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(c) Pester Lloyd / 24 - 2013   NACHRICHTEN 14.06.2013

 

CERN-Rechenzentrum in Ungarn eröffnet, Orbán lobt Forschungspolitik

Am Donnerstag wurde in Ungarn ein Rechenzentrum des Europäischen Kernforschungszentrums CERN eingeweiht, das vom Wigner Forschungsinstitut der Ungarischen Akademie der Wissenschaften betrieben wird. Bei der Zeremonie war neben dem CERN-Direktor Rolf-Dieter Heuer und dem Akadamiepräsidenten József Pálinkás auch Premier Orbán anwesend, der in seiner Ansparche behauptete, dass die Forschungs- und Entwicklungsprogramme der Regierung eine bessere Zukunft für Ungarn versprechen, auch das "akademische Leben" wird "mehr und mehr vielversprechend" sagte Orbán im Angesicht von rund einem Drittel weniger Studierender als vor seiner Amtszeit und rund einem Drittel geringerer Staatsgelder für das Hochschulwesen. Die Elitenforschung wird hingegen ausgebaut. Auch hier kam wieder das "Ungarn macht es besser", die Dauerlosung der Regierung, man schaffe die "nötigen Voraussetzungen für moderne wissenschaftliche Forschung und behalte dadurch die talentierten Jungforscher im Lande." Die Statistiken sprechen indes eine gegenteilige Sprache. Ungarn habe die Ausschreibung für das CERN-Rechenzentrum gegen acht andere Bewerber wegen seiner exzellenten geographischen Lage, seiner stabilen IT- und Kommunikationsinfrastruktur und wegen seiner hochqualifizierten Fachkräfte gewonnen, so Orbán.

Auf 2.000 Quadratmetern wurde binnen eines Jahres ein Rechenzentrum für rund 50 Mio. EUR errichtet, wobei rund zwei Drittel davon durch EU- bzw. Steuergelder, der Rest durch CERN-Gelder finanziert wurden. Hier werden nun Daten vom Teilchenbeschleuniger in der Schweiz bearbeitet.

 

In seiner Rede pries der Regierungschef die Kernforscher und Nobelpreisträger Edward Teller, Jenő Wigner und János Neumann, die wegen der "schwierigen historischen Umstände" ihre "Karrieren nicht in der Heimat realisieren konnten." Diese “Schwierigkeiten” betreffen in erster Linie die Judengesetze in den 20er Jahren unter Horthy, die schon damals Quotierungen jüdischer Studentenzahlen bedeuteten. Teller studierte deshalb bereits in Deutschland, das er, weil jüdisch, 1933 verließ, er war dann in den USA Mitarbeiter am Manhattan-Projekt und maßgeblich an der Entwicklung der ersten Atombombe beteiligt. Auch Wigner studierte in den 20ern schon in Berlin und ging schon 1930 in die USA, wo er zusammen mit Leó Szilárd Forschungen an der Kettenreaktion von Atomen vollführte, die ebenfalls Grundlage für die Atombombenentwicklung wurden. Auch János Neumann ging den Weg über Berlin, Zürich, Hamburg und Göttingen, eine Einschreibung für Mathematik in Budapest wurde 1925 mit Bezug auf das Judengesetz verweigert. Neumann forschte in den USA dann an der Quantenmechanik und gilt als Vater der Wasserstoffbombe. Diese Umstände erwähnte Orbán in seiner Ansprache nicht, die Horthy-Ära wird seit seinem Regierungsantritt als Phase der (zunächst) erfolgreichen Selbstbehauptung verzerrt, Horthy indirekt als Vorbild glorifiziert, Verbrechen unter seiner Verantwortung werden geleugnet.

red.

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