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(c) Pester Lloyd / 08 - 2012    WIRTSCHAFT 24.02.2012

 

Rückkehr zur Realität

Wohnungsbau in Ungarn ist auf historischem Tief

Die Zahl der 2011 fertiggestellten Wohneinheiten erreichte ein neues Rekordtief. Das Statistische Zentralamt, KSH, meldet die Abnahme von 12.655 baugenehmigungspflichtigen Einheiten, ein Minus von 39,2% zum Jahr 2010. Auch die Vergabe neuer Baugenehmigungen erreichte ein neues Tief. 2011 wurden davon 12.488 Stück vergeben, 28% weniger als 2010. Der überschwemmte Markt und die fehlende Kaufkraft lassen nicht mehr zu.

Das KSH merkt dazu an, dass nicht einmal in der großen Depression zwischen beiden Weltkriegen und den wirtschaftlich schweren Zeiten der 40er und 50er Jahre des 20. Jahrhunderts so wenig Wohnungen errichtet worden seien. Auch regional gab es bemerkenswerte Unterschiede. In Budapest gingen die Fertigstellungen um bis zu 48% zurück, in anderen großen Städten lagen sie im Schnitt um die 35%. Auch wenn die Abwärtstendenz in Dörfern durchschnittlich geringer ausfiel, waren die ärmsten Komitate mt Rückgängen von bis zu 70% betroffen.

Herausstechend ist das Ergebnis der Region um Veszprém mit einem Plus von 30%, das allerdings allein auf den Wiederaufbau in Kolontár (Foto oben) und Devecser zurückzuführen ist. Der Bau von 140 Wohneinheiten durch den Staat für die Opfer der Giftschlammkatastrophe katapultierte das Ergebnis nach oben.

Ein weiterer Trend, das Verhältnis zwischen Entwicklern und Privatpersonen als Bauherren hat sich zugunsten letzterer verschoben. 63% aller Baugenehmigungen wurde an Private vergeben, vor der Krise waren es weniger als 50%, vor allem das massenhafte Sprießen von Wohnparks hat ein Ende gefunden, nur noch 3% aller Wohnungen wurden in solchen Anlagen errichtet, zuvor 10%. Ebenso verschob sich der Anteil der Wohneinheiten, die für den Eigenbedarf errichtet wurden von 47% 2010 auf 60% im letzten Jahr. Waren zuvor 51% für den Weiterverkauf gedacht, waren es 2011 nur noch 38%.

Gestiegen ist die durchschnittliche Quadratmeterzahl der Wohneinheiten von 92 auf 103 qm. 42% aller Einheiten waren größer als 100qm, 2010 waren das nur 33%. 2011 wurden 2752 Wohneinheiten vernichtet, 8% mehr als zuvor, die Hälfte davon abgerissen. 2011 wurden lediglich noch 583 Ferienhäuschen gebaut, 28% weniger als 2010 und die Zahl der Neuanträge ging sogar um 38% zurück.

Als Hauptgrund für den starken Rückgang beim Bau neuer Wohneinheiten muss in dem durchschnittlichen Qualitätssegmenten das während der Lehman-Krise zu Tage getretene, künstlich erzeugte Überangebot im Verhältnis zur Kaufkraft der Einwohner gelten, als klar wurde, dass die massenhaften Finanzierungen von Eigenheimen und Eigentumswohnungen über Forex-Hypotheken nicht tragfähig waren. Die Regierung hat die Wohnbauförderung zwar wieder eingeführt, aber in einem sehr beschränkten Umfang, der nur einigen aufstrebenden Jungefamilien zu Gute kommt.

 

Hinzu kommt, dass Ende 2011 massenhaft Wohnungen und Häuser zu Niedrigpreisen auf den Markt geschwemmt wurden, weil die Kreditnehmer schnell an Bargeld kommen mussten, um die Möglichkeit einer begünstigten Ablöse ihrer Forex-Kredite auf einen Schlag wahrnehmen zu können. Man verzichtete lieber auf das eigene Häuschen oder die Wohnung, die in Ungarn als Altersabsicherung und Lebensziel traditionell einen sehr hohen Stellenwert hat - als weiter das Risiko einzugehen, sich von unberechnbaren Devisenkursen ruinieren zu lassen.

So gesehen, sind der ungarische Wohnbaumarkt und die Menschen im Lande 2011 lediglich auf dem harten Boden der Realität gelandet.

cs.

 

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