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(c) Pester Lloyd / 36 - 2013   NACHRICHTEN 04.09.2013

 

Angst vor weiteren Fettnäpfchen: Budapest storniert Antisemitenstraße und untersagt weitere Umbenennungen von Straßen und Plätzen

Bei der Stadtratssitzung am Dienstag wurde - wie vorher angekündigt - die Umbenennung einer Straße im zweiten Bezirk nach der antisemitischen Schriftstellerin Cecile Tormay - storniert. Jedoch nicht aus historischen Überlegungen, sondern weil "der Streit über die Benennung zu scharf geworden" ist, so Oberbürgermeister Tarlós, der im Zusammenhang damit auch gleich einen Beschluss verabschieden ließ, der bis zu den nächsten Kommunalwahlen (Herbst 2014) jede Umbenennung von öffentlichen Plätzen untersagt. Damit, so Tarlós, sollte "jeder davon abgehalten werden, mögliche weitere Umbenennungen für politische Zwecke zu missbrauchen." Lies: nicht die Umbenennungen sind das Problem, sondern jene, die was dagegen haben. Unter Tarlós wurden inflationär Plätze und Straßen umbenannt, mit eindeutig politisch-ideologischen Motiven. Das Umbenennungsverbot schützt also letztlich eher die eigenen Reihen vor weiteren Fettnäpfchen.

 

Gegen die Umbenennung zu Ehren von Tormay hatten sowohl die linken Oppositionsparteien, die örtlichen jüdischen Gemeinden als auch der Jüdische Weltkongress heftig protestiert und zeigten sich "geschockt" über diesen "offenen Antisemitismus" im Angesicht des 75. Jahrestages der ersten ungarischen Judengesetze, hieß es (wiewohl die ersten bereits in die 20er Jahre reichen). OB Tarlós bewies aber, dass er auch verdeckten Antisemitismus kann, in einem Fernsehinterview bezeichnete er kürzlich Teile der linken Opposition als "solche, die die Bibel immer erst beim Alten Testament aufschlagen", übersetzt: sind alles Juden. Später meinte er, wer diesen Satz als antisemitisch verstehe, habe offenbar keine Ahnung vom christlichen Ritus, sollte heißen: die den Vorgang kritisierenden Journalisten sind eh auch alles Juden. Eine Büste von Tormay wurde übrigens dennoch auf öffentlichen Gelände eingeweight, in Anwesenheit auch von Fidesz-Prominenz.

Anfang Oktober richtet die ungarische Regierung eine "internationale Konferenz" zum Thema Antisemitismus aus, ausgerechnet in dem Parlament, das von einem gewissen Herrn László Kövér präsidiert wird, der den antisemitisch agierenden Blut-und-Boden-Schriftsteller Nyirö öffentlich ehrte. Gerade am Sonntag hat sein Vize Lezsák der
20jährigen Umbettung des Hitlerverbündeten Horthy gedacht. Im kommenden Jahr wird des 70. Jahrestages des Holocaust an den ungarischen Juden gedacht werden, die Regierung hat dazu ein offizielles Vorbereitungskomitee gebildet.

red.

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