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(c) Pester Lloyd / 47 - 2012 WIRTSCHAFT 21.11.2012
Immer weniger Arbeitsplätze
Wirtschaft in Ungarn verlor 36.000 Stellen in einem Jahr: neuer Trick in der Statistik
Die aktuellen Daten des Statistischen Zentralamtes in Budapest, KSH, zum Arbeitsmarkt, zeigen weitere Verluste von Arbeitsplätzen in der freien Wirtschaft in Ungarn. In den letzten zwölf Monaten, von September bis September, ging die Zahl der Beschäftigten im Wirtschafssektor (freie Wirtschaft + staatlich kontrollierte Unternehmen) um 1,9% zurück. Während große Investoren Sonderbehandlung erhalten, ächzen Mittelstand und Kleinbetriebe.
Der Rückang hält damit den 10. Monat in Folge an, hat sich aber im September gegenüber August (-2,4%) etwas verlangsamt, was die Statistiker jedoch als Basiseffekt beschreiben, sprich, die Ausgangsdaten waren außergewöhnlich niedrig, dass der verringerte Rückgang nur als technisch betrachtet werden kann. Im Wirtschaftssektor waren mit 1.829.000 im September 36.300 Menschen weniger beschäftigt als vor einem Jahr, aber rund 1.100 mehr als im August.
Auch der Rückgang von Januar-September gemessen, beträgt 1,9%, was als deshalb als besonders dramatisch anzusehen ist, da in diesem Jahr einige Großinvestoren tausende neue Arbeitsplätze schafften. Es ist vor allem der KMU-Bereich sowie schwächelnde ungarische Großbetriebe mit einer staatlichen Vergangenheit, die reihenweise Stellen abbauen müssen.
Mercedes Benz schuf in seinem neuen Werk in Kecskemét und bei Zulieferern und Dienstleistern tausende neue Stellen in Ungarn, doch auch die konnten die Gesamtbilanz nicht retten. Denn die Masse der Jobs verlor man bei den kleinen Unternehmen, die sich nicht auf “strategische Partnerschaften” mit der Regierung stützen und kurze Drähte zur Macht nutzen können. Bürkoratie, Steuer- und Abgabenwahnsinn sowie Kreditklemme sind dabei nur einige der Probleme, mit denen das “Rückgrat” der Wirtschaft zu kämpfen hat. Hier mehr.
2009 ging die Beschäftigung in diesem Bereich um 6,7% zurück, 2010 legte sie 0,3%, 2011 1,3% zu, mit dem Rückgang jetzt fällt sie wieder hinter die 2010er Werte zurück und ist damit fast so niedrig wie ausgangs der unmittelbaren Finanzkrise.
Die Arbeitslosenrate ist in Ungarn seit einem Jahr relativ unverändert (pegelt zwischen 10,5 und 11,2%), weil die Regierung massenhaft in Kommunalen Beschäftigungsprogrammen tätige Menschen als öffentlich Bedienstete verbucht und auch sonst die Regeln für eine Registrierung als arbeitslos verschärft hat. Sie spricht von einer "stetig steigenden Beschäftigung".
Ein neuer Trick bei der Statistik könnte die Arbeitslosenrate offiziell mit einem Schlag von 10,4 auf 8,7% sinken lassen. Die Regierung plant, Menschen mit Behinderungen, die aber aktiv über das Arbeitsamt einen Job suchen, nicht als "arbeitslos" in die Datenbanken aufzunehmen. Die Opposition kritisierte dies scharf, die Regierung solle lieber Arbeit schaffen, anstatt die Zahlen zu frisieren und Menschen mit Behinderung als quasi nicht arbeitsfähig zu stigmatisieren.
Mehr zum Thema:
Aktuelle Daten zur Reallohnentwicklung http://www.pesterlloyd.net/html/1247inflationfrisstlohn.html
Aktuelle Daten zum BIP-Wachstum http://www.pesterlloyd.net/html/1246rezessionq3.html
Aktuelle Daten zur Industrieproduktion http://www.pesterlloyd.net/html/1246industrieprod.html
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Hintergründe zur Wirtschaftspolitik zwischen Wunsch und Wirklichkeit http://www.pesterlloyd.net/html/1240gulaschwirtschaft.html
Probleme der KMU in Ungarn - zerrieben zwischen Bürokratie und Kreditklemme http://www.pesterlloyd.net/html/1242studiekmuungarn.html
red.
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