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(c) Pester Lloyd / 04 - 2013   TSCHECHIEN 25.01.2013

 

"Bud" geht aufs Ganze

Steht Budweißer in Tschechien vor der Übernahme durch Anheuser Busch?

Nach dem Namensstreit um „Budweiser“ ist auch der um „Bud“ entschieden – zu Ungunsten des tschechischen Stammhauses. Laut des Europäischen Gerichtshofes darf der Name „Bud“ in Europa nur für das Bier des amerikanischen Brauereikonzerns Anheuser-Busch stehen. Die Weichen für die Privatisierung der tschechischen Budejovický Budvar-Brauerei sind damit gestellt. Denn wie erst kürzlich herauskam, haben sich die Amerikaner auch das Recht für den Namen „Budweiser“ in Europa erkauft, durch einen Trick.

In den USA genauso Kult wie in Tschechien. Budweiser, hier die amerikanische Version,
die jetzt mit ihren Scheren nach dem ganzen Kuchen greift.

 

Der Gerichtshof der Europäischen Union in Luxemburg hat entschieden, dass der amerikanische Brauereikonzern Anheuser-Busch das alleinige Recht hat, sein Bier in Europa unter dem Namen „Bud“ zu vertreiben. Damit wurden mehrere Klagen der tschechischen Budejovický Budvar-Brauerei abgewiesen. Das Unternehmen hatte seine Marke „Bud“ in Frankreich, Italien, Portugal und Österreich schützen lassen. Die Richter in Luxemburg verwiesen allerdings darauf, dass es sich beim Verkauf der Marke in den Ländern nur um eine sehr geringe und damit zu vernachlässigende Menge handele. Folglich konnte kein besonderer Nutzen aus dem Markennamen gezogen werden. Anheuser-Busch hatte „Bud“ als Gemeinschaftsmarke beim europäischen Markenamt HABM eintragen lassen. Damit darf die tschechische Brauerei ihr Bier nur noch unter dem einheimischen Namen Budejovická Budvar verkaufen.

Mit dieser Entscheidung endet endgültig ein über hundert Jahre geführter Namensstreit. Durch Export auf den jeweils anderen Kontinent gerieten beide Marken 1907 in Konflikt. Dieser wurde zunächst gelöst, indem man sich verpflichtete, sein Bier nicht auf dem Kontinent des anderen zu verkaufen. Während der sozialistischen tschechoslowakischen Republik verlor die verstaatlichte Brauerei allerdings das Interesse an der deutschen Bezeichnung „Budweiser“, was Exportgedanken nach Europa von Anheuser-Busch beflügelte.

Auf europäischem Terrain besteht der Streit seit etwa 20 Jahren. So versuchte einerseits die tschechische Brauerei in den 1990er Jahren den traditionsreichen Namen „Budweiser“ für den europäischen Raum zurückzugewinnen, während andererseits der US-Konzern 1996 auch den Schutz des Namens „Budweiser“ bei HABM beantragte. Im Jahre 2010 entschied der Europäische Gerichtshof als letzte Instanz, dass nur die tschechische Brauerei ihr Bier unter dem Namen „Budweiser“ in Europa vertreiben dürfe. Grund war, dass die Budejovický Budvar-Brauerei schon vor 1996 ihr Bier unter dem Namen „Budweiser“ in Tschechien, Deutschland und Österreich verkauft hatte.

Anheuser-Busch ließ sein Bier 1876 in den USA als Warenzeichen eintragen. Das Braurecht und damit auch Bier gibt es in Budweis seit dessen Stadtgründung im Jahre 1265. „Budweiser“ heißt übersetzt „aus Budweis“.

Gegen ein echtes Budweiser kommt das amerikanische Bud qualitativ nicht an, zumindest wenn es nach europäischen Gaumen geht. Dennoch erhofft sich Anheuser Busch einen Vorteil durch die Einverleibung

Am 12. Januar wurde allerdings bekannt, dass Anheuser-Busch sich bei der kleineren Budweiser Bürgerbrauerei eingekauft hat. Diese hält gemeinsam mit der größeren Brauerei in Budweis, dem Anheuser-Busch-Gegner Budejovický Budvar, die 2010 endgültig zugesprochenen Namensrechte an „Budweiser“. Durch diesen Schachzug sicherte sich der US-Konzern nun auch das Namensrecht von „Budweiser“ für Europa. Mit diesem Deal hat sich Anheuser-Busch für die Privatisierung der noch staatlichen Budejovický Budvar-Brauerei positioniert. Während der reale Wert der Brauerei auf 230 Mio. Euro taxiert wird, soll deren Markenwert bei stolzen 770 Mio. Euro liegen. Über die Privatisierung von Tschechiens letzter staatlicher Brauerei wird schon lange spekuliert, allein die Stimmung des Volkes, das einen Ausverkauf auch der letzten großen Biermarke des Landes ans Ausland befürchtet, stand dem bisher noch entgegen.

Es scheint nur noch eine Frage der Zeit, wann Anheuser-Busch nach dem Gewinn bzw. dem Kauf der Markennamen „Bud“ und „Budweiser“ endgültig nach der Budejovický Budvar-Brauerei greift. Eine Sprecherin des amerikanischen Brauereikonzerns begrüßte zunächst das jüngste Urteil des Europäischen Gerichtshofes: „Mit diesem Urteil haben wir in so gut wie allen Ländern der Welt einen Schutz für die Marken Bud oder Budweiser.“ Die Biertrinker haben damit aber noch keinen Schutz eines der besten Biere der Welt gegen die dünne Brühe aus Amerika. Fortsetzung folgt…

Zwischen Traditionen und Trends: Mehr Aktuelles aus der tschechischen Bierkultur

Christopher Schulz

 

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