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(c) Pester Lloyd / 26 - 2012     WIRTSCHAFT 25.06.2012

 

Österreich-Ungarn: MÁV und ÖBB gemeinsam gen Osten?

Im Verhältnis zwischen der ungarischen Staatsbahn MÁV und Rail Cargo Hungária (RCH), der früheren MÁV-Cargo und heutigen ÖBB-Tochter, gab es in den letzten Monaten eine wundersame Wandlung. Zuerst versuchten die Ungarn den Österreichern Steine in den Weg zu legen, dann sprach man schon Preise ab, nun will man den Osten gemeinsam aufrollen.

Bekriegten sich beide Konkurrenten zunächst jahrelang kräftig, weil die MÁV die Marktbedingungen für den neuen Konkurrenten so schwer wie möglich machen wollte, bekamen beide kürzlich eine deftige Buße wegen unerlaubter Kartellbildung bzw. Preisabsprachen im Cargosegment aufgebrummt. Nun scheint es, dass man sich zukünftig die Märkte gemeinsam aufteilen will und zwar über Ungarn hinaus.

 

Wie das Regierungsblatt Magyar Nemzet am Freitag berichtete, hielt sich ÖBB-Chef Christian Kern gerade zu Verhandlungen in Budapest auf, um mit der Ministerin für Nationalentwicklung, Zusza Németh, über einen teilweisen Rückverkauf von RCH-Anteilen an den früheren Eigentümer MÁV (bis 2008) zu verhandeln. Das Blatt berichtet von Plänen, gemeinsam die Märkte des "Balkan bis nach Kleinasien" zu erschließen, was auf eine Marktaufteilung der als perspektivisch sehr attraktiv geltenden Transportmärkte zwischen Wien und Istanbul hinweist.

Der Erwerb der MÁV Cargo, heute RCH, war von vielen Seiten sehr umstritten. Zunächst streikten jahrelang die betroffenen Gewerkschaften, weil sie einen Anteil an der unter dem “sozialistischen” Premier Gyurcsány durchgeführten Privatisierung verlangten,
der ihnen schlussendlich von Premier Orbán gewährt wurde, mit dem strategischen Ziel, sich das Wohlwollen der Bahngewerkschafter zu erkaufen, was, auch Dank eines sich anbiedernden Gewerkschaftschefs gelang.

Sodann wurde in Österreich Kritik am hohen Kaufpreis laut, den der Staatsbetrieb für einen "riesigen Schrotthaufen" hingelegt hätte. Tatsächlich brauchte es nochmals etliche Millionen, um das Unternehmen wettbewerbsfähig zu machen , was weitgehend gelungen scheint, wie die letzten Zahlen belegen. Außerdem wurden Millionenzahlungen (in Euro) an eine dubiose ungarische PR-Agentur (eigentlich ein 2-Mann-Betrieb) durch ÖBB für “Lobbying” bekannt, denen kaum eine Leistung zuzuordnen ware (in Österreich übrigens ein ganz normaler Vorgang, wie diverse U-Ausschüsse derzeit mehr oder minder offenlegen). Österreichische und ungarische Ermittler interessierten sich dafür, Konsequenzen gab es bisher keine, abgeschlossen ist der Fall aber auch noch nicht.

 

Der Wiedererwerb eines Anteils an dem ehemaligen Staatsbetrieb entspricht der Regierungspolitik, in "nationalstrategisch" wichtigen Industriezweigen ihren Einfluss ausbauen zu wollen. Hier mehr zur neuen “Planwirtschaft” á la Orbán.

Dass eine solche Politik dem Wettbewerb meist abträglich ist und viele korruptionsheischende Schnittstellen zwischen Politik und Wirtschaft schafft, stellt dabei offenbar kein Hindernis dar, auch die Österreicher sind protektionistischen Anwandlungen gegenüber keineswegs abhold, die Art Geschäfte zu machen ist in “Österreich-Ungarn” sehr ähnlich geblieben, wenn die Obrigkeit ihre Finger mit im Spiel hat. Allerdings wird das Engagement von fiskal subventionierten Staatsunternehmen wie der ÖBB in Osteuropa in der österreichischen Öffentlichkeit zunehmend kritisch betrachtet.

red.

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