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(c) Pester Lloyd / 37 - 2013   NACHRICHTEN 10.09.2013

 

Regierungspolitiker beleidigt Abgeordnete mit sexistischer Beschimpfung

Sie können es einfach nicht lassen: wieder einmal sorgt der sexistische Ausfall eines Abgeordneten der ungarischen Regierungspartei für einen Eklat. Diesmal ging der Fidesz-Staatssekretär für Umwelt, Zoltán Illés, auf eine Abgeordnete der grün-liberalen LMP, Bernadett Szél, los.

Die Grüne stellte die Regierung hinsichtlich ihres Engagements in der Frage der Goldmine in Rosia Montana, Rumänien, zur Rede und befand, dass das Kabinett nicht genügend getan habe, um die Genehmigung der Goldförderung mit giftigen Cyaniden zu verhindern.

Illés erwiderte in sehr herablassemden Ton: "Der Umstand, dass jemand hübsch ist, bedeutet nicht, dass er auch klug ist." Er fuhr fort: "... ich weiß, was wir, auch der Ministerpräsident alles getan haben...", (...) und weise, den ganzen Müll und Unsinn, den sie hier in den letzten Minuten verbreitet haben, zurück..." Sodann schob er nach, die Abgeordnete "solle den Namen des Ministerpräsidenten besser nicht in den Mund nehmen...!". Der amtierende Sitzungsleiter, Lezsák, Fidesz, ermahnte den Staatssekretär, er möge das Gesagte zurücknehmen, was dieser knapp bestätigte. Ein Fidesz-Sprecher, Máté Kocsis, entschuldigte sich danach für den Ausrutscher, Illés nicht.

Oppositionspolitiker, voran LMP-Chef Schiffer, verlangten von Premier Orbán daraufhin, Illés wegen seines "inakzeptablen und unwürdigen Verhaltens" sofort abzuberufen. Täte er das nicht, zeigte er, dass er diesen Stil von Regierungsmitgliedern, der von einem ausgesprochenen Herren-Diener-Verhältnis zeugt, für akzeptabel hält, so Schiffer. Für "Gemeinsam 2014" hat der Politiker erneut "seine Unfähigkeit und Unwürdigkeit für seine Aufgaben nachgewiesen", Illés sei ein "exemplarischer Sexist". (was übrigens mit einer Reihe deftiger Schwänke belegbar wäre, wenn die Quellen uns dies erlaubten..., Anm.)

Es ist dies nicht die erste sexistische Auffälligkeit seitens eines Fidesz-Abgeordneten im Parlament (wobei man ergänzen muss, dass die Herabwürdigung Andersdenkender allgemeiner Grundton ist), einer der Herren ließ sich in einer Debatte zum Thema Schärfung des Strafrechts bei häuslicher Gewalt dahingehend aus, dass die Frauen einfach mehr Kinder kriegen müssten, die Erfüllung dieser ehelichen Pflicht würde ihr Ansehen in der Familie derart heben, dass sich das mit der Gewalt von allein erledigte. Der Fidesz-Fraktionschef nahm die Strafrechtsverschärfung dann doch auf, "auf Wunsch der Damen". Ein anderer Abgeordneter verlor seine parlamentarische Immunität, nachdem er seine Frau krankenhausreif geprügelt hatte.

 

Wie wenig Frauen in der ungarischen Politik zu melden haben, belegte eine Studie der Corvinus-Uni und ist beileibe kein alleiniges Phänomen der Fidesz-"Kultur", sondern eines allseits gepflegten "Hungaromachismos" quer durch alle Schichten. Im Fokus der Politik stehen Frauen heute eigentlich nur, wenn - vornehmlich - national gesinnte Politiker, den Untergang des Magyarentums aufgrund der niedrigen Geburtenrate beklagen und diverse "Maßnahmen" für die Auslösung eines "Babybooms" beraten. Auch vor der öffentlichen Diffamierung von Frauen, die das Recht auf Abtreibungen wahrnehmen, schreckte man nicht zurück und setzte dafür sogar EU-Mittel ein. Was hier bereits festgestellt wurde, hat sich nun wieder bestätigt: das wirksamste Verhütungsmittel des Landes scheint Fidesz selbst zu sein.

red.

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