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(c) Pester Lloyd / 47 - 2012   WIRTSCHAFT 22.11.2012

 

Arsen und Spitzentechnik

Militär in Ungarn entwickelt mobile Wasserreinigungseinheiten gegen Gifte

Wie berichtet, soll das ungarische Militär bis Weihnachten den Zugang zu sauberem Trinkwasser für fast eine Million Menschen gewährleisten, weil das jetzige mit Arsen und anderen Giften, zum Teil weit über den EU/WHO-Grenzwerten kontaminiert ist. Die EU hatte der Regierung mit 25.12. ein letztmaliges Ultimatum gestellt, um dieses Grundrecht umzusetzen. Trotz Erfindergeistes und militärischem ZackZack bleibt alles eine aufwendige Improvisation...

Verteidigungsminister Hende und sein Vize-Staatssekretär Borbíró
vor den mobilen Wasserreinigungs-Units. Foto: kormany.hu

Zur Lösung des Problems und als Hauptwaffe in der anstehenden Wasserschlacht hat jetzt das Verteidigungsministerium eine "neue, mobile" Wasserreinigungs-Einheit der Honvéd vorgestellt, die auf Patenten beruht, die durch "ministeriumseigene Unternehmen" entwickelt wurden. Nach unseren internen Informationen handelt es sich dabei jedoch hautpsächlich um die Weiterentwicklung sowjetischer Technologie. An den Modulen, die auf LkWs verladen, bei jedem Wetter einsatzfähig und unbemannt tätig sein können, habe man zwei Jahre gearbeitet und werde nun bald drei verschiedene Versionen davon produzieren können. Am Montag erfolgt die offizielle Präsentation für das Volk, so der Minister.

"Die Wasserreinigung ist eine militärische Notwendigkeit, damit bei militärischen Operationen immmer genug Trinkwasser für die Truppe bereit steht", lobte Verteidigungsminister Csaba Hende die Entwicklung aus seinem Hause und sagte mehr so nebenbei, dass "die Reinigung von arsenhaltigem Wasser auch nötig ist, weil die Konzentration im ungarischen Wasser im allgemeinen die von der EU festgesetzten Grenzen übersteigt." (Wir hatten in unserem Hauptartikel dazu bereits die Tendenz aufgezeigt, dass viele ungarische Offizielle, nicht das Gift, sondern den Hinweis darauf als das eigentliche Problem ansehen, wozu dieses Zitat passt.)

Seit vier Monaten läuft eines der Geräte in Érmellék im Komitat Békés, der dortige Arsen-Gehalt im Grundwasser konnte im Schnitt von 120 Mikrogramm je Liter auf 2 Mikrogramm gesenkt werden und "liegt damit deutlich unter dem EU-Grenzwert" (max. 10 Mikrogramm je Liter). Drei Unternehmen sind maßgeblich an der Entwicklung beteiligt, die Firmen ED, Currus und Hidrofilt. Die komplett ausgestatteten Fahrzeuge sollen nur rund halb so teuer sein, wie "vergleichbare ausländische Produkte", weil man "ausschließlich ungarische Produkte, Know how und Arbeitskräfte verwendete".

So ganz ohne Ausländer geht es bei der Weiterführung der "Wasserschlacht" dann doch nicht, denn die Spezialfahrzeuge, in die die Module eingebaut werden können, werden vor allem durch Volvo, in Kooperation mit den staatlichen Rába-Werken, gebaut. Die Fahrzeuge sollen auch in "Extremsituationen" einsetzbar sein, da ihr "primäres Einsatzgebiet Kampf- und Katastropheneinsätze" sein sollen.

 

300 Orte mit zusammen rund 800.000 Einwohnern müssten laut EU ab 25. Dezember mit unbedenklichem Trinkwasser versorgt werden, der Eigenbau aus dem Ministerium kommt, das ist vier Wochen vor Fristablauf schon absehbar, etwas zu spät dafür, so werden die meisten wohl aus herkömmlichen Tanklastzügen beliefert werden. Ohnehin kann es nicht dauerhaft Aufgabe des Militärs sein, die zivile Trinkwasserversorgung sicher zu stellen, weshalb der Aufbau von Überkapazitäten sinnlos ist und die Präsenation der Mobilen Einsatzkommandos eher eine Medienshow zur Selbstbeweihräucherung und Massenveruhigung darstellt. Die Lösung muss im zivilen Sektor gesucht werden, wozu es aber gemeinsamer Anstrengungen von Kommunen und Zentralregierung braucht. Praktikable, technologische Lösungsansätze gibt es dazu eine ganze Reihe, wie hier berichtet wurde.

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