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(c) Pester Lloyd / 36 - 2013   BOULEVARD 07.09.2013

 

Prinzessin Ráhels großer Tag

Endlich hat auch Ungarn seine "Königliche Hochzeit"

Seit Wochen ist es das bestimmende Thema in den ungarischen Medien, längst nicht nur der Yellow Press: die Hochzeit von Premier Orbáns ältester Tochter, Ráhel, mit dem "Bürgerlichen", István Tiborcz. Während das Traumpaar und die Herrscherfamilie einen glücklichen Tag verbringen und dem Land damit auch etwas Glanz verschaffen wollen, versuchen neidzerfressene Dissidenten böse Gerüchte zu streuen. Die Geschäftigkeit der bunten Blätter und die Steilvorlagen der Hochzeitsgesellschaft machen das "Ereignis" zu einer Realsatire ungarischer Verhältnisse.

Die Wochenzeitschrift HVG fasst das Ereginis bildnerisch so zusammen. Einige meinen, das wäre ironisch gemeint, können wir uns aber nicht vorstellen...

Am Freitag gaben sich die beiden jungen Leute in einer eher formlos gehaltenen Zeremonie im Standesamt des XII. Budapester Bezirkes das Ja-Wort, Orbán blieb diesem “bürgerlichen” Akt fern. Die kirchliche Trauung fand dann am Samstagamittag in der Franziskanerkirche am Margaretenring in Buda statt, später gab es einen Empfang im Orbán-Anwesen am Schwabenberg und danach wird auf dem Land, dem Hof des Bräutigams in der Tükröspuszta im Örtchen Csabdi (nördlich von Bicske) im Komitat Fejer, gefeiert werden.

Wo Ráhel ihren Fuß hinsetzt, wird Ungarn schöner...

Über 120 Gäste sind geladen, es wird - selbstredend - "traditionelle, ungarische Hausmannskost" geben, eine Band spielen, sogar ein Sanitäterzelt wurde aufgebaut, ungarische Hochzeiten können ja durchaus auch balkanesische Proportionen erreichen. In Csabdi wird es eine Prozession zur kleinen Kirche geben, um sich auch den Segen des Ortspfarrers zu holen, die Eltern sind, so weiß es die Boulevardzeitung "Blikk": freudig erregt bis enorm aufgeregt, schließlich habe man "hier in diesem Ort so etwas Schönes noch nie gesehen".

Während die einschlägigen Boulevardmedien das junge Paar auf Schritt und Tritt begleiten und die Ehelichung in Dimensionen inszenieren, die man sonst eher aus regierenden Adelshäusern und den einschläigen Friseurmagazinen kennt, vermerken politisch orientierte Medien durchaus gewisse feudale Elemente: so beschreibt index.hu, dass "überall, wo Rahel ihren Fuß hinsetzt, das Land schöner wird". Schon seit Tagen beobachtete man Bautrupps und Fahrzeuge, die am Anwesen des Bräutigams Zufahrtsstraßen und Auffahrten asphaltierten, die Fahrbahnbankette behübschten, auch die Grünbereiche der Franziskanerkirche wurden unter dem Einsatz von Gärtnern und kommunalen Bautrupps aufgepeppt.

Die Hassprediger von atlatszo.hu, abgehalfterte Ex-Staatsjournalisten, die unserer Partei nicht die Butter auf dem Brot gönnen, machten sich mit diesem Statement wichtig.

FC Felcsút heiratet Közgép

Fragen nach den Geldgebern dieser Maßnahmen im öffentlichen Raum hat sich das Kanzleramt verbeten, allerdings ist es ein treffendes Bonmot, dass die Bautrupps als solche der Firma Közgép identifiziert wurden, die Teil des Oligarchennetzwerkes der Fidesz-Regierung ist. Noch witziger: der Bräutigam ist "zufällig" Geschäftsführer einer Közgép-Tochtergesellschaft, gehört also nicht erst seit heute zur "Familie". Er ist, zusammen mit Partnern, in der ES-Holding und Elios Zrt. tätig, die mit Közgép verzahtn sind und deren "Divisionen" sich mit kommunaler Energieversorgung, Immobilien und Buchhaltung befassen und gut im Geschäft sind. Schnüffler von der Transparzenplattform atlatszo.hu stellten eine Häufung wirtschaftlicher "Nahverhältnisse" zwischen Unternehmen und Kommunen fest sowie begünstigte Auftragserteilungen und - ganz standesgemäß - auch einen Off-Shore-Hintergrund. "Explosionsartig", konkret um über 300%, sei in den letzten zwei Jahren das Auftragsvolumen aus öffentlichen Ausschreibungen gestiegen. Wir gratulieren!

Heilige Sch.... - wo selbst Orbáns Macht endet...

Auch die Gästeliste berechtigt zu einiger medialen Aufmerksamkeit, offiziell heißt es, dass Rahel vor allem all jene Leute einlädt, die schon lange ihre und Freunde der Familie sind, dazu zählen auch der Parlamentspräsident Kövér, Nationalbankchef Matolcsy; die "Historikerin" Mária Schmidt vom Terrorhaus, auch der Ex-Sportminister Tamás Deutsch, Innenminister Pintér, die am Mittag an der katholischen Kirche vorfuhren, was insofern bemerkenswert ist, da der Brautvater der Tochter mit dem alttestamentarischen Namen (Nimm das, Tarlós!) ein bekennender Kalvinist ist. Aber so weit reicht nicht einmal die Macht des Premiers, dass er die Gesetze des Hungaromachismo, wonach die Frau im Namen und Glauben zum Teil des Mannes werde, außer Kraft zu setzen im Stande wäre. Präsident Áder kann leider nicht kommen, er hat selbst eine Hochzeit in der eigenen Familie. Auch sonst gibt ein solches Fest wichtige Einblicke, wer gerade wie in der Gnade des ersten Dieners des Staates steht, ist auch Zsolt Bayer geladen?

Das Newsportal 444.hu, auch so eine links-jüdische Hetzplattform, monierte, dass ausgerechnet vor der großen Hochzeit Arbeiter die Wege um die Kirche asphaltieren. Wir antworten: das musste doch sowieso gemacht werden und ist nur gottgefällig.

Milliarden für das Wohl der Gemeinschaft

Ein Gast, der Bürgermeister von Orbáns Heimatort Felcsút, soll der Braut sogar ein Auto schenken. Dieser verneint, eine Zeitungsente von vielen, sagt er. Dabei hätte er das Geld dafür, denn der mit der Herrscherfamilie eng befreundete Bürgermeister der klitzekleinen Gemeinde von 3.000 Einwohnern, stieg binnen drei Jahren zum Großgrundbesitzer auf, in dem er Hunderte Hektar Staatsland - über eine völlig korrekte Ausschreibung des Nationalen Bodenfonds - zur Pacht überschrieben bekam und auch für die Firma von Orbáns Gattin einige Geschäfte tätigte. Gerade hat er, der auch Stiftungsvorsitzender der Felcsúter Jugendaufbaustiftung ist, seinem eigenen Unternehmen "Mészáros & Mészáros" rund 1 Milliarden Forint (3,3 Mio. EUR) überweisen dürfen, für den Bau des Felcsúter Fußballstadions, das wiederum von der Privatstiftung der Familie Orbán betrieben wird, natürlich nur im Interesse des Gemeinwohls. - Mit solchen Nebensächlichkeiten also beschäftigt sich die immer noch zu freie Presse in Ungarn, während die First Tochter des Landes dem glücklichsten Tag ihres Lebens entgegengeht. Ja, selbst an der Reinheit der Prinzessin selbst vergriff sich die Journaille bereits und behauptete, sie hätte Preise, Würdigungen, Examen nur wegen ihrer Verwandschaft erhalten. Wie kann man nur.

Nicht ausgeschlafen? Ein leicht verspannt wirkender Brautvater führt Ráhel zum Altar. Das Foto stammt von Orbáns offizieller Facebook-Präsenz.

Ein Traum in Weiß und Silber. Ráhel fährt im Jaguar vor den Altar.

Linksliberale Vandalen chancenlos gegen die Liebe des Volkes

Regierungssprecher Bertalan Havasi machte an der Kirche zur Sicherheit selbst den Zeremonienmeister, sein erster Job war es am Morgen, einen von Witzbolden herbeorderten Pizzaboten von der Kirchentür zu verweisen, der hier eine Bestellung abgeben wollte... Orbán fuhr seine Tochter sodann selbst zum Altar, erfahren wir noch und auch, dass er gestern extra wegen ihr auf die Reise zum Fußballmatch nach Bukarest verzichtete. Orbán mag einfach keine Niederlagen.

 

In der Wohngegend der Orbáns im XII. Bezirk, rund um die Trauungskirche und natürlich rund um das Landgut der Familie Tiborcz wurden Straßen gesperrt und fuhren massiv Sicherheitskräfte auf. Hunderte Festgäste mussten schließlich vor möglichen Demonstranten geschützt werden, die gegen was auch immer demonstrieren wollten. "Aktivisten", man könnte auch sagen, Schmierfinken von der Milla, einer Bürgerrechtsbewegung aus dem Dunstkreis der Bajnai-Opposition, beschmierten am Freitagnachmittag den Eingang der Orbán-Villa mit "Royal Wedding 2013" und bekamen dafür eine Anzeige wegen Vandalismus, obwohl sie eigentlich die Wahrheit schrieben. Die gleiche Losung tauchte heute auch an der Kirchenwand und auf der Straße auf und wurde hektisch übertüncht.

Ein anderer Teil des Volkes spielt seine Rolle würdiger: Dutzende, manche schreiben, Hunderte Schaulustige versammelten sich an der Kirche, um einen Blick auf die traumhaft gewandete Braut zu erheischen, Glückwünsche zu rufen, Blumen zu streuen und das Paar mit des Volkes reiner Liebe vor der Missgunst der Verirrten zu beschützen, so wie es einem Volk gegenüber seinem Souverän gebührt und wie man es auch schon in den politischen Schlachten gegen die EUdSSR und das Finanzjudentum erfolgreich praktizierte. Es wird dafür mit mindestens vier weiteren Jahren Orbßan und vier weiteren solcher Traumhochzeiten belohnt werden, denn genausso viele Kinder darf die erste Familie des Landes, so es Gott gefällt, noch unter die Haube bringen.

red. / cs.sz.

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