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(c) Pester Lloyd / 10 - 2013   NACHRICHTEN 05.03.2013

 

Ungarn bekommt eine Wettersteuer

Kein Witz. Ungarische Medien, alle, sollen ab diesem Jahr eine "Wettersteuer" entrichten. Die Höhe der Abgabe beträgt 0,5% des gesamten Anzeigenaufkommens der Zeitung oder des Senders und zwar unabhängig davon, ob das Medium überhaupt seinen Lesern und Zuschauern oder zuhörern einen Wetterbericht anbietet oder nicht. Angeblich sollen die so eingenommenen Mittel ausschließlich der Finanzierung des staatlichen Ungarischen Wetterdienstes zu Gute kommen, doch - vorsichtshalber - ist die Steuer einmal jährlich zunächst doch direkt an die Staatskasse abzuführen. Die Belastung ist nicht gering. Das Wirtschaftsmagazin Portfolio rechnet vor, dass die neue Steuer die Körperschaftssteuer praktisch um 2,5 Prozentpunkte erhöht, wenn man davon ausgeht, dass rund 50% der Einnahmen bei einem Medienunternehmen aus der Werbung kommen. Manche Zeitungen leben jedoch fast ausschließlich von Werbung, umso höher die Last. Es rät, das Anzeigengeschäft komplett auszulagern und vom Redaktionsgeschäft zu trennen, um die Steuer zu entgehen.

Temperaturen oder Steuersätze? Wettervorhersage im ungarischen (Privat)-TV

 

Mit der Steuer - und hier kommt ein Knackpunkt - müssen die Medienanbieter eine Auflistung ihrer Werbeeinnahmen vorlegen, womit die Regierung an interessante Informationen kommt, die man sonst nur umständlich über die Buchhaltung ziehen müsste. Mit dem Hebel der Anzeigenschaltung werden nämlich willige Medien gefördert und widerspenstige abgestraft bis ruiniert. Die offizielle Begründung für die "Wettersteuer" sei die Aufrechterhaltung der Belieferung mit lebenswichtigen Daten, die Leben und Eigentum der Menschen schützen. Die Regierung strebt hinfort auch ein Wettermonopol an, d.h. nur noch staatliche Anbieter dürfen überhaupt Wetterdaten veröffentlichen, was Witzbolde zu der Mutmaßung trieb, die alles beherrschende Fidesz-Regierung wolle womöglich auch das Wetter bald selbst machen. Dass Ex-Finanzminister Matolcsy als letzte Amtshandlung vorgeschlagen hätte, die neue Wettersteuer an die sommerlichen Außentemperaturen zu koppeln, stellte sich als Ente heraus.

red.

 

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