(c) Pester Lloyd / 07 - 2012
POLITIK 15.02.2012
Steht der Präsident von Ungarn vor seiner Ablösung?
Auf der ominösen Fraktionssitzung seiner Partei in
Eger, bei der bereits die Putsch-Story die Runde machte, habe Fidesz-Vorsitzender und Ministerpräsident Orbán Worte fallen lassen, die
darauf schließen lassen, dass Staatspräsident Pál Schmitt vor seiner Ablösung steht. Das Gerücht stammt freilich von der linken Tageszeitung Népszava, die immer wieder gerne
Ministerablösungen, Kabinettsumbildungen, sogar Neuwahlen streut, die dann doch nicht stattfinden. Die Putschgeschichte dürfte aber, nach
Bestätigung durch eigene Quellen, weitgehend so stimmen wie geschildert.
Schmitts Stern ist jedenfalls seit der Plagiatsaffäre und dem anschließenden Umgang des Präsidialamtes damit, im Sinkflug, Orbán mag aber keine sinkenden Umfragewerte, auch
wenn sich Schmitt als unkritisches Stempelkissen für sämtliche 365 Gesetze seit Amtsübernahme bewährt hat. Das Plagiat seiner Doktorarbeit ist für die Kritiker eigentlich
noch das geringste Übel. Ende März soll ein geheimer, akademischer Untersuchungsausschuss sein Urteil fällen, was wohl eine gute Vorlage für den Abgang böte.
Und auch unkritische Parteisoldaten scheint es in Fidesz-Reihen genügend zu geben: als
Nachfolger ist der so charismatische wie wirkungslose Außenminister János Martonyi favorisiert, dessen heutiges Amt wiederum Justizminister Navracsics beerben könnte, womit den Orbán auch gleich los wäre, mutmaßt Népszava und interpretieren wir. Dass
Schmitt unhaltbar ist, darüber sind sich auch jenseits der Gerüchteküche fast alle in Ungarn einig, was aber, wie wir z.B. aus Deutschland lernen, lange kein Grund für eine
Ablösung sein muss.
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