Hauptmenü

 

KLEINANZEIGEN für UNGARN und OSTEUROPA ab 35.- EUR / 30 Tage!

Das Pester Lloyd Archiv ab 1854

 

 

 

(c) Pester Lloyd / 21 - 2013   NACHRICHTEN 22.05.2013

 

Verschwörung in Ungarn II: MSZP und die Terroristen - wer ließ die Lügenrede Gyurcsánys auffliegen?

Die Lügenrede von Ex-Premier Gyurcsány von 2006, die heftige Krawalle und eine Regierungskrise auslöste und in der Folge zur Ablösung der MSZP sowie der 2/3-Mehrheit des Fidesz führte, bewegt noch immer die Gemüter. Das frühere MSZP-Mitglied Bálint Szabó, heute zur "Demokratischen Koalition" von Ex-Premier Gyurcsány gehörig, die sich von der MSZP abspaltete, gab der regierungsnahen Wochenzeitung Heti Válasz ein Interview, in der er drei Personen benannte, die für die Veröffentlichung der eigentlich für den internen Gebrauch bestimmten Rede (in der er in drastischen Worten zugab, wie gründlich man das Volk in allem belogen hatte, um die Wahlen zu gewinnen und dass man es "verschissen" habe und er nicht mehr so weitermachen wolle...) verantwortlich zu machen sind.

Verquatscht oder gezielt lanciert? Neben der “Verratsversion” gibt es auch das Gerücht, Gyurcsány wollte seinen Ehrlichkeitsausbruch an die Öffentlichkeit bringen, um sich parteiinterner Bremsklötze zu entledigen. Was immer stimmen mag, es ging gründlich nach hinten los...

Szabó nannte jedoch nur drei (in Ungarn sehr häufige) Vornamen: Katalin, Imre und Ferenc, was nun Spekulationen auslöst, wer die "Verräter" gewesen sein könnten. In Frage kommen u.a. die früheren Verteidigungsminister der MSZP, Imre Szekeres, Ferenc Baja und Ferenc Juhász sowie die frühere Parlamentspräsidenitn Katalin Szili und die Ex-Umweltministerin Katalin Lévai. Anfragen der Zeitung an die Personen blieben bisher erfolglos.

Die Geschichte Szabós wird aber vollends skurril, als er berichtet, dass er damals mit den drei Genannten in einem Nebenraum Zeug wurde, wie die abgehörte Rede abgespielt war. Die Wohnung, in der das stattfand, gehörte einem gewissen Eduardo Rózsa-Flores, einem Mann mit ungarischem, kroatischen und kolumbianischen Pass und einer filmreifen Biographie (hier ein paar Highlights auf Wikipedia), der 2009 in Bolivien unter "unklaren Umständen" bei einer als Antiterroreinsatz benannten Polizeiaktion erschossen worden ist. Szabó soll ein Freund des "Terroristen" gewesen sein, die Gerüchte um eine Involvierung des Mannes gibt es schon eine Weile, angeblich hat Rózsa-Flores Szabó als Zeugen in die Wohnung gebeten. Von der Rechten wird der Tod von Rózsa-Flores damit erklärt, dass die "Verräter" in den eigenen Reihen verhindern wollten, dass ihre Tat bekannt wird. Sie hätten den Kumpanen daher bei der bolivianischen Polizei als im Drogengeschäft tätigen Terroristen angeschwärzt, um ihn zu beseitigen.

 

Einige der Genannten äußerten sich knapp, dies sei alles nur "Einbildung", Szabós Aussagen seien "Nonsense". Gyurcsány selbst äußerte auf seiner Facebook-Seite, dass er weder die Verräter, noch die Denunzianten leiden kann und für ihn diese Geschichte längst abgeschlossen ist.

Szabós Aktion ist indes als Teil der internen Kleinkriege in der linken Parteienlandschaft einzuschätzen und dient ganz klar dem Ziel die Ex-Genossen von der MSZP anzuschwärzen. Dass man sich dabei sogar der Regierungspresse bedient, zeigt die "feinen" Sitten bei den "Sozialisten". Die MSZP forderte die Zeitung und Szabó ultimativ auf, Beweise vorzulegen und die Vollnamen zu nennen oder sich andernfalls auf rechtliche Schritte wegen Verleumdung einzustellen.

red.

Möchten Sie den Pester Lloyd unterstützen?