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(c) Pester Lloyd / 21 - 2011  TSCHECHIEN 23.05.2011

 

Warme Worte

Die erste Gay Pride in Montenegro wurde abgesagt

Es sollte die erste "Gay Pride Parade" in Montenegro und damit ein deutliches Zeichen für Toleranz in einer Region voll von überkommenem Machismo, aggressiver Intoleranz, Vorurteilen und Verklemmungen werden, doch die für den 31. Mai in Podgorica geplante Veranstaltung wurde jetzt seitens der Organisatoren abgesagt, angeblich, weil die Behörden sie nicht ausreichend unterstützten. Es hatten zu wenige Lust sich im tiefsten Balkan zu exponieren.

Immerhin war sogar der Ministerpräsident des Landes, Igor Lukšic, ein Politiker neuerer Generation und moderner Prägung, zu einer öffentlichen Unterstützung der bereit. "Montenegro sollte zeigen, dass es eine Gesellschaft hat, die bereit ist Unterschiede in der Lebensweise der Menschen zu aktzeptieren, unabhängig davon was jeder persönlich darüber denken mag", sagte er vor versammelter Mannschaft des Parlamentes und schaute dabei in etwas verwirrte Gesichter der Abgeordneten.

Herzliche Grüße aus dem Vorgestern. Die Gay Pride in Belgrad artete in eine Gewaltorgie aus. Als das Flehen des Priesters nicht genügte, flogen Steine. Eins ist mal sicher: sie sehen sich alle in der Hölle wieder...

Auch der Premier sah schon am 13. April, dass dies "womöglich eine hochriskante Veranstaltung" sein könnte, bei der die Polizei eine Menge Abschirmarbeit leisten müsse. Doch es sei an der Zeit, dass man einmal über seinen Schatten springt und der Toleranz zum Durchbruch verhilft. "Ob uns das persönlich gefällt oder nicht und welche Meinung wir zu diesem Thema haben, spielt dabei keine Rolle, wir sollten aber akzeptieren, dass es solche Unterschiede gibt und dass deren Akzeptanz Teil der Menschenrechte ist. Lasst die Leute paradieren, wir werden zeigen, wie zivilisiert wir sind.", meinte Lukšic.

Auch in Budapest, mitten in der EU, ist Anderslieben noch gefährlich, die Aufmärsche können seit Jahren nur unter massivstem Polizeischutz stattfinden, hässliche Jagdszenen und Krawalle gibt es trotzdem. Mitglieder der Regierungspartei ereifern sich, solche Aufmärsche würden die Jugend gefährden, zudem legen sie bewährte Therapien nahe... http://www.pesterlloyd.net/2009_35/0935gayfidesz/0935gayfidesz.html

Doch diese Sprüche scheinen, so zeigt sich jetzt, im wahrsten Sinne nur "warme Worte" gewesen zu sein, denn die Veranstalter sprechen davon, dass die staatlichen Behörden keinerlei Interesse an einer professionellen Vorbereitung gezeigt hätten. Die Veranstalter forderten denn auch etwas zu viel von dem 35jährigen Premier. Er sollte auf der Parade eine Ansprache halten, wenigstens aber offiziell die Schirmherrschaft übernehmen. Andere Beobachter sehen das als größenwahnsinnig an, Lukšic habe sich mit seinen obigen Äußerungen für hiesige Verhältnisse schon ziemlich weit aus dem Fenster gelehnt, ein Auftritt auf der Parade hätte ihn politisch erledigen können.

Neben den lustlosen Behörden, wiederholten Übergriffen und Angriffen mit Tränengas auf ein Szene-Konzert, dürfte auch eine Rolle spielen, dass die Veranstalter nicht genug Teilnehmer aufbieten konnten, einheimische Homosexuelle werden sich - von ein paar Aktivisten abgesehen - mehr als einmal überlegen, ob sie sich vor allen Nachbarn und laufenden Kameras outen, ausländische Gay-Touristen sind schon in Budapest und Belgrad nicht sicher, sie werden kaum in Massen in den letzten Winkel des Balkans strömen, um sich verprügeln zu lassen. - Kurz: die Zeit für einen solchen Umzug ist einfach noch nicht reif.

5 Jahre Unabhängigkeit von Montenegro

 

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