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(c) Pester Lloyd / 38 - 2013 WIRTSCHAFT 17.09.2013
Schmerzensgeld
Wollte sich Ungarn über E.ON in Deutschland freikaufen?
Die oppositionelle MSZP hat die Installation eines Untersuchungsausschusses zur Übernahme der E.ON Gastöchter durch den Staat beantragt. Darin sollen die Hintergründe des Deals erforscht und die Frage beantwortet werden, warum die staatlichen E-Werke MVM, das "Mehrfache des realistischen Marktpreises" (870 Mio. EUR) für die beiden E.ON-Tochtergesellschaften zahlen soll.
Wer hier Schmerzensgeld verdient, ist längst noch nicht ausgemacht... E.ON reichte Orbáns Charme offenbar nicht, die wollten echtes Geld sehen...
Noch dazu, wo sie diese Summe gar nicht hat und daher massiv Fremdkapital in Form von Krediten (340 Mio.) und - über eine Kapitalerhöhung - also aus Steuergeldern aufnehmen muss. Hier mehr. Bis heute fehlt der Öffentlichkeit - so die MSZP - eine "glaubhafte Erklärung" dafür, warum der Erwerb so notwendig gewesen sein soll und es liege der Verdacht nahe, dass man den für die Energiesicherheit des Landes wichtigen Konzern über diesen Umweg für die gesetzliche Strom- und Gaspreisreduzierung kompensieren wollte, um sich des politischen Drucks des mächtigen Deutschlands zu entziehen.
Die Regierung steht dagegen auf dem Standpunkt, dass der "Rückkauf die Regierung in eine Position bringt, die ihr eine Kontrolle des Gaseinzelhandels ermöglicht...", während der Erwerb der Lager aus strategischen Gründen wichtig sei. Die Übernahme solle verhindern, dass die Preise - "wie unter den Sozialisten in die Sterne klettern" und "die Ungarn ausländischen Firmen ungeschützt aussetzen".
Die neonazistische Partei Jobbik schloss sich dem Untersuchungsbegehren der MSZP an und sagte, dass "Experten" einen Preis von "bis zu 300 Mio. EUR" für realistisch hielten. Sollte der Deal so wie geplant bis Ende des Monats abgewickelt werden, werde man mit Vollgas juristisch gegen die Regierung und den Kaufvertrag vorgehen.
cs.sz.
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