(c) Pester Lloyd / 04 - 2012
NACHRICHTEN 27.01.2012
EU-weites Verbot von Käfighaltung wird ignoriert
Die Europäische Kommission hat heute
Vertragsverletzungsverfahren gegen 13 EU-Länder, darunter auch Ungarn, eingeleitet, die das Käfigverbot für Legehennen trotz einer Übergangsfrist von 12 Jahren, nicht vollständig zum
1. Januar diesen Jahres implementiert haben. Dabei sind die Vorgaben genauestens festgelegt. „Nach der Richtlinie dürfen nur Käfige verwendet werden, die
jeder Henne mindestens 750 Quadratzentimeter Käfigfläche, ein Legenest, Einstreu, Sitzstangen und Vorrichtungen zum Kürzen der Krallen bieten, um die biologischen Bedürfnisse der Hennen
zu erfüllen und ihnen ein artgerechtes Verhalten zu ermöglichen“, heißt es in der heutigen Pressmitteilung der Kommission.
Dennoch leben in den 13 EU-Ländern noch schätzungsweise bis zu 47 Millionen Hennen in
konventioneller Käfighaltung. Problematisch ist neben den tierschutzrechtlichen Bedingungen auch die fehlende Aufklärung des Verbrauchers. Dieser hat zwar die
Möglichkeit über die Kennzeichnung auf der Schale die „illegalen Eier“ zu identifizieren, doch 40% der EU-weit produzierten Eier werden sofort weiter verarbeitet, etwa bei der
Herstellung von Nudeln oder anderen Teigprodukten, Mayonnaise etc.
Doch inwieweit eine Käfigfläche von 750 Quadratzentimetern, die einem reichlichen A4
Blatt entspricht, für eine artgerechte Haltung ausreichend ist, wird von zahlreichen Tierschutz Organisationen bezweifelt. Zudem würden die meisten Betriebe einfach auf
eine „Kleingruppenhaltung“ umsteigen, die den Hennen zwar durchschnittlich einen Platz von 800 Quadratzentimetern bietet, also etwa ein Platzgewinn um Bierdeckelgröße, den
Käfig müssten sie sich aber mit bis zu 60 anderen Tieren teilen, bemängelt die Tierschutzorganisation Vier Pfoten.
Defizite in der ungarischen Nutztierhaltung beschränken sich jedoch nicht nur auf
Legehennen. Beispielsweise zeigte Vier Pfoten bereits Ende 2011 drei ungarische Betriebe an, die lebende Gänse rupften und die Daunen weiter an die Industrie lieferten. Laut den
Angaben der Organisation wurden die Verfahren, trotz aussagekräftiger Beweise eingestellt, um die Unternehmen zu schützen. Wir berichteten zudem über die Praxis der Stopfmast, die neben Ungarn nur noch in wenigen Ländern wie Frankreich oder Bulgarien
de jure erlaubt sind, de facto aber Tierquälerei bedeuten, auch wenn sie quasi als Folklore verkauft wird. AL
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