(c) Pester Lloyd / 2007 BILDUNG & FORSCHUNG _______________________________________________________
Fit für Europa
Österreichisch-Ungarische Europaschule Budapest
Fröhliches Kinderlachen schlägt mir entgegen, als ich die Schule an der
Istenhegyi út betrete. Die Pause ist gerade zu Ende und die Kinder sind auf dem Weg zurück in ihre Klassenräume. Aufgeregtes Plappern auf Deutsch
und Ungarisch und die stürmische Ausgelassenheit der Kinder braust wie ein frischer Wind an mir vorbei. Die freundliche Atmosphäre setzt sich innen
im Gebäude fort. Helle Farben, hohe Räume und überall Fotos und kreative Arbeiten der Schüler vermitteln dem Besucher ein lebendiges, aktives Umfeld und heißen ihn willkommen.
Schon 1896 beherbergte das Gebäude eine Schule – in Trägerschaft des
Ordens der Schulbrüder gab es seinerzeit hier die Bürgerschule, eine Alternative zu den ungarischen Schulen mit dem Ziel eine liberalere Art des
Lernens und der Wissensvermittlung zu etablieren. In den Kriegen enteignet und für andere Zwecke benutzt gelang es den österreichischen
Schulbrüdern nach der Wende das Eigentum 1993 zurück zu erlangen.
Die Renovierung und Instandsetzung des sich in desolatem Zustand
befindlichen Hauses gelang in erstaunlich kurzer Zeit, so dass 1995 der Schulbetrieb erneut aufgenommen werden konnte. Heute ist die
Europaschule eine zweisprachige interkulturelle Privatschule, die sich im Besitz des katholischen Ordens der Schulbrüder befindet. Schulträger ist die
"Stiftung Österreichisch Ungarische Europaschule". Zur Zeit gibt es zirka 350 Schüler in 16 Klassen. Geöffnet ist die Schule für sechs bis 14-jährige
Kinder aller Nationalitäten und Glaubensbekenntnisse. Im Mittelpunkt steht das Erlernen der Sprachen Deutsch, Ungarisch, Englisch und ab der 5.
Schulstufe kann auf freiwilliger Basis auch Spanisch gelernt werden. Mit diesen vier Sprachen sind die Kinder auf die Anforderungen in einem vereinten Europa bestens vorbereitet.
„Ungarn ist eine Sprachinsel“, so Schuldirektor Alfred Brychta, „daher
denken wir, dass es umso wichtiger ist, ein hohes Maß an Sprachempfinden und –wissen zu vermitteln. Wir haben festgestellt, dass bei uns die
„Pausensprache“ eindeutig ungarisch, die Unterrichtssprache jedoch eher deutsch ist.“ Unterrichtet wird von österreichischen Lehrern in deutscher
Sprache nach einem schulautonomen österreichischen Lehrplan, Seite an Seite mit ungarischen Pädagogen.
Für Ungarisch wird der ungarische Lehrplan herangezogen, so dass die
Kinder später sowohl in einer deutschsprachigen als auch einer ungarischen Schule weiterlernen können. Die achtjährige Schulzeit gliedert sich dabei in
vier Jahre Grundschule und weitere vier Jahre Mittelstufe. „Wir sind stolz darauf, dass unsere Schüler zu fast 100 Prozent den gymnasialen Weg weitergehen können“, erzählt Brychta.
„Wir pflegen einen ganzheitlichen Erziehungsstil. Unser Ziel ist unsere
Schüler zu eigenständig denkenden, kreativen Menschen zu erziehen. Wir wollen keine Faktenmaschinen, sondern motivieren unsere Kinder zu
vielfältigen Lösungsansätzen. Die Wege des Denkens sollen frei und kreativ sein“, erklärt Brychta weiter. „Die Kinder stehen bei uns im Mittelpunkt –
in jeder Beziehung, denn sie sind die Essenz der Schule.“ Neben dem Erwerb von intellektuellen Fähigkeiten und fachlicher Kompetenz sind daher
eine fundierte Persönlichkeitsentwicklung sowie die Vermittlung von Schlüsselqualifikationen wie Kommunikationsund Teamfähigkeit,
Selbständigkeit, Kreativität und interkulturelles Verständnis wichtige Komponenten des Schulkonzeptes.
Anja Csali
Weitere Info unter: www.europaschule.hu
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