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(c) Pester Lloyd / 33 - 2012   BOULEVARD 14.08.2012

 

Mission `Görögdinnye`

Vom Politkommissar zum Schutzpatron der ungarischen Melone

Gyula Budai, an der "Sozialistenjagd" gescheiterter Politkommissar des ungarischen Regierungschefs Orbán und nun als "Staatssekretär für nationale Wohlfahrt" ins Landwirtschaftsministerium abgeschoben, hat ein neues Betätigungsfeld gefunden. Statt um die Dingefestmachung von ehemaligen Premierministern, die Anschwärzung von linken Philosophen und das Zerschlagen von Sozi-Seilschaften, kümmert sich Budai jetzt um die nationale Melone.

Staatssekretär mit der Lizenz zum Zubeißen. Gyula Budai (rechts) bei einer Promotion für die Melone.

Im freitaglichen Radioprogramm "180 Minuten" auf dem staatlichen Kossuth Rádió, von dem aus Premier Orbán sonst seine berüchtigten "Freitagspredigten" absetzt, erklärte Budai jetzt dem "Melonenkartell" den Krieg. "Seine" Recherchen hätten ergeben, dass "kriminelle Banden" systematisch "Billigmeonen" aus dem Ausland einführen, diese umverpacken und als "echte ungarische Ware" weiterverkaufen. "Ein Multimilliardengeschäft", wie er anmerkt und er kündigte an, eine "Initiative" zu starten, um diese, den ungarischen Bauern im speziellen und die Nation im allgemeinen gefährdende Struktur zu zerschlagen.

Eigentlich sollte er dem großen Chef ja die Köpfe von Gyurcsány & Co. auf dem Silbertablett servieren. Nun zerstückelt er eben Melonen in kleine Scheiben, immerhin etwas Rotes...

Er rief die Einzelhandelsketten dazu auf "nur ungarische Melonen" zu kaufen (leicht zu erkennen an den Nationalfarben: rotes Fruchtfleich, weiße Innen- sowie grüne Aussenschale) und will den Druck auf die Wettbewerbsbehörden erhöhen, eine offizielle Ermittlung einzuleiten. Das GVH hatte bisher nämlich nur einige Händler zur Herkunft befragt, aber nicht tiefer gebohrt. Viel mehr interessierte sich das Wettbewerbsamt für die auffallend gleiche Preisgestaltung bei den armen ungarischen Händlern und vermutet ein unzulässiges Preiskartell, stieg in den einschlägigen Ketten der Preis doch auf auffallen gleiche 120 Forint pro Kilo.

Durchschnittliche Marktpreise in Forint für 1 kg “Griechenmelone” in Ungarn. Das GVH vermutete Preisabsprachen, wurde aber von der Politik zurückgepfiffen.

Doch Budai, der Kommissar ohne Schirm und Charme, aber mit Melone, lässt das nicht gelten, "es hat nie ein Kartell gegeben" behauptete er und lenkt die Aufmerksamkeit wieder auf die wahren Probleme: Leider sei es ihm noch nicht gelungen, "eine Melonenverteidigungsabkommen" mit allen Händlern zu schließen, er setze jedoch auf Einsicht, dennoch habe man große Fortschritte beim Schutz dieses "ungarischen Kulturgutes" gemacht. Dass die gemeine ungarische Melone fatalerweise "görögdinnye", also griechische Melone heißt, birgt sicher einiges wirtschaftliches Risiko und lässt erkennen, dass es für den Melonenkommissar noch viel Arbeit zu erledigen gibt.

 

Doch noch ist die Melone nicht in trockenen Tüchern, tut sich schon das nächste Schlachtfeld auf: "Bei den Äpfeln ist die Lage ähnlich dramatisch...", so Budai im Radio und auch hier werde er nun "eine Kampagne starten", damit die Ungarn wissen, welcher Apfel von ihrem Stamme sei. Kostenpunkt, wie schon bei der Melone, rund 60 Millionen Forint (215.000 EUR) für "Aufklärung" und "Verkaufsinitiativen", auf die sich die einschlägigen PR-Agenturen bereits freuen werden.

Bei einer intelligenten Fruchtfolge dürften Budai und seine Gurken- resp. Melonentruppe so ihre Jobs locker bis zur verdienten Pension gesichert sehen, schließlich sind auch Paprika, kukuruc und andere Früchtchen vor ausländischer Kontaminierung nicht gefeit.

Live aus dem Sommerloch berichtete: cs.sz.

Schuss ins Knie: Politisches Sondertribunal in Ungarn gescheitert - Budai entlassen

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