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(c) Pester Lloyd / 19 - 2013   NACHRICHTEN 09.05.2013

 

Orbán: Familienbild in Ungarn von vor 4.000 Jahren
Ungarn zählt im Ausland geborene Kinder als "Bevölkerung" mit

Die Regierung will "wenn es die wirtschaftliche Situation zulässt", im zweiten Halbjahr - wieder einmal - eine umfangreiche Kampagen starten, die junge Ungarn zum Kinderkriegen anstiften soll. "Die Regierung will jungen Menschen helfen, die Planung für ein bzw. ein weiteres Kind zu erleichtern", sagte Premier Orbán auf einer Konferenz einer "Vereinigung der christlichen Intellektuellen" in Györ. Auch beim Thema Babies ging es nicht ohne kämpferische Rhetorik ab. Ungarn würde "als das schwarze Schaf Europas" behandelt "auch wegen seiner familienfreundlichen Politik und dem Umstand, dass die neue Verfassung Ehe und Familie" schütze. Die Regierung indes steht dazu, die Verfassung ist nicht gegen irgendjemanden gerichtet, sondern "folgt einer 4.000jährigen Tradition, die deutlich erklärt, dass die Ehe zwischen Mann und Frau zu sein hat." Die Familie sei die "wichtigste Ressource einer lebendigen Gesellschaft, einschließlich dem Europa nach der Krise". Ob Orbán mit dem Hinweis darauf, dass sein Familienbild vor 4000 Jahren stehen geblieben ist, zum Kinderkriegen animieren kann, sollte er sich nochmal überlegen. Im Foto: die Familie Orbán im Amtszimmer des Premiers.

 

Am Montag wurde im Parlament ein Gesetz verabschiedet, wonach die Kinder von im Ausland lebenden Ungarn, so sie einmal in Ungarn gelebt haben, künftig auch in der ungarischen Bevölkerungsstatistik aufscheinen sollen. Der Justizminister begründete diese Maßnahme mit widersprüchlichen Argumenten, zum einen sagte er, dass "EU-Datenerhebungsvorschriften", dieses Vorgehen "rechtfertigen" würden, zum anderen "sei dieses Gesetz notwendig, weil in den letzten Jahren viele Bürger ins Ausland gegangen, aber ungarische Staatsbürger geblieben sind und wir über die demographischen Entwicklungen dort bescheid wissen müssen."

Die EU will für ihre Datenerhebungen explizit keine grenzüberschreitend-ethnischen Berechnungen, sondern Informationen über die im Lande lebenden Bürger. Daher mutmaßt die Opposition auch ein anderes Motiv dahinter: die Regierung ziehe für ihre Betrügereien nun schon Babys mit in ihre Machenschaften und wolle "bei der Zahl der ungarischen Bevölkerung betrügen", um an mehr EU-Mittel zu kommen und um als erfolgreicher da zu stehen als man in Wirklichkeit sei. Wenn die Kinder aber als ungarische Bevölkerung registriert sind, kann man die Eltern auch durch bestimmte bürokratische Vorgaben gängeln und u.a. mit Bußgeldern abstrafen, wie es bereits geschehen ist.

Zum Thema:

Zur Familienpolitik der Orbán-Regierung hier ein Grundsatzbeitrag:
Geldstrafen für Kinderlose?
Wie die Regierung von Ungarn einen Babyboom erzwingen möchte
http://www.pesterlloyd.net/html/1221babyboom.html

Zur speziellen "Familienfreundlichkeit" der Politik der ungarischen Regierung
http://www.pesterlloyd.net/html/1305manifestarmut.html

über die Diffamierungskampagne gegen Abtreibung mit EU-Geldern
http://www.pesterlloyd.net/2011_20/20abtreibungskampagne/20abtreibungskampagne.html

Neues BGB in Ungarn: Streit um engen Familienbegriff
http://www.pesterlloyd.net/html/1307bgbneu.html

red.

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