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Kulturell und zwischenmenschlich

Deutsche Schule „Thomas Mann“ Budapest

Die Deutsche Schule Budapest mit dem Thomas-Mann-Gymnasium wurde 1990 gegründet. Es ist eine von der Bundesrepublik Deutschland, der Republik Ungarn, dem Land Baden-Württemberg und der Stadt Budapest getragene Begegnungsschule für deutsche, deutschsprachige und ungarische Kinder.

Begegnungsschule meint, dass deutsche und ungarische Schüler gemeinsam unterrichtet und bis zum Abiturabschluss geführt werden. Zur Zeit sind an der Schule 450 Schüler, womit die maximale Kapazität nahezu erreicht ist, erklärt Schuldirektor Uwe Christiansen. „Das heißt sowohl räumlich, von der Anzahl der Klassenzimmer, als auch personell, fügt er hinzu. Denn für die Lehrer gilt es neben dem fachlichen Anspruch, auch Integrationsarbeit auf höchstem Niveau zu leisten.“

Während die Zahl der ungarischen Schüler über die Jahre nahezu konstant bleibe, ist die der deutschen Schüler einer hohen Fluktuation unterworfen, was zumeist an den Berufen der Eltern liege, die nach ein paar Jahren weiterziehen. Da ändern sich die Klassenverbände öfter und die neuen Kinder müssen sich eingewöhnen, Freunde finden und sich wohlfühlen.

Unterricht wird nach deutschen Lehrplänen erteilt

Das ist oftmals anstrengend für alle Beteiligten. Umso schöner findet es Christiansen, beobachten zu können, wie sehr sich die Kinder untereinander beistehen und helfen, denn beinahe jeder von ihnen hat sich schon einmal in der selben Situation befunden wie der Neuankömmling. Der Unterricht wird grundsätzlich nach deutschen Lehrplänen und in deutscher Sprache erteilt. Unterricht in ungarischer Sprache, Literatur und Geschichte sowie in Chemie erhalten die ungarischen Schüler in ihrer Muttersprache. Die deutschen Schüler begegnen der ungarischen Sprache, Kultur und Geschichte in Arbeitsgemeinschaften, in dem Unterrichtsfach „Ungarische Sprache und Kultur“, in speziellen Stoffelementen der deutschsprachigen Fächer sowie natürlich im persönlichen Umgang mit ungarischen Schülern in gemeinsamen Lerngruppen.

Die übrigen Fächer orientieren sich am Fächerkanon eines deutschen Gymnasium. Die vierjährige Grundschule ist für deutsche und deutschsprachige Kinder vorgesehen und findet in den ersten beiden Klassen ausschließlich auf deutsch statt. Ab der dritten Klasse gibt es dann ungarisch für alle und ab der vierten kommt englisch als Fremdsprache dazu.

„Wir haben uns aufgrund unserer langjährigen Erfahrung dagegen ausgesprochen, schon mit Beginn der ersten Klasse ungarisch anzubieten, obwohl wir wissen, dass derzeit der Trend dahingeht, immer eher mit Fremdsprachen zu beginnen – was ja heute oftmals schon im Kindergarten beginnt“, erzählt Christiansen auf Nachfrage. „Wir denken, dass ein Kind erst wirklich in einer Sprache, vorzugsweise der Muttersprache angekommen sein sollte, um sich dann sicher und stabil genug zu fühlen, mit einer weiteren Sprache zu beginnen, erst recht, wenn es sich in einem fremdsprachigen Umfeld befindet, wie es hier der Fall ist.“

Das anschließende achtjährige Gymnasium, mit einjähriger Orientierungsphase in den deutsch-muttersprachlichen Klassen, wird zweizügig geführt, mit einer Klasse der deutsch-muttersprachlichen Schüler, die aus der Grundschule aufsteigen, A-Zweig der Schule, und einer Klasse mit ungarischen Schülern, die nach einem sprachlichen Vorbereitungskurs in die 5. Jahrgangsstufe der Deutschen Schule Budapest eintreten können, S-Zweig der Schule. Dieser Vorbereitungskurs findet zwei Nachmittage die Woche jeweils für zwei Stunden über ein Halbjahr statt. Dabei werden diverse Tests geschrieben und neben dem fachlichen Können auch der menschliche Faktor bewertet.

„Die Auswahl ist für uns jedes Mal sehr schwierig“, gibt der Direktor zu, „denn die Anzahl der zu vergebenen Plätze ist begrenzt. Dieses Jahr gab es zum Beispiel 80 Bewerber, von denen letztlich nur 20 genommen werden können.“

Anspruchsvolle und umfassende gymnasiale Ausbildung gesichert

Es ist wichtig jeweils gleich viel ungarische und deutsche Schüler aufzunehmen, damit die Balance der Sprachgruppen bestehen bleibt und so die hohe Sprachqualität gewährleistet wird.

Das Konzept der Begegnung sieht dann vor, dass die Schüler des deutschen und ungarischen Zweigs schrittweise in gemeinsamen Lerngruppen unterrichtet werden. Ab Jahrgangsstufe 10 wird der Unterricht in nahezu allen Fächern in gemischten Lerngruppen erteilt. Unterrichtssprache ist Deutsch. Die deutsche Reifeprüfung, das Abitur, wird nach dem Jahrgang 12 erteilt. Dabei wird nach deutschem und ungarischem Verfahren geprüft, was im bilateralen Abkommen festgelegt ist. Diese Reifeprüfung beinhaltet dann die Zugangsberechtigung für Universitäten und Hochschulen in Ungarn, in Deutschland und in vielen anderen Ländern. Deutsche Schüler können außerdem am Ende der Klasse 9 den Hauptschulabschluss und am Ende der Klasse 10 den Realschulabschluss erwerben.

„Unsere Schülerinnen und Schüler erhalten eine anspruchsvolle und umfassende gymnasiale Ausbildung in einem pädagogischen Klima, das die Ansprüche des Forderns und Förderns zu verbinden versucht“, so Christiansen. Darüber hinaus bietet die Schule ihren Schülerinnen und Schülern ein breites Spektrum von ausserunterrichtlichen Aktivitäten, in sogenannten AGs. Zur Zeit sind es circa 40 verschiedene und sie reichen von Klavierunterricht über Badminton oder Fußball bis zum Theaterspielen. So festigen sich die Kontakte über den Schulalltag hinaus und bieten vielen Zugezogenen dass, was ihnen von zuhause her fehlt – ein festes soziales Umfeld, dass Sicherheit bietet und dafür sorgt, sich wohl zu fühlen.

Die Schule wird vom deutschen und vom ungarischen Staat hoch gefördert. Dennoch muss die Deutsche Schule als Privatschule Schulgeld erheben. Der Stiftungsrat legt die Höhe des Schulgeldes fest. Er kann auf Antrag in besonders begründeten Fällen Ermäßigung aus sozialen Gründen gewähren. Der Vorkurs, den die ungarischen Schüler belegen müssen, um in die Jahrgangsstufe 5 aufgenommen zu werden, ist kostenfrei. Die Einschreibegebühr beträgt für die Schüler des A-Zweiges und für die Quereinsteiger des S-Zweiges 1.500 Euro. Die Schüler des ungarischen Zweigs, die über den Vorkurs in die Jahrgangsstufe 5 eintreten, sind von der Einschreibegebühr befreit.

Die Anmeldung für die Schulanfänger, deutsche Grundschule, zum Schuleintritt im September sollte jeweils bis zum Anfang April erfolgen. Die Termine für die Anmeldung zu den Vorbereitungskursen für ungarische Schüler der Jahrgangsstufe 4, die ab Klasse 5 das Thomas Mann Gymnasium besuchen wollen, sind jeweils im September. Das Jahresschulgeld im deutschen Zweig beträgt zur Zeit 2.750 Euro, das im ungarischen Zweig 1.150 Euro, für alle anderen Staatsangehörigen 3.250 Euro.

Anja Csali

www.deutscheschule.hu

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