei (340.- EUR) nach. Rechnet man die Teuerung mit ein, war das Realeinkommen in Rumänien im Januar ganze 6,6% niedriger als noch vor einem Jahr.

Das BIP von Rumänien im Vergleich. Erste Spalte: Wirtschaftsleistung in Mio. EUR 2010 (vorläufige Daten), zweite Spalte: BIP pro Kopf in EUR, dritte Spalte: Veränderung zu 2009 in %.

Nimmt man das reale Gehaltsniveau von 1990 für 100, stand der Index Ende des Jahres bei 117, in zwanzig Jahren gab es also nur einen realen (offiziellen) Einkommenszuwachs bei Lohn- und Gehaltsempfängern von 17%. Wenn man dabei in Betracht zieht, dass seit der Wende etliche staatliche Subventionen, z.B. für Grundnahrungsmittel, Wohnungen, Kinderkleidung, Energie, etc. gekürzt bzw. abgeschafft wurden, fand in Rumänien für den Schnitt der Gesellschaft eine Verarmung statt, zumal sich die Teuerung in letzter Zeit vor allem auch auf Grundnahrungsmittel konzentriert.

Die Jahresinflation bei den Konsumentenpreisen beträgt nach den neuesten Berechnungen von Analysten des Instituts AAFBR 7,3% über die letzten zwölf Monate und man schätzt die Inflationsrate Ende 2011 in einem Bereich von 6,5 und 7,5%, geht aber davon aus, dass sie sich bis 2012 zwischen 3,5 und 5% einpendelt. Diese inoffiziellen Zahlen dürften etwas schlechter ausfallen als die in Kürze veröffentlichten vom statistischen Zentralamt. Der Binnenkonsum fiel 2010 nochmals um 2,1% im Vergleich zum Krisenjahr 2009, hier trugen die Privathaushalte mit -1,6% bei, die öffentliche Hand schraubte die Ausgaben um fast 4% zurück.

Wirtschaftsleistung (BIP) nach Branchen

Die offiziell registrierte Wirtschaftsleistung Rumäniens, BIP, fiel 2010 um 1,3% und erreichte knapp 121 Milliarden EUR (5.900 EUR pro Kopf, Ungarn etwa 9.600, Deutschland ca. 30.000). Rumänien dürfte somit neben Griechenland (-4) und mutmaßlich Spanien (-0,4 nach vorläufigen Zahlen) das einzige Land der EU sein, dessen Wirtschaftsleistung 2010 gesunken ist.

Die Einbrüche zeichnen ein klares Bild über konjunktur- und klimaabhängige Branchen und Wirtschaftsbereiche, die sich noch in einem schmerzhaften Umformungsprozess befinden. So konnte die überwiegend von ausländischen Konzernen (Auto- und Maschinenbau) dominierte Industrieproduktion um 5,1% zulegen, auch die Finanzwirtschaft machte 5% mehr "Wertschöpfung" als im Vorjahr, mit einer schwarzen Null schlossen die Immobilienbranche und die Dienstleister (+0,8). Den größten Einbruch erlebte die Bauwirtschaft, die von öffentlichen Aufträgen abhängig ist (-10,7), doch auch die Gastwirtschaft, das Transportwesen, die Telekommunikation und der Handel steckten im Schnitt ein Minus von 4% ein. Die Land- und Forstwirtschaft hielt sich trotz wetterbedingter Widrigkeiten mit -0,8% ganz gut, jedoch nur über den Preis, nicht die Produktionsmenge, was sich eben auch in obiger Teuerungsrate spiegelt und vor allem den Ärmeren immer mehr zu schaffen macht.

Die Auftragslage in der Industrie hat sich im Januar deutlich gebessert und stieg gegenüber Dezember um 13% an. Motor auch hier fast ausschließlich die verarbeitende Industrie und der Fahrzeugbau.

Ein gigantisches, auf 10 Milliarden EUR Investitionsprogramm soll das Ruder herumreißen, dabei verkauft Boc jedoch nur die dem Land ohnehin aus EU-Fonds zustehenden Mittel in neuer Verpackung, genauso wie das die Ungarn mit ihrem "Széchenyi-Plan" versuchen. Immerhin könnte man mit der Neubeschriftung auch besser über die Vergabe der Aufträge wachen, doch da sollte man beiden Regierungen in beiden Ländern eher wenig zutrauen, genauso wenig wie ihrer Opposition. Leider.

Zeitbombe Brotpreis - 02.03.
Rumänische Regierung fleht den Aufschwung herbei
http://www.pesterlloyd.net/2011_09/09BrotpreisRO/09brotpreisro.html

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