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(c) Pester Lloyd / 33 - 2012   NACHRICHTEN 17.08.2012

 

Theater in Ungarn inszeniert Csurka-Stück zur "jüdischen Weltverschwörung"

Mit dem neuen Repertoire wechselte auch das Publikum des Új Szinház im Zentrum Budapest. Großungarnkarten auf uniformähnlichen Anzügen sind in diesem “Musentempel” nun an der Tagesorndung. Direktor Dörner will “nationales Theater”. Sarkasten meinen, immerhin führe er so bildungsferne Schichten, die nie zuvor ein Theater besucht hätten, die Welt der “Kultur” ein...

Der international renommierte ungarische Dirigent Ádám Fischer hat eine Unterschriftenaktion gegen die Produktion des Stückes "A hatodik koporsó" (Der sechste Sarg) von István Csurka am Neuen Theater (Új Színház) in Budapest gestartet. Es sei unerträglich, dass im heutigen Ungarn ein Theaterstück aufgeführt wird, dass postuliert, die Opfer des Holocausts seien für ihr Schicksal selbst verantwortlich. Der Philosoph Sándor Radnóti ergänzt, dass das Stück andeute, dass ein Weltkomplott durch amerikanisch-jüdische Banker den Frieden von Trianon maßgeblich bestimmt habe. Zentrales Ziel dieses Komplotts sei die Teilung Ungarns gewesen, weil man fürchtete, dass ein Reich, welches durch die historisch führende Klasse des Landes dominiert sei, zur stärksten Kraft innerhalb Europas hätte werden können. Das musste verhindert werden.

 

Der Autor István Csurka war ein bekennender Antisemit und Führer einer neofaschistischen Bewegung (MIÉP). Er sollte an der Seite von György Dörner, ebenfalls ein Antisemit und Rechtsradikaler, Intendant am Neuen Theater von Budapest werden. Die Berufung Dörners erfolgte durch Fidesz-Oberbürgermeister Tarlós entgegen den Empfehlungen einer Fachkommission und gilt als Umarmungsversuch an die "intellektuelle" Rechte aus wahltaktischen Gründen. Dirigent Fischer sagte schon damals ein Konzert in Budapest aus Protest ab.

Dörner wünschte sich sodann Csurka an seine Seite, was Tarlós als eine Art Zugeständnis an die internationalen Proteste ablehnte, gleichwohl verblieb Dörner, der eine Ende der "liberalen Hegemonie" im Kunstbetrieb des Landes versprach. Csurka starb kürzlich. Bei seiner Beerdigung waren auch Fidesz-Politiker anwesend, die forderten, man solle "den Politiker vom Bühnenautor trennen." Csurka hatte in seinen jüngeren Jahren durchaus spielbare, handwerklich akzeptable Stücke fabriziert, die Auswahl des obigen jedoch, ist ein klares politisches Bekenntnis des neuen Direktors.

Mehr zu den Überschneidungen zwischen der Regierungspartei und den Neonazis in diesem Beitrag

mb / red.

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