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(c) Pester Lloyd / 33 - 2012   SPORT 14.08.2012

 

Triumphale Rückkehr

Ungarn mit Sensationserfolg bei Olympia - Peinliche Debatten in der Heimat

Ungarn kann sich über eine äußerst erfolgreiche Olympiabilanz freuen und lag am Ende der Spiele in London mit acht goldenen, vier silbernen und fünf bronzenen Medaillen auf einem sensationellen neunten Platz in der Länderwertung, nur knapp hinter den "Großmächten" Frankreich, Italien und Deutschland. Doch landestpyisch herrscht keine ungeteilte Freude. Liberale Kommentatoren stoßen sich an peinlichen nationalistischen Ausrutschern, die Regierungsseite wirft ihnen Neid und unpatriotisches Verhalten vor.

Platz frei für die Sieger. Die Olympiamannschaft kehrte aus London zurück. Mit Wizziar, statt Malév, aber mit viel Gold im Gepäck!

Zuletzt gelang es den Ungarn 1992 in Barcelona in die Top Ten zu kommen, in Athen und Sydney war man jeweils 13., in Peking 21., der 9. Platz ist für eine so kleines Land eine wirkliche Sensation. Doch das reicht den Offiziellen noch nicht: "Stellt man die Relation zur Bevölkerungszahl her, war Ungarn die erfolgreichste europäische Nation, weltweit nur übertroffen von Neuseeland und einer handvoll karibischer Inseln." Mit diesen Worten bilanzierte das Nationale Olympische Komitee den herausragenden Erfolg des Teams "Magyarország". Ungarn hat also praktisch die Olympischen Spiele gewonnen, ein Erfolg, der um so süßer schmeckt, da traditionelle und größenmäßige Nachbarn deutlich unterlagen, Österreich blieb z.B. vollständig medaillenlos.

Ungarische Medaillenbilanz bei Olympia seit 1896

Präsident und Ministerpräsident gratulierten euphorisch in offenen Briefen, den Rückkehrern wurde am Montag ein triumphaler Empfang am Flughafen bereitet, wo noch auf dem Rollfeld eine Olympionikin die ungarische Flagge aus dem Flieger halten durfte. Danach gab es eine Feier in der Syma-Halle, wo Vizepremier Semjén meinte, dass "Ungarn jetzt wieder da steht, wo es schon einmal war." Auch der mit Schimpf und Schande abgetretene Präsident Pál Schmitt, ebenfalls dereinst Goldmedaillengewinner als Fechter ließ sich wieder blicken, zuvor hatte er seine “Ehrenpräsidentschaft” beim NOK ruhen lassen und auf eine Reise nach London verzichtet. - Eine Reihe von Ehrungen werden folgen, die zentrale am Nationalfeiertag des 20. August.

Eine erste Ehrung in einer Budapester Mehrzweckhalle. Weitere Ehrungen werden folgen...

Einige Wermutstropfen verschwieg man angesichts dieses überragenden Erfolges jedoch geflissentlich, so schmerzte das ungewöhnlich frühe Ausscheiden des jahrzehntelang sieggewohnten Wasserballteams. Dass einige Helden aus dem Diskuswurfgeschäft wegen Dopingvorwürfen erst gar nicht an den Start gelassen wurden, auch darüber deckte man das Mäntelchen des Schweigens. Die meisten Goldmedaillen holten die Ungarn übrigens auf dem Wasser, nämlich beim Schwimmen und in Kanu und Kajak.

Landes- und zeittypisch entfachte der Erfolg keineswegs ungeteilte Freude. Nicht einmal über einen Sieg im Sport kann man sich heutzutage noch zusammen freuen. Während die Regierungsseite die Siegesserie medial vereinnahmte und politisch ausschlachtete, musste sich manch Anderer den Vorwurf des vaterlandslosen Gesellentums gefallen lassen.

Besonders empörte sich die linksliberale Presse über den Live-Auftritt von Ex-Schwimmer und Olympiasieger Attila Czene, der - als jetziger Staatssekretär - vor laufender Kamera zum Besten gab, dass ihm László Tökés (ein rumänisch-ungarischer Separatistenführer von Fidesz-Gnaden) eine SMS übersandt hatte, worin der den Sieg von Dániel Gyurta über 200 Meter Brust als "Goldmedaille für Siebenbürgen" feierte.

 

Die Kritik an diesem Auftritt aus dem linksliberalen Medienlager münzte die Regierungspresse um und behauptet, "die Linke" sei offenbar "unglücklich über die Erfolge" der ungarischen Sportler, da sie in der Regierungszeit Ministerpräsident Orbáns stattfinden. Dabei hätten sie doch nur den "15 Millionen Ungarn" (in Ungarn leben nur knapp 10 Mio.) etwas Freude in den Alltag gebracht. So wie Gyurcsány nicht über die "nur" drei Goldmedaillen in Peking gestürzt ist, kann auch Orbán die nächsten Wahlen nicht in London gewinnen, beruhigen die Regierungstreuen die Kritiker.

red.

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