(c) Pester Lloyd / 20 - 2011
POLITIK 19.05.2011
Gefasst, geflohen, gefeuert, verjagt - Kurzmeldungen aus Ungarn
Seit Dezember letzten Jahres war
László Földesi-Szabó flüchtig, jetzt hat die Polizei den ehemaligen "Wohltäter" geschnappt. Das Gerichtsurteil von sieben Jahren Haft, habe ihn so schockiert, dass
er die Flucht ergriff, sagt nun sein Anwalt. Die Strafe fasste er ab, weil er jahrelang im großen Stil Lebensmittel importiert und
weiterverkauft und dabei sowohl Zölle wie Mehrwersteuer geprellt hat. Dabei bediente er sich einer "karitativen" Stiftung, die
behauptete, Lebensmittel für Arme zu sammeln. Der Schaden für den Staat soll sich auf mehrere Millionen EUR belaufen.
Der US-Geschäftsmann
Richard Field hat Ungarn in der letzten Woche fluchtartig verlassen. Field war mit seiner Stiftung American House für Aufsehen
gesorgt als er zu Ostern fast 200 Roma aus dem Ort Gyöngyöspata vor rechtsextremistischen Gewalttätern evakuieren ließ. Die Regierung sprach von einem "geplanten Osterausflug", Field überführte sie daraufhin der Lüge. Der Immobilienunternehmer, der in Osteuropa Projekte im Milliardenmaßstab entwickelt fühle
sich in Ungarn nicht mehr sicher, rechtsextreme Gruppen haben ihn massiv bedroht. Im letzten Wahlkampf unterstützte er finanziell die LMP.
Der ungarische
Verteidigungsminister, Csaba Hende, hat sich drei hochrangiger Militärs und Mitarbeiter des Ministeriums entledigt, darunter Lajos Fodor, quasi der Personalchef
des Ministeriums, Chefberater Kálmán Lorincz sowie der Ministerialkommissar János Deák. Die Entlassungen stehen im Zusammenhang mit einer Reihe von
Immobilienskandalen, wobei Mitarbeiter des Ministeriums Wohnungen aus dessen Besitz weit unter dem Marktwert erwerben konnten. Die strafrechtlichen Ermittlungen zu den
dazu laufen noch und werden dauernd ausgeweitet. Die Vorverurteilungen durch den Sonderermittler der Regierung fanden - wie üblich - bereits statt, bemerkenswerterweise wird Orbáns Sonderkommissar Gyula Budai aber eine ebensolche Verfehlung vorgeworfen, die jedoch bereits verjährt sein dürfte.
Eine Budapester Institution wird beendet. Die Stadtbehörden unterbinden ab sofort die
Essensverteilung durch die Glaubensgruppe der Hare Krishna am zentralen Blaha Lujza tér. Die schräge Glaubensgemeinschaft verteilt dort seit zwanzig Jahren Essen (vegetarisches) an Bedürftige sowie ihre Lehrsätze und war zum einen das schlechte
Gewissen der Mächtigen, weil sie aufgrund der Frequentierung zeigten, dass ihr Engagement nötig ist, zum anderen der Beweis, dass Nächstenliebe keineswegs ein
christliches Monopol darstellt. Beides soll nun ein Ende haben. Die Stadt erlaubt den Krishna-Jüngern noch eine Verteilung am abgelegneren Teleki Platz unweit des Kerepeser Friedhofs.
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