(c) Pester Lloyd / 2007
BILDUNG & FORSCHUNG _______________________________________________________
Fit für die Schule
Der Deutsche Kindergarten Budapest
Im Jahre 1992 wurde der deutsche Kindergarten als Elterninitiative gegründet. Es gibt zwei Gruppen für
Kinder von zweieinhalb bis sechs Jahren, die von ausgebildeten deutschsprachigen Erzieherinnen an fünf Tagen der Woche betreut werden. Die Öffnungszeiten sind von morgens um halb acht bis mittags um ein
Uhr, bei Bedarf an den Nachmittagen bis um vier Uhr, an Freitagen bis um zwei Uhr. Bei der ganztägigen Betreuung ist das Mittagessen inklusive.
Seit 2003 gibt es zusätzlich die sogenannte Zwergengruppe für Kleinkinder von
eineinhalb bis drei Jahren, die an zwei Tagen der Woche, Dienstags und Donnerstags jeweils von drei bis sechs Uhr am Nachmittag in Anspruch genommen werden kann.
Die deutsche Sprache und Kultur wird den Kindern in Form von Liedern,
Traditionen und Festen spielerisch nahegebracht. Die deutsche Staatsbürgerschaft ist keine Pflicht, aber die Kinder sollten schon in der Lage
sein, ein ausreichendes Deutsch zu Verstehen und zu Sprechen, um sich entsprechend in die Gruppe integrieren zu können. Zusätzlich zum normalen
Tagesprogramm, gibt es einen Logopäden, der ein- bis zweimal pro Woche in den Kindergarten kommt, und Kindern mit Sprachproblemen mit individuellen
Übungen hilft. Für Vorschulkinder wird außerdem ein spezielles Programm zur Vorbereitung auf die Schule angeboten.
„Das Förderprogramm "Hören, Lauschen, Lernen", das an der Würzburger Uni
entwickelt wurde lief in diesem Jahr sozusagen als eine Testphase“, erläutert Franziska Siegling, Leiterin des Kindergartens. Das Programm dient der
Förderung der phonetischen Bewusstheit - das "Auseinanderhören" einzelner Silben und Buchstaben – und soll bei Vorschulkindern das Lesen- und
Schreibenlernen in der Schule erleichtern. In Deutschland wird in vielen Kindergärten damit gearbeitet und es zeigen sich tolle Erfolge. Da die Testreihe
auch im hiesigen Kindergarten gut ankam, soll sie im kommenden Kindergartenjahr weiter verstärkt eingesetzt werden.
|
Der Kindergarten ist zwar noch bis zum 21. Juli geöffnet, aber da heute die
Schulferien in der Deutschen Schule angefangen haben, beginnt jetzt auch für uns eine ruhige Phase, weil viele Familien schon jetzt in den langen
Sommerurlaub fahren“, so Siegling. Aus diesem Grund wurden die Vorschulkinder traditionell schon letztes Wochenende verabschiedet. Wie jedes Jahr haben sie
von Freitag auf Samstag im Kindergarten übernachtet, wobei es viele Aktivitäten wie einen Ausflug mit Eisessen, eine Schatzsuche und mit den Taschenlampen im
dunklen Kindergarten "herumgeistern" gab. Am Samstag kamen dann die Familien der Vorschulkinder zu Kaffee und Kuchen und die Kinder wurden aus
dem Kindergarten "geworfen" und offiziell zu Schulkindern erklärt! Quasi als Trost bekamen sie vom Kindergartenteam gebastelte Schultüten überreicht.
„Es ist jedes Jahr wieder ein bewegender Moment, wenn wir uns verabschieden
und wir erleben, dass die Kinder, die wir zum Teil durch ihre gesamte Kindergartenzeit begleiten durften, wirklich schulreif und bereit für einen neuen
Lebensabschnitt sind.“ Dieses Jahr gab es acht Vorschulkinder, von denen sieben die Deutsche Schule in Budapest besuchen werden. Im vergangenen Jahr
(2004/2005) hatte der Kindergarten überdurchschnittlich viele Vorschulkinder (17 von 19 Kindern in der Gruppe der älteren Kinder), so dass im Herbst 2005
praktisch eine komplett neue Gruppe aufgebaut wurde. Durch intensive Gemeinschaftsprojekte in der Anfangszeit wurde aus den Kindern schnell eine
richtige Gruppe. „Auffällig bei unseren Kindern ist immer wieder, wie gut sie neue Kinder - auch unterm Jahr- integrieren. Dabei spielt sicher die Tatsache
eine Rolle, dass die meisten unserer Kinder schon einmal einen oder mehrere Neuanfänge erlebt haben und durch diese Erfahrung offener sind und anders auf neue Kinder zugehen.“
Neben dem normalen Programm gab es auch in diesem Kindergartenjahr wieder
viele Zusatzaktivitäten und Feste. Die Kinder waren auf dem Markt, im Vasarely-Museum, auf einer Ziegenfarm, auf der Margareteninsel und sind mit
der Kindereisenbahn gefahren. Geplant sind bis Ende Juli noch ein Besuch im Wildpark, eine Schifffahrt auf der Donau und ein kleinerer Ausflug.
Generell wird viel Wert gelegt auf Traditionen und Feste, so dass ein eigener
St.Martins-Umzug ebenso dabei ist, wie das Nikolausfest und ein Weihnachtsfrühstück für Eltern und Kinder. Auch Fasching wurde groß gefeiert,
zu Ostern gab es wieder ein Familienfrühstück mit Nestersuche und zum Muttertag haben die Kinder viele Lieder, Gedichte und Geschenke vorbereitet.
„Der Höhepunkt des Jahres ist aber immer unser Sommerfest, zu dem diese Jahr auch besonders viele ehemalige Familien gekommen sind“, freute sich Siegling.
Im kommenden Jahr wird es wieder viele neue Kinder geben, circa 20, und es
wird sich zunächst alles um eine gute Eingewöhnung und liebevolle Starthilfe für Budapestneulinge drehen. „Außerdem haben wir ab Herbst eine neue deutsche
Kollegin, die mit den Dreiund Vierjährigen arbeiten wird. Das wird unser Konzept Deutsch als Kindergartensprache weiter verstärken und betonen. Aus dem selben
Grund möchten wir auch wieder Praktikanten aus Deutschland beschäftigen, die für uns immer eine große Bereicherung darstellen.“ Eine Kooperation mit der
Deutschen Schule ist angedacht, konkreter wird es aber wohl erst im Herbst werden, wenn die Schule wieder beginnt. „Es gibt auf jeden Fall viele Ideen und
wir erhoffen uns eine für beide Seiten fruchtbare Zusammenarbeit.“
Anja Csali
Weitere Info:
www.deutscherkindergarten.hu
IHRE MEINUNG IST GEFRAGT - KOMMENTAR ABGEBEN
(c) Pester Lloyd
|