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(c) Pester Lloyd / 24 - 2013   NACHRICHTEN 14.06.2013

 

Sozialbegräbnisse in Ungarn verlangen tätige Mithilfe der Angehörigen

"Sozialbegräbnisse" steht über dem Gesetzentwurf, der dem ungarischen Parlament zur Beschlussfassung vorliegt. Der Inhalt lässt viele Parlamentarier ratlos, einige schockiert zurück und ist eine Mischung aus morbidem Zynismus und offener Menschenverachtung. Da in Ungarn rund 4 Millionen Menschen unter oder knapp an der Armutsgrenze leben müssen, mussten immer mehr Kommunen auch bei den Beerdigungen finanziell beispringen. Das belastete die Etats derart, dass man die Angehörigen, die sich eine "normale" Beerdigung nicht mehr leisten können, nun zur Mitarbeit verpflichten will. Laut Gesetzesentwurf sollen die Angehörigen die Grube selbst ausheben und zuschütten und sogar bei der Leichenwaschung mit anpacken.

Auf einer Anhörung vor dem parlamentarischen Ausschuss für Menschenrechte (sic!) argumentierten Vertreter der Regierungspartei, dass dies nicht nur die Gemeindekassen entlasten könnte, sondern die Menschen, die sich in der hektischen Welt von heute vom Thema Tod derartig entfernt hätten, wieder zu einer guten alten Tradition zurückgeführt würden. Man wolle aber Rücksicht nehmen auf jene, die wegen ihrer Trauer physisch nicht in der Lage seien, die geforderten Dienste zu verrichten, sie könnten sich dann um einen Ersatz kümmern, der für sie die Schaufel oder den Schwamm bedient.

 

Die demokratischen Oppositionsparteien haben massive Proteste angekündigt, wenn das Gesetz verabschiedet wird. Im Internet reagierte man entsprechend sarkastisch auf den Gesetzesentwurf, dort gibt es Vorschläge, dass die Ein-Forint-Jobber der Kommunalen Beschäftigungsprogramme doch schon einmal im Voraus ein paar tausend Gräber ausheben könnten oder dass diejenigen, die Probleme mit der Waschung der toten Mami hätten, doch einen von MOL gestifteten Benzinkanister benutzen könnten. Auch Mehrfachsärge (mit einer Klappe unten, wie unter Joseph II.) werden ins Gespräch gebracht, einer schlug vor, das Sterben einfach so lange zu verbieten, bis der Kandidat genug Geld zur Verfügung habe. Wieder andere empfahlen, den staatlichen Zigarettenläden eine Mittagspause zu verordnen, während die Besitzer für ihre 10% Gewinngarantie die Schaufel in die Hand nehmen und einen Dienst für die Gemeinschaft verrichten könnten. Die Kommentarspalten in den Medien sind aber vor allem mit Schmähungen für die genialen Erfinder dieser Idee nebst ihrer nächsten Verwandten übersät, bei deren Wiedergabe wir uns strafbar machen würden.

red.

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