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(c) Pester Lloyd / 07 - 2012      WIRTSCHAFT 13.02.2012

 

Feilschen und Schachern

Nachrichten rund um die Malév-Pleite in Ungarn

Die Malév-Insolvenz war in der Vorwoche wieder ein wichtiges Thema für Politik und Wirtschaft. Dabei scheint sich abzuzeichnen, dass sobald nicht mit der "Auferstehung" einer "nationalen Fluglinie" zu rechnen sein dürfte, wie sich das Premier Orbán noch am Tag der Insolvenz "gewünscht" hatte. Weitere Nachrichten rund um die Malév-Pleite zu Entlassungen, Ticket-Refundierung etc.

Malév-Mitarbeiter auf einem Gedenkmarsch, kurz nachdem Bekanntwerden der Pleite am 3. Februar

> Von der Fidesz-Klausurtagung in Eger brachte Fraktionschef Lázár nur die Nachricht mit, dass "in der derzeitigen Situation weder eine positive Antwort noch eine negative Antwort" hinsichtlich einer neuen "nationalen Airline" gegeben werden kann, was Dolmetscher des ungarischen Neusprechs als klares "vorerst gestorben" interpretieren.

> Derzeit beraten "Experten" in Moskau mit dem Minderheitsaktionär Vnesheconombank (VEB), einer halbstaatlichen russischen Bank, die 5% Sperrminorität an der Malév hält, über "Möglichkeiten" der Rückzahlung eines 120 Mio. EUR-Kredites, den die VEB der Malév gewährte. Die Verweigerung der Russen einer weiteren Kapitalerhöhung war eines der Dominosteinchen, das die Fluglinie zum finanziellen Absturz brachte.

> Gleichzeitig kündigte das Management mit, dass 2.080 der 2.600 direkt bei Malév oder der direkten Töchter angestellten Mitarbeiter entlassen werden bzw. schon worden sind. Auch 300 über die Zeitarbeitsfirma Trenkwalder "geliehene" Mitarbeiter mussten gehen. Sowohl Wizzair wie auch Ryanair haben mittlerweile Jobbörsen und "Tage der offenen Tür" für die Malév-Mitarbeiter angesetzt, vor allem die Piloten dürften recht schnell wieder in Lohn und Brot sein.

> Zum Zeitpunkt der Einstellung des Flugbetriebs, gab es bei Malév 750.000 gültige Buchungen. Nur rund 16% der Inhaber dieser Tickets können, so die Kommunikationsabteilung, mit einer Refundierung der Gelder über den vom Staat eingerichteten Fonds rechnen. Wer mit EC- bzw. Bankomatkarte, Kreditkarte oder per Überweisung bezahlte, kann die Buchung über die Bank rückgängig machen (Fristen beachten!), "wer in bar oder mit paypal bezahlte, wird sein Geld kaum wiedersehen", heißt es. Die gerichtlich angeordnete Insolvenz wird für die kommenden Tage erwartet.

> Auch für politische Scharmützel bleibt noch Zeit. So sieht sich der frühere Finanzminister Péter Oszkó (unter Bajnai) mit dem Vorwurf konfrontiert, von der Malév-Pleite profitiert zu haben, da er seit April Aufsichtsratsmitglied beim Konkurrenten WizzAir (von einem Ex-Malév-Direktor gegründet) ist. Lanciert wurde das vom Ryanair-Chef Michael O´Leary, dessen Firma sich mit WizzAir gerade in einer offenen Feldschlacht um die freigewordenen Marktanteile befindet.

 

Dankbar aufgenommen wurde die Sache sogleich von der Regierungspartei Fidesz, deren Sprecherin sofort von "verantwortungslos" und "passt eh ins Bild der Sozis" schwadronierte, während Oszkó nur darauf hinwies, dass er - im Unterschied zur jetzigen Regierung - die Malév durch die Privatisierung zunächst gerettet hätte und sein Einstieg bei WizzAir in den üblichen Dokumenten und Pflichtmeldungen bei Aktiengesellschaften einsehbar sind. Fidesz-Sprecherin Selmeczi, stets leicht zur Hysterie neigend, behauptet dennoch, er habe seinen Einstieg "geheim gehalten".

> AirBerlin kündigte inzwischen an, die Vielflieger-Meilen der Malévkunden in sein Programm zu übernehmen. Etliche Fluggesellschaften bieten Malév-Kunden Rabatte, täglich werden weitere neue Verbindungen von und nach Budapest avisiert, der Airport habe mittlerweile rund 60% der Malév-Ausfälle kompensiert.

Dennoch steht eine Milliarden-Euro-Zahlung des Staates an die Airport-Betreiber im Raum.

Alles weitere zur Malév-Insolvenz im Ressort Unternehmen

red.

 

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