Hauptmenü

 

KLEINANZEIGEN UNGARN: Immobilien - Stellenmarkt - Geschäftskontakte - Privatanzeigen 35.- EUR / 30 Tage!

 

Das Archiv ab 1854

 

 

 

(c) Pester Lloyd / 18 - 2013   WIRTSCHAFT 03.05.2013

 

2 Hochhäuser pro Quartal

Wohnungsbau in Ungarn ist praktisch zum Erliegen gekommen

Während die Regierung ungeniert der Realitäten eine Erfolgmseldung nach der anderen über ihre wirtschaftlichen Leistungen herausgibt, zeigen aktuelle Zahlen des Statistischen Zentralamtes, KSH, die Auswirkungen von sinkenden Reallöhnen und unverändert hoher Verschuldung. Der Wohnbaumarkt, der seit Ausbruch der Lehman-Krise und platzen der Forex-Kreditblase quasi in sich zusammenbrach, findet auch im Jahr 5 danach keinen Halt.

Im ersten Quartal 2013 wurden nochmals 54% (!) weniger Wohneinheiten errichtet als im Jahr zuvor, ganze 1.123 Wohnungen oder Häuser für die privaten Nutzung konnten von Januar bis März übergeben werden.

Mit dem Ergebnis wurden auch Legionen von Analysten und "Experten" Lügen gestraft, die fast sämtlich eine "spürbare Erholung" prognostizierten. Im selben Zeitraum wurden 1.383 neue Baugenhemigungen ausgegeben, nochmals 36% weniger als im Vorjahreszeitraum, als der Rückgang gegenüber 2011 schon einmal fast 40% erreichte.

Nur in Budapest und im nordwestungarischen Komitat Győr-Moson-Sopron überstieg die Zahl der neuen Genehmigungen überhaupt die 200er Marke, in allen anderen Komitaten lag sie unter 100. Der Rückgang bei kommerziellen Bauprojekten war noch stärker als jener bei rein privat finanzierter Bautätigkeit für den Eigenbedarf. Erstere vollendeten im 1. Quartal gerade noch 331 Wohneinheiten, in Summe also nicht mehr als zwei mittelgroße Hochhäuser.

Interessant ist, dass die Quadratmeterzahlen im Eigenbedarfs-Bau seit 3 Jahren kontinuierlich nach oben gehen, binnen eines Jahres stieg die durchschnittliche Quadratmeterzahl der privat errichteten Bauten um 15 auf 112 Quadratmeter, was als Beleg für die ständische Steuerpolitik gelten kann. Nur Besserverdiener können sich überhaupt ein Eigenheim errichten und Dank der Flat tax mit rund 40% mehr in der Tasche ausgestattet, können diese mehr klotzen.

Genehmigungen für Industrie- und Gewerbeimmobilien gingen im Vergleich zum Vorjahr nur um 17% zurück, das Volumen von 460.000 Quadratmetern wird seit zwei Jahren von einigen ausländischen Großinvestoren sowie landwirtschaftlichen Bauten, für die massive EU-Förderungen fließen, getragen.

 

Auch der Immobilienmarkt für Wohneigentum spiegelt die Probleme wider. Während des Forex-Ablösemodells wurden massiv Objekte auf den Markt geworfen, weil die Schuldner (die meisten waren und sind ohne nennenswerten Ersparnisse) die Chance, ihren Frankenkredit verbilligt abzulösen, nur wahrnehmen konnten, wenn sie ihre Immobilie schnellstmöglich zu Geld machten. Abschläge auf den bisherigen Verkehrswert von bis zu 50% waren in dieser Notlage keine Seltenheit, lokal einschlägig vernetzte Makler und Banken deckten sich so günstig mit Spekulationsobjekten ein. Wohneigentum ist bei den geringen Renten in Ungarn jedoch traditionell kein Luxus, sondern eine unabdingbare Altersabsicherung, die vielen nun verloren ging.

cs.sz.

Möchten Sie den Pester Lloyd unterstützen?