(c) Pester Lloyd / 06 - 2012 BOULEVARD 06.02.2012
Was vom Tage übrig blieb...
Nachrichten aus Ungarn in Bildern
Hungermarsch mit Sponsoring - Orbán ante portas - Winterimpressionen und trügerische
Idyllen - verkohlte Hennen und verzehrte Ferkel - Eine Krone zum vernaschen - Árpád oder Pocahontas?
Arbeit und Brot. Mit dieser simplen Botschaft startete in Miskolc am Montag, 6.2. ein
“Hungermarsch” gen Budapest. Bei eisigen Temperaturen machten sich Aktivisten u.a. der Bewegung Szolidaritás auf den Weg, ihr Vorwurf: die Regierungspolitik entzieht vor
allem den Schwächsten der Gesellschaft immer mehr die Existenzgrundlage. Die Regierungsseite ließ umgehend verlauten, dass die ganze Aktion von den Sozialisten
“gesponsert” worden sein soll. Womit, wurde nicht ganz klar, womöglich mit einer Suppe vor Abmarsch, denn so hungrig sehen die Leute auf dem Bild doch gar nicht aus... - Einen
ausführlichen Bericht über den Hungermarsch und das “reale Elend und die realitätsferne Politik” gibt es hier.
Dass die Aufregung der links-linken Nörgler völlig deplatziert ist, zeigte einmal mehr wer?
Genau, der Ministerpräsident. Er überzeugte sich persönlich und - überraschend - in einem Obdachlosenheim von den dortigen Standards, auch wenn das Foto hier ein bisschen so
den Eindruck vermittelt, als wenn der Hausbesitzer seine Miete kassieren kommt. Den ganzen Bericht zu “Orbán ante portas” gibt es hier.
Es gibt auch noch Menschen, die arbeiten: diese Kolonne von Räumfahrzeugen wurde am
Samstag, 4.2. auf dem Flughafen Budapest eingesetzt, um die Schneemassen in den Griff
zu bekommen. Dort hatte die Malév zuvor ihren gesamten Flugbetrieb eingestellt, doch die Konkurrenz drängte umgehend auf den Markt. Sowohl für den Airport wie auch für
den Staat wird die Insolvenz noch eine teure Angelegenheit, woran nicht nur das Wetter Schuld ist.
Winteridylle. Eisschollen auf der Donau, noch ein paar Tage und der Fluss könnte komplett
zufrieren. Noch ein paar Jahre und das Parlament wird wieder als solches genutzt. Aber da friert eher die Hölle zu.
Nicht Murmansk, sondern eine Liegestelle der MAHART in Budapest, Csepel.
Was so idyllisch anmutet, bedeutet für viele Ungarn lebensbedrohliche Zeiten. Oft sind die
Heizgeräte unzureichend, veraltet oder defekt, was bereits bei Unfällen mehrere Tote gefordert hat.
Opfer solcher abenteuerlicher Heizmethode wurden z.B. auch einige hundert Hühner im
Nordwesten, deren Stall wegen eines Überlastungs-Kurzschlusses völlig abbrannte. Landwirte haben zum Teil große Probleme, das Erfrieren ihrer Tiere zu verhindern.
Kein Kälte-, dafür aber ein “Hungeropfer”. Am Wochenende fand im Budapester
Stadtwäldchen das jährliche 9/11 für Vegetarier statt, das Mangalica-Festival, das vor allem der gleichnamigen ungarischen Wollschweinrasse huldigt, in dem die Besucher etliche
dieser Exemplare verzehren. Dazu gibt es Unmengen an Pálinká.
Péter Vida aus der Weinregion Szekszárd wurde zum Winzer des Jahres gekürt.
Es ist nicht alles Gold, was glänzt. Während wir am vorvorletzten Nationalfeiertag ein
“Brot der Nation”, gebacken aus Getreide aus allen ungarisch besiedelten Landen vorgesetzt bekamen, finden wir auf der Eröffnung der Lebensmittelmesse Foodapest die
die Krone aufgesetzt: die Insignien des Königreichs Ungarn aus Teig, verziert mit Zuckerguss-Perlen und Marzipan-Diamanten. Ob der Teig wieder aus allen
Himmelsrichtungen zusammengetragen oder schlicht aus der Asche der Árpáden geknetet wurde, die Rezeptur blieb uns der Hofbäckermeister leider schuldig. - Unser Bild der Woche!
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Wie eine Emulsion aus Jesus Christ Superstar und Pocahontas darf man sich “Landnahme -
das Musical” vorstellen, das gerade Premiere feierte. Schön gestellte Gruppen tanzen, singen und leiden sich vom Südural bis ins Karpatenbecken, auch wenn man bei manchen
Kostümierungen den Eindruck hat, man ist bei den Karl May Festspielen in Bad Segeberg. Das Staatssekretariat für Bildung emfpiehlt Schulklassen übrigens eindringlich den Besuch
des Stückes. Wir auch. Unbedingt.
red., Fotos: MTI
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