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(c) Pester Lloyd / 23 - 2013   NACHRICHTEN 04.06.2013

 

Allungarischer Aprikosenbaum

Naziaufmarsch und amtlicher Revisionismus zum "Trianon-Gedenktag" in Ungarn

Bereits 2010 beschloss die Regierung Orbán einen Trianon-Gedenktag für den 4. Juni jeden Jahres. Auch in diesem Jahr wird der Tag zum zentral gepflegten "nationalen Trauma" wieder ein Fest für Radikale und Revanchisten, nicht nur der Jobbik, sondern auch der Regierungspartei. Schon am Sonntag marschierten Hunderte Neonazis auf die Botschaften der Nachbarländer, doch auch alle Schulkinder des Landes werden mit eingebunden und zum Absingen einer "Hymne des Zusammenhalts" verpflichtet.

Budapest am Sonntag: Nazitruppen marschieren durch die Stadt, flankiert von Polizei.

Vizepremier und Justizminister Navracsics kritisierte in einer Rede am Dienstag die schädliche Wirkung des "liberalen Internationalismus`" und beschwor ein weiteres Mal, dass nur "Nationen, die zusammenstehen", eine Chance aufs Überleben haben werden. Angehörige der ungarischen Nation sind laut neuer Verfassung alle Ungarn (sprich Magyaren) in und außerhalb der Grenzen, während die in Ungarn lebenden ethnischen Minderheiten nur "staatsbildender Teil" des Landes sein sollen. Untermauert wurde diese Ideologie im vergangenen Oktober durch eine Blut-und-Boden-Rede des Ministerpräsidenten Parlamentspräsident Kövér bezeichnete alles als Ungarn, wo Ungarn leben und erkärte der Slowakei bereits einmal beiläufig den Krieg.

Außenstaatssekretär Németh beschwor den Zusammenhalt "aller Ungarn" und versprach weitere Forint-Milliarden für die Ungarn in den Vor-Trianon-Gebieten. Fidesz mischt dort massiv in separatistischen Parteien mit und ignoriert gleichzeitig die moderateren Vertreter der ungarischen Minderheiten in Rumänien, Slowakei, Serbien, der Ukraine. Durch die vereinfachte Vergabe ungarischer Pässe baut man sich dort eine neue Wählerbasis auf, bereits rund 400.000 "Wieder"-Ungarn hat man bereits eingebürgert, sie haben in Ungarn das aktive Wahlrecht, die Wählerlisten sollen jedoch aus "Sicherheitsgründen" geheim gehalten werden.

Bereits am Sonntag marschierten die ungarischen Neonazis, Jobbik-Parlamentarier sowie Angehörige der "Bewegung der 64 Komitate", einer ebenso offen neofaschstischen Jugend-Organisation auf und uniformiert durch Budapest (Foto oben). Der uniformierte Aufmarsch durch bewohnte Gebiete ist in Ungarn gesetzlich verboten, doch - wie stets - schritt die amtliche Ordnungsmacht nicht ein. Die Polizei beschränkte sich auf die Absperrung der Botschaften der Slowakei, Rumäniens und Serbiens, die Ziel des Nazi-Marsches waren. Ein Jobbik-Abgeordneter forderte eine "Revision des Schanddiktates von vor 93 Jahren", der Vertrag von Trianon war und ist "ein Versuch, die Nation zu morden".
 

 

Auch die Schulkinder des Landes werden - regierungsseitig - in die Feierlichkeiten einbezogen. In allen Grundschulen des Landes soll am morgigen Gedenktag eine Hymne des nationalen Zusammenhaltes gesungen werden, wer sich nicht dran hält, hat mit deisziplinarischen Folgen zu rechnen. Melodie, Text (da gehts ums Tanzen um Aprikosenbäume und sich auf die Füße steigen) und weitere Hintergründe hat der Blog Pusztaranger zusammengetragen. Bürgermeister laden zu öffentlichen Kundgebungen an die allgegenwärtigen Trianon-Denkmale (Foto) in etlichen Gemeinden des Landes, auch diese werden gerne durch den Auftritt diverser "Garden" flankiert.

Hier mehr zu den Feierlichkeiten aus dem Vorjahr. http://www.pesterlloyd.net/2011_23/23trianongedenk/23trianongedenk.html

Aktuelles zur "Nationenpolitik" der Orbán-Regierung
Alle Jahre wieder...: Separatistische Ungarn in Rumänien fordern "territoriale Autonomie"
http://www.pesterlloyd.net/html/1311szeklerautonomie.html

Mehr zum "Nationalen Traumatag" und dem Drumherum
http://www.pesterlloyd.net/2010_20/20trianon/20trianon.html

Ungarn und das Erbe von Trianon: Ein Kommentar
http://www.pesterlloyd.net/2010_32/32kommentartrianon/32kommentartrianon.html

red.

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