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(c) Pester Lloyd / 15 - 2013   NACHRICHTEN 12.04.2013

 

Wirtschaftsnachrichten aus Ungarn

Knorr-Bremse investiert weiter in Ungarn, weil Orbán tolle Wirtschaftspolitik macht - Staatssekretär fordert 30% Nebenkostensenkungen - Subventionierte Streckennetzerweieterung? Wizz Air fliegt Baku an und schielt nach Moskau - Regierungstreuer Externer wird Nationalbank-Vize - Technisch und konjunkturell bedingt: Inflation auf Rekordtief - Bauern: im Vorjahr die Dürre, nun die Flut - Mobilfunkanbieter hätten gern mehr Infos zu "neuer" Frequenzvergabe - Verschmelzung von Finanzaufsicht und Nationalbank steht kurz bevor

Knorr-Bremse investiert weiter in Ungarn, weil Orbán tolle Wirtschaftspolitik macht

Der deutsche Automobilzulieferer Knorr-Bremse baut in Ungarn für rund 17 Mio. EUR ein neues Werk, am Donnerstag fand die Grundsteinlegung am Standort Kecskemét in Anwesenheit von Premier Orbán statt, der meinte, dass auch diese Investition belege, dass seine Wirtschaftspolitik wachstums- und investorenfreundlich ist. Der Vorstand widersprach nicht, man habe "Vertrauen in das Land". 1,4 der ca. 5 Milliarden Forint-Investition wird vom Staat über eine Beihilfe (EU-Mittel) finanziert. Das Unternehmen, das weltweit rund 19.000 Menschen, davon ca. 1.800 in Ungarn beschäftigt, machte 2012 einen Gesamtumsatz von 4,3 Milliarden EUR. Im neuen Bremsen-Werk werden rund 300 Menschen einen Job finden.

Orbán-Vertrauter fordert 30% Nebenkostensenkungen

Heute haben wir die Energiekosten um ein Zehntel gesenkt, doch Morgen wird es schon ein Zwanzigstel, ein Dreißigstel und bald ein 50stel sein! János Lázár, Bürgermeister von Hódmezővásárhely und als Staatssekretär an der Seite Orbáns einer der einflussreichsten Politiker in Ungarn, meint, dass erst eine Reduzierung der Energie- und Kommunalkosten um 30% wirklich die Lebensbedingungen der Menschen verbessern würde. Daher plane man, nach den 10% Preis-Cut bei der Haushaltsenergie dort weitere 10% sowie auch die baldige Reduzierung von Abwasser- und Wasserkosten, Müllabfuhr, Schornsteinfeger, sogar Kohle und Beerdigungen sollen billiger gemacht werden, natürlich nur wenn viele dafür unterschreiben, das Wahlergebnis stimmt und die Gerichte aufhören "gegen die Regierungspolitik" zu urteilen. Ernsthafte Argumente rund um dieses Thema finden Sie in diesem Beitrag.

Wizz Air fliegt Baku an und schielt nach Moskau - Kooperation mit Regierung bei "Ostöffnung"

Die ungarische Billigariline Wizz Air wird ab 17. Juni Direkt zwei Direktflüge nach Baku, in die Hauptstadt Aserbaidshans anbieten. Das verkündete Vorstandschef Váradi am Donnerstag vor der Presse, an seiner Seite Péter Szijjártó, der nun auch für die Außenhandelsbeziehungen zuständige Staatssekertär im Vorzimmer Premier Orbáns, der die Ambitionen der Regierung für "engstmögliche Beziehungen mit den Kaukaususrepubliken" betonte, speziell jene mit Aserbaidshan, mit welchem die Beziehungen seit der Übergabe des Axtmörders eine sprunghafte Belebung erfuhren. Stolz berichtete er, dass man bereits "500 Rinder exportierten" konnte. Szijjártó sagte, dass man mit "WizzAir" hinsichtlich der "Ostöffnung" kooperiere, welchen Benefits die Airline von staatlicher Seite erhält, blieb jedoch im Dunkeln, der Staatssekretär sprach von Marketingeffekten (also offenbar soll WizzAir unrentable Wunschlinien bedienen und wird dafür häufiger von Regierung, Behörden und staatsnahen Betrieben gebucht o.ä.). Váradi, ein früherer Malév-Manager, freute sich, dass Budapest "das Tor nach Europa" werden könne, seine Airline fliege derzeit 34 Orte von Budapest aus an, nach Angaben russischer Medien planen die Ungarn einen Hub auch in Moskau / Domodedovo Airport, möblicherweise auch über eine Beteiligung an einem russischen Unternehmen. Allerdings versucht WizzAir schon seit Jahren immer wieder in Russland Fuß zu fassen.

Die Regierung-WizzAir-Kooperation ist auch ein Hinweis darauf, dass der “Plan” der Hungarian World Airways als Malév-Nachfolger endgültig als Totgeburt ac acta gelegt worden ist. Dort sollten ab April diesen Jahres die ersten Flieger starten, auf unsere Anfrage, wo man welche Tickets kaufen könne erhielten wir keine Antwort. Mehr zur Air Illusion.

 

Regierungstreuer Externer wird Nationalbank-Vize

Der von der Regierungspartei Fidesz 2011 als externes Mitglied in den Währungsrat der Nationalbank entsandte Ökonom Ferenc Gerhardt wird stellvertretender Präsident der ungarischen Zentralbank werden. Damit ist auch die letzte Leitungsposition der MNB in Regierungshänden, seit der neue Gouverneur
dort mit eisernem Besen gesäubert hat. Gerhardt füllt die Lücke, die Júlia Király mit ihrem "Rücktritt aus Protest" gelassen hat.
 
Technisch und konjunkturell bedingt: Inflation auf Rekordtief

Die Verbraucherpreise wuchsen im März nur um 2,2% zum Vorjahr, womit sich die Entwicklung vom Februar (2,8%) fortsetzt und nun ein Jahres CPI von 2,5% zu verzeichnen ist, dem "niedrigsten Quartalswert seit 34 Jahren" wie Offizielle jubeln. Im Vorjahr lag die Inflation zu dieser Zeit knapp an der 6%-Marke. Allerdings ist diese "Erholung" fast ausschließlich technisch und konjunkturbedingt: durch die Anhebung der Mehrwertsteuer von 25 auf 27% waren die Basiswerte unnatürlich hoch, außerdem verhindern sinkende Realeinkommen für die Mehrheit des Volkes die Durchsetzbarkeit von Preiserhöhungen im Handel. Dennoch freut sich Nationalbankchef Matolcsy, dass die "Inflation nun im Griff sei", was ihn sogleich zu weiteren Zinssenkungen und dem Anwerfen der Gelddruckmaschine inspirierte.
Mehr dazu in: Kick-Start oder Amoklauf?

Im Vorjahr die Dürre, nun die Flut

Ungarns Bauern, die vor einem Jahr unter einer langanhaltdenden Dürre stöhnten, die letztlich fast ein Viertel der üblichen Ernte zu Nichte machte, beklagen nun zu viel Wasser (Binnenhochwasser) auf ihren Feldern, was die Bearbeitung der Anbauflächen "um Wochen zurückwirft" wie Staatssekretär Czerván bei MTI mitteilt. Derzeit stehen landesweit ca. 212.000 Hektar Land unter Wasser, davon die Hälfte Agrarflächen.

Mobilfunkanbieter hätten gern mehr Infos zu "neuer" Frequenzvergabe

Die ungarischen Mobilfunkbetreiber sind irritiert über eine Ankündigung der staatlichen Medien- und Frequenzbehörde NMHH, auslaufende Frequenz-Lizenzen für Mobilfunknetze nicht, wie stets üblich, praktisch automatisch zu verlängern. Die Praxis könne sich "in den kommenden Jahren" verändern. Mit sehr vorsichtig gewählten Worten haben alle drei Mobilfunkanbieter, Telenor, Vodafone und Deutsche Telekom "um mehr Informationen" gebeten, man verfolge "mit Interesse, wie die strategische Partnerschaft" mit der Frequenzbehörde "weiterentwickelt werde". Möglicherweise will die NMHH die Frequenzen nun alle paar Jahre komplett neu versteigern, um die Einnahmen für den Staat zu erhöhen. Die Provider ließen durcklingen, dass damit die Planungssicherheit für Investitionen gefährdet werden könnte.

Verschmelzung von Finanzaufsicht und Nationalbank steht kurz bevor

Es ist schon seit 3 Jahren ein Thema, nun könnte die immer wieder vorgeschlagende Verschmelzung der staatlichen Finanzaufsicht PSzÁF mit der Nationalbank MNB Wirklichkeit werden, sie wäre im Zuge der institutionellen Gleichschaltungen der Orbán-Regierung auch logisch. "Offiziell wissen wir nichts davon", sagte PSzÁF-Sprecher Binder dem Staatsfunk, man habe vor längerem bereits seine Meinung darüber formuliert. Bisher schreckte die Regierung vor diesem Schritt zurück, weil die Unabhängikgeit der Zentralbank in Ungarn eine Weile ein Thema bei der EU war, was sich aber gelegt hat. Die Verschmelzung steht nach unseren Informationen nun kurz bevor.

red.
 

 

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