Hauptmenü

 

Ost-West-Drehscheibe
Pester Lloyd Stellenmarkt
Stellenangebote aus Ungarn, Deutschland, Schweiz, Tschechien, Österreich und Slowakei. Annoncen ab 35.- EUR/Monat.

 

 

(c) Pester Lloyd / 47 - 2012   FORSCHUNG 19.11.2012, Advertorial

 

Multikulturalität in Grenzräumen

Internationale Konferenz zu jüdischem Leben im ungarisch-österreichischen Grenzraum an der Andrássy Uni

Die Fakultät für Mitteleuropäische Studien der Andrássy Universität Budapest (AUB), das Centrum für Jüdische Studien der Karl-Franzens-Universität Graz und das Zentrum für deutschsprachige jüdische Kultur Mitteleuropas an der Eötvös-Loránd-Universität Budapest hielten zwischen dem 29. und 31. Oktober 2012 an der AUB eine zweisprachige Tagung mit dem Titel „Jüdisches Leben im ungarisch-österreichischen Grenzraum des 19. und 20. Jahrhunderts / Jewish Life in the 19th and 20th Century Austrian-Hungarian Border Region“ ab.

Alice Freifeld bei ihrem einführenden Vortrag

Die Tagung wurde u.a. vom Österreichischen Kulturforum Budapest, vom Israelischen Kulturforum Budapest und von der Aktion Österreich Ungarn unterstützt. An der Veranstaltung nahmen international renommierte Wissenschaftler teil, die die interdisziplinäre Ausrichtung der Tagung gewährleisteten. Das ausgeschriebene Thema konnte demnach aus historischen, kulturwissenschaftlichen, soziologischen und ethnographischen Aspekten diskutiert werden.

Neben interdisziplinärem Zugang sorgte der in einführenden Vorträgen betonte multilinguale, -konfessionelle und multiethnische Charakter der österreichisch-ungarischen Grenzregion für ein breites Themenspektrum. Einen Auftakt der durch den Rektor der AUB, András Masát, und durch den österreichischen Botschafter in Ungarn, Michael Zimmermann, eröffneten Tagung bildete der Eröffnungsvortrag von Alice Freifeld (Florida), in dem die Geschichte des ungarischen Judentums im Spiegel historischer Umbrüche der Habsburger-Monarchie und Ungarns erörtert wurden.

Die von Gerald Lamprecht (Graz) angesprochene Multikulturalität des Grenzraumes und die Bedeutung jüdischer Geschichte als Teil des kollektiven Gedächtnisses ließen sich als ein Leitmotiv der Tagung wahrnehmen, das auch für andere Grenzräume, wie für das von Levi Cooper (Ramat Gan) dargestellte Rabbinat Munkács, das eine besondere Position zwischen Galizien und Ungarn bzw. Chassidismus und Orthodoxie einnahm, von Bedeutung war.

Die Multikulturalität des Burgenlandes stand im Mittelpunkt der Beiträge der zweiten Sektion, welche die Bedeutung des kulturellen Transfers diskutierten. Als ein besonderer Aspekt des Phänomens hob Johannes Reiss (Eisenstadt) die Rolle hebräischer Grabinschriften als „eigene literarische Gattung des Judentums“ hervor. Im Nachmittagspanel setzten sich die Referenten mit dem Thema Leben in der Grenzregion auseinander.

Blick ins Publikum: 1. Reihe, v.l.n.r.: Dr. S. Bachfischer, Leiterin des Österreichischen Kulturforums, Botschafter Israels in Budapest Mor, österreischer Botschafter Zimmermann, AUB-Rektor Masát, Herr und Frau Deblinger (Magyarország Autonóm Ortodox Izraelita Hitközség)

Die Präsentationen lenkten die Aufmerksamkeit auf die Bedeutung von Lokalstudien und fokussierten auf Orts- und Familiengeschichten; Ursula Mindler (Budapest) hinterfragte ua. den Mythos des Burgenlandes als „multikulturelles Musterland“. Die Sektion setzte sich am Mittwochvormittag weiter, wobei ein Akzent auf das Leben in den Grenzräumen Österreich-Ungarn-Slowakei fiel. Die Beiträge konzentrierten sich auf jüdische Lebenswelten in slowakischen Städten, wie in Pressburg/Bratislava oder Košice/Kaschau.

Im letzten thematischen Teil der Tagung wurde die Bedeutung der Erinnerung und des Gedenkens erörtert. Abseits der Vermittlerfunktion der Region Westungarn-Burgenland, die als ein Transferraum jüdischer Familiengeschichten dargestellt wurde, richtete Elisabeth Arlt (Laafeld) die Aufmerksamkeit auf das slowenische Übermurgebiet als Reminiszenz an eine verschwundene Kultur.

Die wechselhaften Themen und Annäherungsweisen sorgten für spannende Diskussionen, die sowohl in den Kaffeepausen, als auch am Mittagstisch weitergeführt werden konnten. Zusammenfassend können also die Organisatoren auf eine besonders erfolgreiche Veranstaltung zurückblicken, der in der Zukunft hoffentlich weitere folgen werden.

Orsolya Lénárt, Andrássy Universität Budapest