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(c) Pester Lloyd / 47 - 2011  WIRTSCHAFT 22.11.2011

 

Wenig Arbeit, wenig Geld

Lohnentwicklung in Ungarn hilft weder dem Volk, noch der Wirtschaft

Die Bruttolöhne in Ungarn stiegen im September um 5,2 % zum Vorjahr, doch das brachte den meisten Menschen in Ungarn nicht einen Forint mehr in die Tasche, im Gegenteil. Die Benachteiligungen der unteren Einkommensschichten werden immer mehr System. Auch die hochtrabenden Versprechungen für den Arbeitsmarkt werden durch aktuelle Zahlen erledigt.

Die Bruttolöhne in Ungarn stiegen im September um 5,2 % zum Vorjahr, wie die neuesten Zahlen des Statistikamtes KSH offenlegen. Die Lohnentwicklung stockt damit im Vergleich zum August (6,5 %), während sie vom Juni bis August im Vergleich zum Vorjahr noch einen Anstieg von 4,6 % verzeichnen konnte. Im Wirtschaftssektor stiegen die Löhne um 3,5 % zum Vorjahr, im August waren es noch 5,4 %. Im öffentlichen Sektor stiegen die Löhne im Vorjahresvergleich auf 8,2 % und nahmen damit im Vergleich zum Vormonat um 0.2 % zu.

Das Nettoeinkommen stieg im Vorjahresvergleich um 5,7 % (August: 6,8 %). Im Wirtschaftssektor stiegen die Nettolöhne im Vorjahresvergleich um 5.6 % (August: 7,2 %), während sie im öffentlichen Sektor auf 5,1 % stiegen (August: 4,9%). Im Zeitraum Januar-September stiegen die Bruttolöhne um 4,4 % zum Vorjahr, dabei stiegen die Gehälter im Wirtschaftssektor um 4,9 % und im öffentlichen Sektor um 2,3 %. Im Zeitraum Januar-September stiegen die Nettolöhne um 5,7 % zum Vorjahr, dabei stiegen die Gehälter im Wirtschaftssektor um 7,5 % und im öffentlichen Sektor um 0,8 %.

Inflationsbereinigt stiegen das Nettoeinkommen im September im Vergleich zum Vorjahr um 3,6 % (gleicher Wert im August)und seit Januar um 3.9 %. Die Gehälter im öffentlichen Sektor beinhalten auch die Arbeit in den öffentlichen Arbeitsprogrammen. Durch eine Anhebung der gesetzliche Mindestlöhne (die nur mehr Abgaben einbringt, den betroffenen aber nicht mehr Geld als in diesem Jahr), werden die Löhne nominal nächstes Jahr noch stärker steigen, ohne positive Auswirkungen auf das real verfügbare Einkommen und damit den Konsum zu zeitigen.

Im September sank die Zahl der Arbeitnehmer um 1,1% zum Vorjahr auf 2,751 Millionen. Die Beschäftigungszahlen liegen bereits seit Mai unter den Vorjahreswerten. Im September war ein kleiner Anstieg der Beschäftigung im Wirtschaftssektor von 0,8 % zu verzeichnen, während sie im öffentlichen Sektor um 6,2 & abnahm. Im Zeitraum Januar-September betrug die durchschnittliche Beschäftigungsquote 2,691 Mio. und damit 0,1 % weniger als im Vorjahr. Die Beschäftigung im Wirtschaftssektor stieg um 1,7 %, während sie sich im öffentlichen Sektor um 4,9 % verringerte.

Die Zahlen zeigen:

1. Das Regierungs-Ziel einer spürbaren Anhebung der Beschäftigtenzahlen wurde komplett verfehlt (ursprünglich sollten jedes Jahr 100.000 neue Arbeitsplätze hinzu kommen, 1 Mio. bis 2020). Ohne "Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen" ist sogar ein Rückgang der Zahl der Beschäftigten zu verzeichnen.

2. Der moderate Lohnanstieg mag sich für die Unternehmen rechnen, vor allem für die unteren Einkommensschichten bedeutet er eine weitere, dramatische Verarmung. Zunächst wegen der tatsächlichen Teuerung, die bei lebensnotwendigen Gütern (Grundnahrungsmittel, Wohnen, Energie) um ein Vielfaches über der Inflationsrate liegt, zum anderen, weil die neuen Verbrauchssteuern sowie die ab kommendem Jahr wirkende, weitere MwSt.-Anhebung die unteren Einkommen am stärksten trifft. Außerdem haben die meisten durch die Modalitäten der Flat tax-Einführung weitere Einbußen hinzunehmen, ganz abgesehen von den steigenden Belastungen durch die (zum Teil kalkulierte) Verschlechterung des Forintkurses.

Fazit: die bisherigen Auswirkungen der Politik dieser Regierung sind weder wachstumsfördernd noch sozial, die Regierung behauptet dies aber weiterhin fest. Auch das neue “wettbewerbsfördernde” Arbeitsrecht ist nicht zu Verbesserungen geeignet, es zementiert eher die sozialen Unterschiede. Zu diesem Thema: Die Lüge vom Volkstribun - Unsoziale Umverteilung und Klientelpolitik in Ungarn.

red.

 

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