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(c) Pester Lloyd / 12 - 2013   NACHRICHTEN 22.03.2013

 

"Erfolgsmeldungen" vom Chef der Roma in Ungarn

Ein eindrückliches Beispiel von systemischem Zynismus liefert der Vorsitzende der Landesselbstverwaltung der Roma in Ungarn, Flórián Farkas (Fidesz, auf dem Foto links). Er freut sich in einer Aussendung darüber, dass "seit dem Systemwechsel 2010 36.000 bis 37.000 Angehörige der Roma-Minderheit in den Arbeitsmarkt zurückgekehrt sind." Damit liege man gut im Plan, der besagt, dass in den nächsten 5 Jahren 100.000 Roma in den Arbeitsmarkt integriert werden sollen.

Was Farkas nicht sagt, ist, dass diese "Arbeitsplätze" fast zur Gänze aus subventionierten Arbeitsplätzen bestehen, bei dem die Arbeitgeber für 6 Monate sämtliche Lohnkosten vom Staat bezahlt bekommen, wenn sie sich verpflichten, die Applikanten danach noch für ein paar Monate weiter zu beschäftigten. Der Rest dieser wunderbaren Zahlen besteht aus - unter der Androhung des dreijährigen kompletten Sozialhilfeentzugs - zwangsverpflichteten Teilnehmern in kommunalen Beschäftigungsprogrammen, in denen sie teils rassistischer Aufsichtsmethoden ausgeliefert sind und - wenn alles zur Zufriedenheit verläuft - am Ende statt 90, 160.- EUR im Monat nach Hause bringen können. Dazu wurden im letzten Monat noch Zusatzmaßnahmen verkündet, die schwerwiegende Eingriffe in die Privatsphäre der "Zwangsarbeiter" bedeuten.

 

Farkas sieht es weiter als Erfolg an, dass seit 2010 10.000 Roma das Abitur geschafft hätten und 5.000 einen Hochschulabschluss. Das sind Steigerungen um 100%, denn: die ethnische Zugehörigkeit von Absolventen wurde in Ungarn vorher nicht erhoben. Dass schulische Segregation ab dem Grundschulalter ein Problem darstellt, dass durch die sog. "nationale Romastrategie" nicht einmal behandelt wird, stattdessen von Gerichten immer wieder als existent festgestellt wird, dazu hatte der Chef des "Zigeunerrates" nichts zu sagen.

red.

 

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