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(c) Pester Lloyd / 45 - 2012   NACHRICHTEN 08.11.2012

 

Regierung in Ungarn will Deutsch als erste Fremdsprache vor Englisch

Das Bildungsministerium plant in einem Teilentwurf des nationalen Rahmenlehrplans, Deutsch als erste Fremdsprache vor Englisch in den ungarischen Schulen einzuführen, so die Newsseite Origo.hu “Aus sprachpädagogischer Sicht wird vorgeschlagen, Schüler zuallererst mit der deutschen Sprache in Berührung kommen zu lassen, die eine wesentlich komplexere Grammatik besitzt als Englisch“, so die Strategie. Englisch könnten die Schüler dann noch beiläufig hinterher dazu lernen. Diese Planung würde es vorsehen, dass Schüler jedes zweite Jahr Deutsch-Prüfungen absolvieren müssen und ab 2017 nur noch dann Hochschulzulassungen erhalten, wenn sie die entsprechenden Zeugnisse vorlegen können.

Während man davon ausgehen kann, dass die Idee ein Zugeständnis an den hohen Einfluss deutscher Investoren in Ungarn sein soll, ist die Begründung relativ absurd. Dass Englisch heute Weltsprache Nr. 1 ist und auch so gelehrt gehört, ist selbstverständlich, auch in deutsch geführten Unternehmen in Ungarn ist die Verständigung auf Englisch heute Gang und Gäbe. Dass das Erlernen einer komplexeren Sprache die Fähigkeiten zur Erlernung von Sprachen allgemein erhöht, mag zwar stimmen, ist in Ungarn aber obsolet, dessen Einwohner ohnehin meist nur eine Fremdsprache erlernen, wenn überhaupt: nur 25% aller Erwachsenen beherrschen eine Fremdsprache, letzter Platz in Europa.

Im Gegenteil dazu: Lehrer fürchten, das "schwere" Deutsch könnte Schüler sogar frustrieren und gänzlich vom Erwerb von Fremdsprachenkenntnissen abhalten. Englisch und Deutsch lieferten sich seit der Wende stets ein Kopf-an-Kopf-Rennen in der Gunst von Schülern und Schulen. Bildungsministerin Hoffmann wollte Fremdsprachen in den normalen Schulen als unnütz erst ganz abschaffen und nur den höheren Anstalten französisch und russisch angedeihen lassen (was sie selbst spricht). Man brachte sie von diesen Vorhaben aber wieder ab.

 

Der Präsident der Ungarischen Akademie der Wissenschaften, József Pálinkás, selbst ein Regierungsnaher, fand den Vorschlag auch nicht gerade berauschend und fasst die Sache relativ unakademisch so zusammen: "Im heutigen, internationalen Leben ist Englisch die Sprache, mit der man miteinander kommunizieren kann. Deutsch hingegen ist keine Sprache, die die Leute, außer in Deutschland, verstehen." Ein Ausspruch, der uns an Max Frisch erinnert: In Europa gibt es zwei vollkommen unverständliche Sprachen: Baskisch und Ungarisch. Ungarisch ist so schwer, das verstehen nicht einmal die Basken...

red.

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